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AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. | Detail

Zukunft gestalten statt Mängel verwalten (Teil 1 unseres Jahresrückblicks)

Verband

Vor allem Zukunftsfragen bewegten im Jahr 2023 den AWO Bezirksverband Niederrhein und auf vielfältigen Wegen suchte er Antworten auf die Fragen, wie demokratische Teilhabe gestärkt, dass Zusammenleben gelingen und vor allem wie langfristig finanzielle Sicherheit und Stabilität für die wichtige Arbeit eines Wohlfahrtsverbands sichergestellt werden kann.

Um mit Menschen über diese wichtigen Grundlagen unseres Zusammenlebens ins Gespräch zu kommen, startete der AWO Bezirksverband Niederrhein die Veranstaltungsreihe „Das Land, in dem wir leben möchte“ und lud interessierte Bürger*innen zum Austausch mit Fachleuten und Politiker*innen darüber ein, was das Land ausmacht, die dem sie leben möchten. Den Auftakt bildete ein Fachtag in der AWO Begegnungsstätte Oberhausen-Sterkrade, auf dem das Grundrecht auf Wohnen zur Diskussion stand und die klare Botschaft vermittelte: Wohnen ist kein Luxusgut und muss für alle erschwinglich sein. Die zweite Veranstaltung der Reihe widmete sich der immer wieder von Politiker*innen aus der Schublade geholten Forderung nach einem sozialen Pflichtjahr (siehe hierzu Beitrag Freiwilligendienste). Über gelingende Inklusion wurde dann zum Jahresende in einem besonderen Format an einem außergewöhnlichen Ort gesprochen. Im Rio Filmtheater in Mülheim an der Ruhr wurde zunächst der bewegende Film „Wochenendrebellen“ aufgeführt, der nicht nur ein Kinofilm über Fußball, Autismus und eine besondere Vater-Sohn Beziehung ist. Es ist auch ein eindrucksvolles Plädoyer für das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Im Anschluss an die Vorführung hatten die 70 interessierten Gäste die Möglichkeit, nicht nur über den Film zu diskutieren, sondern auch darüber, wie die Teilhabe von behinderten Menschen in dieser Gesellschaft verbessert werden kann. Das gelingt übrigens vor allem mit Akzeptanz.

Um Teilhabechancen ging es auch auf der 12. Sozialkonferenz "AWO aktiv für Teilhabe von Einwander*innen" am 21. April 2023 in Schkeuditz bei Leipzig. Dort setzte sich die AWO mit der Zukunft der Einwanderungsgesellschaft auseinander. Moderiert vom niederrheinischen AWO Vorstand Jürgen Otto diskutierte die Sozialkonferenz Fragestellungen, wie die Teilhabe von Einwanderer*innen gelingen kann und welche Schlüsse daraus für die Zugangswege zu Bildung, Ausbildung, Beschäftigung, Partizipation und gesundheitlicher Versorgung gezogen werden müssen, damit die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft gelingen kann.

Mit wenig Akzeptanz tritt die nordrhein-westfälische Landesregierung derzeit der Freien Wohlfahrtspflege entgegen, die sich nicht zu Ihrer Finanzierungsverantwortlichkeit bekennt und damit den Kollaps des Betreuungssystems in NRW riskiert. Nachdem ein Hilferuf unbeantwortet blieb, rief die Freien Wohlfahrtspflege zu einer Kundgebung vor dem NRW-Landtag auf. Zunächst war die Kundgebung mit 350 Menschen geplant. Am Ende waren es mindestens 22.000, vielleicht sogar 25.000 Menschen, die sich gemeinsam dafür stark gemacht haben, dass NRW sozial bleibt. Allein die AWO NRW hat mit mehr als fast 9.000 einen enormen Beitrag dazu geleistet, dass kein*e Landtagsabgeordnete*r mehr sagen kann, die finanziellen Herausforderungen in Kitas, OGS, Pflege, Beratungsangeboten und weiteren sozialen Angeboten seien nicht bekannt. Da Signale der Landesregierung ausblieben, sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen, setzte der AWO Bezirksverband Niederrhein seine Protestaktionen fort und initiierte Schreiben von Bürger*innen, die den Landtag zum Handeln gegen das Sterben der sozialen Infrastruktur aufforderte. Fairerweise muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass nicht nur Schwarz-Grün in NRW die soziale Infrastruktur gefährdet. Auch die Ampel in Berlin legte einen Sparhaushalt mit fatalen Folgen für den Sozialstaat und die Gesellschaft vor. Grund genug für den AWO Bezirksverband Niederrhein, die vielfältigen Proteste gegen die Kürzungen im Rahmen der Kampagne Licht aus zu unterstützen.

