Foto: Oliver Pohl

Der AWO Bezirksverband Niederrhein

sozial.politisch.gestaltend.

Geschichte der AWO am Niederrhein

Erfahrung für die Zukunft

Im Oberlichtsaal der städtischen Tonhalle in Duisburg fanden sich am 1. November [1921] eine große Anzahl von Genossen und Genossinnen des gesamten Bezirks Niederrhein zusammen. Vor grünem Laub stand Bebels Büste auf dem Podium, das von roten und republikanischen Fahnen flankiert war. („Freie Presse“ v. 02.11.1921)

Die dort versammelten Delegierten kamen aus den 18 damals existierenden AWO-Ortsausschüssen der Region und hatten das gemeinsame Ziel einen Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt und dadurch auch den „AWO Bezirksverband Niederrhein e. V.“ als seiner modernen Ausprägung zu gründen. Mit der einstimmigen Annahme der Satzung und der Wahl des Vorstandes wurde dieser Schritt dann nach ausführlicher Diskussion am 2. November 1921 erfolgreich vollzogen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Genosse Dröner aus Elberfeld gewählt, erster Sitz des Ausschusses war ebenfalls in der Industriestadt an der Wupper. Satzungsgemäßer Zweck des Bezirksausschusses war es, die gesetzliche Regelung der Wohlfahrtspflege zu fördern, ihre sachgemäße Durchführung und ihren planmäßigen Ausbau im Bezirk Niederrhein in die Wege zu leiten. (Satzung v. 02.11.1921 §1)

Von 1933 bis 1945 war die AWO verboten und wurde enteignet. Mitglieder und Mitarbeiter*innen wurden verfolgt, gingen in den Untergrund oder starben in Konzentrationslagern – wie unser Bezirksvorsitzender Paul Gerlach im KZ Sachsenhausen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bezirksverband Niederrhein schnell wiedergegründet, jetzt allerdings als eigenständiger, eingetragener Verein mit Sitz in Düsseldorf. Die vorhandenen Strukturen nutzte auch der AWO Bundesverband zur Durchführung der Reichskonferenz 1949 in Solingen, in der Marie Juchacz zur Ehrenvorsitzenden gewählt wurde.

Für den Bezirksverband Niederrhein stand natürlich unächst die Koordination unmittelbarer Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Vordergrund. Schon bald übernahm der Bezirksverband daher auch den Betrieb eigener Einrichtungen.

  • Ab 1951 wurde etwa ein erster Kindergarten in Düsseldorf betrieben, der als Modelleinrichtung mit 12 Stunden Öffnungszeit konzipiert war, um insbesondere Alleinerziehende zu unterstützen.
     
  • 1974 gründete sich das Bezirksjugendwerk der AWO Niederrhein als eigenständiger Kinder- und Jugendverband, um das demokratische Bewusstsein und die Eigenständigkeit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu fördern.
     
  • Seit 1983 betreibt die AWO Niederrhein in Essen das damals wie heute beispielgebende und innovative Beratungszentrum „Lore-Agnes-Haus“ mit dem Ziel selbstverantwortliche Familienplanung zu unterstützen, bei Schwangerschaftskonflikten neutral zu beraten und zu allen Fragen der Sexualität aufzuklären. Lebensqualität erhalten und neue Lebensperspektiven schaffen, das ist seit Jahrzehnten das Ziel der AWO Niederrhein, auch in der Arbeit mit Pflegebedürftigen und deren Familien.
     
  • Am 1. Januar 1995 trat in Deutschland die Gesetzliche Pflegeversicherung in Kraft. Der damit verbundene Systemwechsel bei der Leistungserbringung von Pflegeleistungen veranlasste die AWO am Niederrhein die Kommission Pflegeversicherung mit dem Auftrag zu gründen, die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Pflege- und Krankenkassen zu vertreten, die hohen Ansprüche der AWO an die Pflegequalität zu gewährleisten und als Kooperation der Träger von AWO-Pflegeeinrichtungen im Niederrhein als Spitzenverband gemeinsame Ziele zusammen durchzusetzen.
     
  • Ab 2002 rückte vor dem Hintergrund stetig steigender und nicht zu akzeptierender Kinderarmut die Armutsprävention immer stärker in den Fokus des Bezirksverbandes. Gemeinsam mit der Stadt Monheim am Rhein und mehr als 60 Kooperationspartnern hat die AWO Niederrhein in Monheim das „Mo.Ki-Netzwerk“ zur Förderung von Familien und Kindern und damit einen zukunftsweisenden Ansatz zur Prävention von Kinderarmut und deren Folgen entwickelt.

All dies sind nur einige Wegmarken in der Geschichte der Arbeiterwohlfahrt am Niederrhein. Anlässlich des 100-jährigen Verbandsjubiläums hat die AWO am Niederrhein ihre zehn Jahrzehnte in einem historischen Lesebuch aufbereitet. Unterstützt durch die Arbeit der Historischen Kommission des AWO Bezirksverbands Niederrhein, der zahlreichen persönlichen Erinnerungen des Ehrenvorsitzenden Paul Saatkamp und durch das intensive Protokollstudium wurde ein lesenswerter Rückblick auf 100 Jahre AWO am Niederrhein möglich, der hier durchgeblättert werden.

Ihr Ansprechpartner

Herr Andreas Wiemers

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