84 Fördermitgliedschaft: Hybride Position im Engagementspektrum Die „Fördermitgliedschaft“ markiert eine Zwischenform zwischen aktiver Mitgliedschaft und reiner Förderung. Sie ist häufig satzungsrechtlich definiert, unterscheidet sich aber inhaltlich und funktional stark: Fördermitglieder zahlen Beiträge wie reguläre Mitglieder, besitzen jedoch eingeschränkte oder keine Mitbestimmungsrechte. Diese Form bietet Organisationen die Möglichkeit, personelle Bindung und finanzielle Unterstützung zu kombinieren, ohne den Aufwand aktiver Mitgliedereinbindung betreiben zu müssen. Für Engagierte wiederum stellt die Fördermitgliedschaft ein Modell dar, das Zugehörigkeit signalisiert, ohne tatsächliche Aktivität zu verlangen. Kritisch wird diskutiert, inwiefern Fördermitgliedschaften zur Entpolitisierung oder Passivierung von Engagement beitragen können – etwa wenn Beteiligung auf finanzielle Unterstützung reduziert wird und die demokratische Infrastruktur der Organisation geschwächt wird (Haas et al. 2024; Kleiner/Burkhardt 2022). Ebenso wie die Begriffe für das Engagement selbst variieren auch die Bezeichnungen für die handelnden Personen: • Der Begriff „Engagierte“ suggeriert eine aktive, aber nicht näher spezifizierte Beteiligung – offen für verschiedenste Rollen und Formate. • Ehrenamtliche stehen für dauerhaft eingebundene, formalisierte Rollen mit hohem Verantwortungsgrad – oft innerhalb fester Strukturen. • Freiwillige als Konzept wiederum implizieren Selbstbestimmung und situative Einsatzbereitschaft, häufig projekt- oder programmbezogen. • Mitglieder markieren formale Zugehörigkeit und Partizipationsrechte – sie sind weniger Ausdruck einer Tätigkeit als eines Status in einer Organisation. • Fördermitglieder oder „Förder*innen“ betonen Bindung über materielle Unterstützung, ohne Mitbestimmungspflichten – oft in stark professionalisierten Organisationen. 7.2.2 Begriffliche Praxis als Ausdruck institutioneller Logik Die Art und Weise, wie Organisationen über Engagement sprechen, ist mehr als bloße semantische Vielfalt: Sie spiegelt unterschiedliche Selbstverständnisse, Zielsetzungen und institutionelle Logiken wider. Begriffe sind nicht neutral oder austauschbar, sondern transportieren Deutungsmuster, normative Setzungen und strategische Intentionen. Sie beeinflussen, welche Rollen und Aufgaben entstehen und wie Menschen eingebunden werden. Wer etwa als „Mitglied“ angesprochen wird, ist anders eingebunden als jemand, der oder die als „Freiwillige*r“ tätig ist. Wer gezielt „Ehrenamtliche“ adressiert, greift auf eine lange Tradition zurück. Wer hingegen von „zivilgesellschaftlichem Engagement“ spricht, stellt oft gesellschaftlichen Wandel in den Mittelpunkt. (Klie 2011; Haas et al. 2024; vgl. auch Aner/Hammerschmidt 2010) Die Wahl von Begriffen ist damit keine akademische Detailfrage, sondern zentral für die strategische Ausrichtung von Organisationen – und für die Art und Weise, wie Engagement in unserer Gesellschaft organisiert, anerkannt und weiterentwickelt wird.
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