Ebenso unerhört blieben bislang die Rufe, die Leiharbeit in der Sozialen Arbeit zu begrenzen. Denn vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels werden die nicht refinanzierten Mehrkosten für den Einsatz von Leiharbeiter*innen in der Pflege, der Kindererziehung und der Eingliederungshilfe zu einer enormen finanziellen Belastung für soziale Träger. Während die bayerische Staatsregierung im Bundesrat die Bundesregierung aufforderte, alle rechtlichen Möglichkeiten zur Rückführung oder Begrenzung von Leiharbeit in der Pflege auszuschöpfen, um einem drohenden Ungleichgewicht zwischen Leiharbeitsunternehmen und Leistungserbringern im Markt entgegenzuwirken, schiebt die NRW-Landesregierung die Verantwortung an die Träger ab. Ein Zustand, den auch die Freie Wohlfahrtspflege deutlich und scharf kritisiert.

Gleichwohl ist es nicht nur die unzureichende Refinanzierung, die die soziale Infrastruktur gefährdet. Zudem scheinen bestehende Förderprogramme und -strukturen nicht genug zu greifen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) NRW forderte darum einen wirkungsvolleren Einsatz finanzieller Ressourcen. Insbesondere im Kampf gegen Kinderarmut. Gesetzliche Förderstrukturen und Förderprogramme, die sich speziell der Bekämpfung der Folgen von Kinderarmut widmen, sollen so aufgesetzt werden, dass sie für Träger plan- und umsetzbar sind und der zu erwartende Ertrag in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand steht, heißt es in einem Positionspapier, das eine Projektgruppe des Präsidiums des AWO Bezirksverbands Niederrhein für die AWO NRW erstellte.

Aber der AWO Bezirksverband Niederrhein trat im Jahr 2023 nicht nur als Mahnerin auf. Gerne erinnerte sie die schwarz-grüne Landesregierung an eine versprochene Wahlrechtsreform und forderte sie auf, den eigenen Koalitionsvertrag umzusetzen und endlich den Anteil von Frauen in den Parlamenten durch eine verfassungsmäßige Änderung des Wahlrechts zu erhöhen.

Um die finanzielle Zukunft der Mitarbeitenden des AWO Bezirksverbands Niederrhein ging es bei den Tarifverhandlungen zwischen den Arbeitgebervertretern der AWO NRW und der ver.di-Tarifkommission. Durch die konstruktiven Verhandlungen und die Kompromissbereitschaft beider Seiten konnte schnell ein Abschluss im Sinne der Beschäftigten erreicht und ihnen so Wertschätzung entgegengebracht werden.

Aber auch eigene strukturelle Weichenstellungen musste der AWO Bezirksverband Niederrhein stellen. Denn nicht unmittelbar, aber bereits absehbar, steht ein Wechsel in der hauptamtlichen Führung des Bezirksverbandes an. Bezirksvorstand Jürgen Otto scheidet im Sommer 2024 nach 39 Jahren aus den Diensten der AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. aus und verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. Um einen reibungsglosen Übergang zu gewährleisten und einen potenziellen Nachfolger frühzeitig in das breite Aufgabenspektrum einzuarbeiten, wurde Michael Rosellen als besonderer Vertreter nach § 30 BGB bestellt. Nach dem Ausscheiden von Jürgen Otto ist zum 01.08.2024 seine Bestellung zum Vorstand geplant. Ab dann wird das Vorstandsduo Kerstin Hartmann und Michael Rosellen gemeinsam hauptamtlich die Geschicke des Bezirksverbandes lenken.

