„Frauenrechte sind universell und unteilbar“, so Britta Altenkamp, die von der Bundesregierung deutlicheren Gegenwind für die Politik Erdoğans erwartet.
„Allerdings reicht es nicht aus, die Türkei für ihren Austritt aus der Istanbul-Konvention zu kritisieren. Denn auch Deutschland hat seine aus der Konventionen resultierenden Hausaufgaben noch nicht erledigt“, berichtet Nicola Völckel, Leiterin des AWO Lore-Agnes-Hauses in Essen. „Auch drei Jahre nach Inkrafttreten des Übereinkommens fehlt in Deutschland eine ressortübergreifende Strategie, um das Recht aller Frauen und Mädchen auf gewaltfreies Leben umzusetzen“, so die Leiterin der weit über die Grenzen des Niederrheins bekannten Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme rund um Sexualität, Familienplanung, Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch. „Frauenhäuser sind nach wie vor unterfinanziert und Frauen haben immer noch keinen Rechtsanspruch darauf, dort einen Platz zu bekommen. Wenn die Frauenhäuser voll sind, sind sie voll. Und die Schutz suchende Frau muss zusehen, wo sie bleibt“, bemängelt Nicola Völckel: „Aber auch für Frauen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte, mit Behinderungen, diversen geschlechtlichen Identitäten oder in Wohnungslosigkeit, ist der in der Konvention verankerte Zugang zu Prävention, Schutz, Beratung und Recht nach wie vor mangelhaft.“
„Während Deutschland völlig zu Recht die Türkei kritisiert, kann es mit gutem Beispiel voran gehen und im Zuge dessen endlich die für die Umsetzung dringend erforderliche Koordinierungsstelle einrichten, damit Gewaltschutz auch in Deutschland oberste Priorität erhält. Darauf warten Beratungs-, Hilfs- und Präventionsangebote zum Schutz von Frauen vor Gewalt bereits seit drei Jahren“, fordert Nicola Völckel die Bundesregierung zum Handeln auf.