Hier ist das Schreiben dokumentiert:
Offener Brief: Wir tun alles, damit Sie gesund bleiben und Weihnachten feiern können!
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Nordrhein-Westfalen sind gut 300 Tage vergangen. 300 Tage, von denen quasi jeder einzelne eine Art Ausnahmezustand für unsere mehr als 1.600 Bewohner*innen und ihren Angehörigen sowie für unsere mehr als 1.400 Mitarbeitenden in unseren dreizehn Seniorenzentren ist. Zum Schutz unserer Bewohner*innen und Mitarbeitenden mussten wir über viele Wochen unsere Einrichtungen für Besuche schließen. Auch aus eigenen Erfahrungen heraus wissen wir, wie schwer diese Zeit war, wenn geliebte Menschen plötzlich nicht mehr besucht werden können. Inzwischen sind Kontakte zwar wieder möglich, allerdings nur eingeschränkt. Das ist besonders in der Weihnachtszeit für viele eine schmerzhafte Erfahrung. Daher ist es uns wichtig, Ihnen an dieser Stelle sowohl für das Verständnis für die eingeschränkten Besuchsregelungen zu danken als auch dafür, dass Sie durch Ihr sorgsames Handeln und Anwenden der Besuchs- und Kontaktregelungen Ihren Beitrag dazu leisten, Ihre Angehörigen und unsere Mitarbeiter*innen zu schützen.
In der aktuell grassierenden zweiten Welle trifft die Corona-Pandemie viele unserer Einrichtungen härter als im Frühjahr – obwohl in unseren Einrichtungen konsequent und gewissenhaft die Hygienekonzepte durch unsere Mitarbeitenden umgesetzt werden. Das zeigt einmal mehr, dass sich derzeit noch niemand vor dem Virus schützen und es jederzeit jede*n von uns treffen kann. Das macht die Situation für uns alle unberechenbar und sorgt auch dafür, dass sich die Besuchssituation in unseren Einrichtungen von heute auf morgen ändern kann, weil Seniorenzentren unter Quarantäne gestellt werden müssen. Gerade zur Weihnachtszeit und mit Blick auf die anstehenden Festtage ist das bisweilen schwer zu akzeptieren. Denn wir alle möchten diese besinnliche Zeit mit den Menschen verbringen, die uns wichtig sind. Gleichwohl bitten wir Sie um Verständnis, wenn eine solche behördliche Anordnung für die betroffene Einrichtung erfolgt und unsere Mitarbeitenden in der Einrichtung diese Anordnung umsetzen müssen. Dabei können wir Ihnen versichern, dass in der Einrichtung selbst zu diesem Zeitpunkt in den Wohnbereichen bereits alle erforderlichen Maßnahmen getroffen wurden, um gesunde Bewohner*innen gleichermaßen zu schützen, wie infizierte Bewohner*innen zu pflegen.
Gerade eine solche Quarantäne-Anordnung als auch die unangenehme Prozedur der Reihentestung ist für Bewohner*innen, aber auch für unsere Mitarbeitenden eine besondere Herausforderung. Dies gilt umso mehr unter den aktuellen situationsbedingten Erschwernissen, die nicht nur körperlich unsere Mitarbeitenden fordern, sondern auch psychisch belasten. Denn neben der Sorge um die eigene Gesundheit, kommt bei einem Virusausbruch die Sorge um die Gesundheit der Angehörigen hinzu. Deswegen ist es uns an dieser Stelle ein Bedürfnis zu betonen und um Verständnis dafür zu werben, dass auch, wenn unsere Mitarbeitenden Menschen sind, die gerade in dieser physisch und psychisch herausfordernden Zeit vieles richtig machen, nicht immer alles reibungslos funktioniert. Aber wir können Ihnen gleichzeitig versichern, dass alle unsere Mitarbeitenden – vom Hausmeister über die Verwaltungskraft und Küchenleiterin, den sozialen Dienst bis zur Pflegekraft – ihr Bestes geben und gute Arbeit leisten, um unsere Bewohner*innen zu versorgen. Für diesen oft persönlichen Einsatz sind wir dankbar!
Dieser Einsatz unter enormen Pandemie-Druck wird besonders daran deutlich, was unsere Mitarbeitenden alles in die Wege leiten, um den Bewohner*innen der Einrichtung trotz der widrigen Umstände ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass sie auf möglichst wenig verzichten müssen. Dafür arbeiten sie gerade dieser Tage auf Hochtouren. Es werden Gedichte gelesen, Torten und Plätzchen serviert, Weihnachtslieder gespielt und Bescherungen organisiert. Dieses Engagement, das einiges an Mehrarbeit bedeutet, ist ebenso begrüßenswert, wie es auch nicht selbstverständlich ist.
All dies bitten wir Sie zu berücksichtigen, wenn in den nächsten Tagen und vielleicht auch Wochen gewohnte Abläufe in unserer Einrichtung mal anders funktionieren oder eben nicht so reibungslos wie gewohnt. Unsere Dienste leisten Menschen für Menschen – mit allen menschlichen Schwächen, Gefühlen, Stärken, Sorgen und Ängsten. Doch wie sagte schon AWO Gründerin Marie Juchacz vor 100 Jahren: Das Wir ist immer stärker als das Ich. Von daher sind wir uns sicher, dass wir gemeinsam – Träger, Mitarbeitende, Bewohner*innen und Angehörige – diesen Umständen gemeinsam Trotzen und das Beste für alle in der schönsten Zeit des Jahres herausholen.
Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen und wünschen Ihnen trotz aller Umstände eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit!
Bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Hartmann
Jürgen Otto