Intensiv widmete sich der AWO Bezirksverband Niederrhein zudem der Frage, wie die Möglichkeiten der Digitalisierung für die eigene Arbeit genutzt werden können und Mitarbeitende dabei entlastet und mitgenommen werden können. Wie agil die AWO am Niederrhein bereits aufgestellt ist, machten zahlreiche angebotene Sessions beim AWO Barcamp zu Themen wie „Dezentrale Führung - #radikalanders arbeiten“, „New Work@New Office - Freiraum in Immobilien und Köpfen schaffen“ ebenso deutlich, wie der Austausch über Co-Innovations-Prozesse. Zudem wurde ein AWO Digitalcheck für Mitarbeitende des Bezirksverbands und der Kreisverbände durchgeführt. Die Ergebnisse aus dem AWO digitalcheck helfen dem Projektteam herauszufinden, wo die AWO am Niederrhein in Sachen Digitalisierung steht. Nur so kann es gelingen, im Anschluss passgenaue Maßnahmen und Fortbildungsformate zu entwickeln, von der alle Mitarbeitenden profitieren. Profitieren konnten die Mitarbeitenden auch von Miniworkshops im Rahmen eines Modellprojekts, das Stretch & Relax-Hinweise während der PC-Arbeit vermittelte und Tricks zu digitalen Tools für den Arbeitsalltag mit auf den Weg gab. Insgesamt fanden 2023 mehr als 60 solcher Workshops mit insgesamt fast 500 Teilnehmenden statt. Einen weiteren Beitrag, um die Digitalisierung erfahrbar zu machen, leistete zudem der Digitaltag. Hier präsentierten sich Kolleg*innen über einen ganzen Tag verteilt unterschiedliche digitale Tools, die den Arbeitsalltag erleichtern können. Angesichts dieser Digitalisierungskompetenz war es für den AWO Bezirksverband Niederrhein selbstverständlich, sich auch aktiv an der Umsetzung und Realisierung des ersten AWO Social Hackathon zu beteiligen und diesen zu gestalten. Hier erarbeiteten Studierende Lösungen für Fragestellungen, welche die Sozialverbände täglich bewegen, und zwar in den Themenbereichen Inklusion & Integration, Arbeitswelt und (soziale) Nachhaltigkeit.

Unsere gut geölten Rädchen in den Dienstleistungsabteilungen stehen nicht so oft im Fokus der Berichterstattung. Sie sind aber das Rückgrat für unsere Arbeit, für unsere Dienste und Einrichtungen und sorgen dafür, dass sich unsere Kolleg*innen dort ganz auf ihre Arbeit für die Menschen konzentrieren können.

Dazu gehört zum Beispiel unsere Personalabteilung, die nicht nur unsere Personaldaten pflegt und für den ordnungsgemäßen Gehaltslauf sorgt. In diesem Jahr hat sie „nebenbei“ noch unser Gehaltsabrechnungsprogramm umgestellt, so dass und wir nun auch durch digitale Gehaltsabrechnungen zum Klimaschutz beitragen. Zudem ist die Personalabteilung dabei, die digitale Personalakte einzuführen, um dadurch unseren Mitarbeitenden einen besseren Zugriff auf ihre Unterlagen zu ermöglichen. Auch unsere Buchhaltung leistet mehr als „nur“ Rechnungen zu fakturieren und zu buchen. Viel Zeit und Aufwand nahm es auch 2023 in Anspruch, die Jahresabschlüsse der AWO Seniorendienste Niederrhein und des AWO Bezirksverbands Niederrhein derart vorbildlich vorzubereiten, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Abteilung ein ausdrückliches Lob aussprach. Darüber hinaus hilft sie gemeinsam mit der Stabsstelle Controlling durch perfektes Geldmanagement dabei unsere Finanzen stabil zu halten. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle unsere Zentrale Abrechnungsstelle, die die monatlichen Kostenabrechnungen der Seniorenzentren erstellt.

Unser Malerteam wiederum trägt dazu bei, dass freiwerdende Räumlichkeiten unserer Seniorendienste und der Eingliederungshilfe zeitnah renoviert werden und wir dadurch Menschen schnell einen Platz in unseren Einrichtungen anbieten können. Während andere Ferien machen, ist unser Maler- und Hausmeisterservice in unseren Kindertageseinrichtungen unterwegs und hält die Kitas für unsere Jüngsten in Schuss. Dabei arbeiten die Kollegen Hand in Hand mit unserem Gebäudemanagement, mit dem sie gemeinsam unsere Immobilien in Instand halten und modernisieren. Das Gebäudemanagement hat in diesem Jahr viele Arbeiten zur Klimaanpassung in unseren Immobilien vorbereitet, die hoffentlich im kommenden Jahr umgesetzt werden können.

Die Zentralen Dienste sind quasi die gute Seele des Hauses. Die Kolleg*innen haben unser Sitzungsmanagement nicht nur perfektioniert und sorgen stets für erstklassige Bewirtung. Sie stehen auch mit Rat und Tat zur Seite und springen kurzerhand ein, wenn an anderer Stelle Not am Mann beziehungsweise an der Frau ist. Rat und Tat hat unsere Abteilung IT/Digitalisierung zu bieten. Wenn sie nicht damit beschäftigt ist, unsere digitale Kommunikation und stabile Dienstprogramme sicherzustellen, unterstützt sie die Kolleg*innen bei der Umsetzung unserer Digitalisierungsstrategie. Diese erleichtert zwar unseren Arbeitsalltag, stellt aber gleichzeitig auch viele neuen Herausforderungen an die Kolleg*innen, bei deren Lösung sie durch unsere IT Schritt für Schritt unterstützt werden. Nicht unerwähnt sollen die weiteren Stabsstellen bleiben, die viel für die Verbandsentwicklung leisten. Dazu gehört die enge Verzahnung mit dem Ehrenamt durch unsere Verbandspolitik, die auch die im Bezirksverband aktiven Ehrenamtlichen betreut, wie auch den Ehrenamtlichen in den Gliederungen Hilfestellungen gibt. Auch unsere Revisorin unterstützt die Gliederungen bei der Erstellung der Satzungen der Kreisverbände und achtet streng darauf, dass unsere Compliance-Richtlinien eingehalten werden. Unser Qualitätsmanagement optimiert unsere Prozesse und stellt den Datenschutz auch bei stetig größer werdenden Anforderungen sicher, während die Öffentlichkeitsarbeit die tollen Entwicklungen in unseren Diensten und Einrichtungen zeitnah und in zahlreichen Medien nach Außen darstellt.  

Angesichts der stetigen Kostensteigerungen für Lebensmittel, Miete und Energie wurde in diesem Jahr auch die Schuldner*innen- und Insolvenzberatung für viele Menschen leider immer wichtiger. Um diese Menschen, die ihren eigenen Anliegen oftmals nicht selbst Gehör verschaffen können, nicht nur zu beraten, sondern anwaltlich für ihre Inteessen einzutreten, hat der AWO Bezirksverband Niederrhein seine Spitzenverbandsaufgaben in diesem Bereich an die Schuldnerhilfe des AWO Kreisverbands Essen und den AWO Kreisverband Duisburg ausgelagert. Hier – wie auch in der Arbeitsmarktpolitik durch den AWO Kreisverband Oberhausen – übernehmen die Gliederungen die spitzenverbandlichen Aufgaben von der Erarbeitung von Grundsatzpositionen über die Beratung zur Durchführung von eigenen Maßnahmen und Programmen bis hin zur Mitarbeit in den Beiräten und Ausschüssen auf Bundes-/Landes- und kommunaler Ebene.

Bildung und Qualifizierung: Das Willy-Könen-Bildungswerk

Seit ihrer Entstehung als Teil der Arbeiterbewegung weiß die AWO um die Bedeutung von Bildung für die Emanzipation der Menschen. Auch heute ist Bildung ein wichtiger Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft. Bildung erweitert das Problembewusstsein, macht mündig und befähigt, die Gesellschaft mitzugestalten. Darum bietet die AWO am Niederrhein mit ihrem Willy-Könen-Bildungswerk (WKB) innovative, praxisnahe Qualifizierungsangebote zur individuellen Weiterentwicklung an. Das Willy-Könen-Bildungswerk, das im Jahr 2023 sein 40-jähriges Bestehen feiern durfte, ist an den Standorten Essen, Grevenbroich, Neuss und Solingen präsent und bietet natürlich auch digitale Qualifizierungen. Zudem ist die AWO am Niederrhein eine anerkannte Integrationsträgerin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und bietet eine breite Vielfalt an Sprach- und Integrationskursen im Rhein-Kreis Neuss an. Für dieses Angebote gehen die Kolleg*innen auch auf die Straße – und warben unter anderem beim Fest der Kulturen in Grevenbroich für die integrationsunterstützenden Angebote der AWO.

Zum Regelangebot des WKB gehören bereits seit mehreren Jahren Qualifizierungsmaßnahmen in Pädagogik der Kindheit und Entwicklungspsychologie, um als Bildungswerk einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung zu leisten. Dort werden beispielsweise für Grundschul-Lehrer*innen mit erstem Staatsexamen, Gymnastiklehrer*innen, Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen, Motopäd*innen fortgebildet, um als Fachkraft in einer Kita zu arbeiten und anerkannt zu werden. Zahlreiche Quereinsteiger*innen fanden so ihren Weg als Fachkraft vor allem, aber nicht nur in die Kindertageseinrichtungen der AWO.

Doch nicht nur potenzielle Kita-Fachkräfte konnte das WKB erfolgreich begleiten. Auch zugewanderte Eltern unterstützte das Bildungswerk bei der gelingenden Integration. Dass das WKB dabei auch mehr zu bieten hat als reine Lerninhalte in Kursen und Prüfungsstress, durften die Teilnehmenden eines Elternintegrationskurses erleben, die zwischen den Prüfungen für den erfolgreichen Kursabschluss eine gemeinsame Exkursion in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt unternahmen, dort den Landtag besichtigten und am Bürgerfest teilnahmen.

Diese sind nur einige wenige Beispiele aus den insgesamt 31.640 Unterrichtstunden, die das Willy-Könen-Bildungswerk im Jahr 2023 für rund 3.500 Teilnehmende angeboten und durchgeführt hat. Dass die Zahlen so durch die Decke gegangen sind, ist zweifellos ein Indiz für die gute und verlässliche Arbeit des WKB in Grevenbroich und dem Rhein-Kreis Neuss.

Freiwilligendienste

130 Freiwillige leisten derzeit entweder ihr Freiwilliges Soziales Jahr oder ihren Bundesfreiwilligendienst in den Einrichtungen der AWO am Niederrhein. Betreut werden sie in dieser Zeit von der Abteilung Freiwilligendienste des AWO Bezirksverbands Niederrhein, die nicht nur persönlich die jungen Menschen während dieser Zeit begleitet, sondern auch zahlreiche Kurse und Seminare zu gesellschaftspolitischen Themen vorhält.

Eines dieser Seminare wurde genutzt, um über einen Vorschlag aus Reihen der Politik zu diskutieren, mit den sich Freiwilligendienste inzwischen in regelmäßigen Abständen konfrontiert sehen. Egal ob Bundespräsident, Oppositionspolitikerin oder Sozialdemokrat: immer wieder findet sich eine Stimme, die ein soziales Pflichtjahr fordert. Doch wie finden eigentlich junge Leute die Idee, soziales Engagement nach der Schule nicht mehr auf freiwilliger Basis, sondern verpflichtend für alle zu machen? Im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Das Land, in dem wir leben möchten“ lud der AWO Bezirksverband Niederrhein zu einer Diskussion darüber ein und tauschte sich mit rund 90 Freiwilligendienstleistenden und interessierten Gäste darüber aus. Das Ergebnis war eindeutig: Freiwillig sticht Pflicht!

Wie wichtig ein freiwilliges soziales Jahr für die persönliche Entwicklung sein kann und wie das Engagement unterstützt, die eigene Lebensplanung fortzuschreiben, unterstrich Freiwilligendienstleistender Andrew in dem aus Mitteln der GlücksSpirale geförderten Podcast Gerecht in echt der AWO am Niederrhein und machte im Gespräch deutlich, warum es besonders ist, sich "freiwillich" gerade bei der AWO zu engagieren.

Während unsere Abteilung Freiwilligendienste es 130 Freiwilligen ermöglichte sich auszuprobieren, Ressourcen und Potentiale in sich zu erkennen und (Berufs-) Perspektiven zu entwickeln – nicht selten in den Einrichtungen der AWO – drohte neben der Pflichtjahrdiskussion weiteres Ungemach hereinzubringen. Denn während die Ampel im Koalitionsvertrag noch den bedarfsgerechten Ausbau der Freiwilligendienstplätze ankündigte, sah sie im geplanten Sparhaushalt für das Jahr 2024 vor, die Bundesmittel für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und den Bundesfreiwilligendienst (BFD) um 78 Mio. Euro und 2025 sogar um 113 Mio. Euro im Vergleich zum Jahr 2023 kürzen. Bundesweit wäre dadurch künftig bis zu 35.000 jungen Menschen eine bewährte Chance auf Erprobung, Kompetenzerwerb und gesellschaftliches Engagement verwehrt worden. 5.800 Stellen wären in NRW betroffen gewesen. Auch bei der AWO am Niederrhein wäre jeder vierte Platz weggefallen. Mit unterschiedlichen Aktionen setzten sich die Freiwilligen und ihre Dienste dagegen zur Wehr – und das durchaus erfolgreich. Die regierungstragenden Fraktionen machten die im Entwurf vorgesehenen Kürzungen vollständig rückgängig und wollen im nächsten Jahr durch zusätzliche 78 Millionen Euro alle Plätze für Freiwillige sichern – ob das aber nach der Haushaltssperre noch bestand hat, bleibt aktuell fraglich.

Mehr über die wertvolle Arbeit unserer Freiwilligendienste ist dem Instagram-Account der Abteilung zu entnehmen.

Lesen Sie am 27.12.2023 den zweiten Teil unseres Jahresrückblicks.

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Knapp 3.000 Ehren- und Hauptamtliche der AWO am Niederrhein macht sich vor dem NRW-Landtag dafür stark, dass NRW sozial bleibt.
Der Himmel an Rhein und Ruhr ist wieder blau. Nun müssen nur noch die Mietpreise stimmen und Quartiere entwickelt werden. Am besten durch eine Landesbaugesellschaft lautete ein Ergebnis das AWO Fachtags "Grundrecht auf Wohnen" im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Das Land in dem wir leben möchten".
Der Film Wochenendrebellen hält ein eindrucksvolles Plädoyer für das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung und lieferte den Einstieg für eine gelungene Diskussion über Inklusion.
In Düsseldorf startete auch 2023 eine weitere Qualifizierungsmaßnahme in Pädagogik der Kindheit und Entwicklungspsychologie für angehende Kita-Fachkräfte.
Angelika Ingendae, Marc Wolf, Inken Kollmann, Meliha Arnold und Magdolna Weitz (v.l.n.r.) präsentieren die integrationsunterstützenden Angebote der AWO auf dem Fest der Kulturen in Grevenbroich.
Von links nach rechts: Severin Brinkhaus (Gewerkschaftssekretär, ver.di-Jugend NRW), Sabrina Moskei (Leiterin Abteilung Pflege und Organisation, AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH), Matthias Schmitten (Zentrum Freiwilligendienste, Diakonie RWL) und Freiwilligendienstleistende Alexandra diskutierten, moderiert von Michael Rosellen (Abteilungsleiter beim AWO Bezirksverband Niederrhein) über Sinn und Zweck eines Sozialen Pflichtjahres oder ob es freiwillig nicht doch am Besten ist.