Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

64 vielfältigen Gruppe sein möchten, ist eine diverse Organisation attraktiv. Schließlich ist Diversifizierung auch in Hinblick auf gesellschaftliche Teilhabe und soziale Inklusion von marginalisierten Gruppen von großer Wichtigkeit (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024b; Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt 2021; Kausmann/ Kelle et al. 2022). Häufig fehlt es aber an speziellen Angeboten und gezielten Ansprachen, wie zum Beispiel durch die Entwicklung von mehrsprachigem Informationsmaterial, durch die Schaffung von barrierefreien oder zumindest barrierearmen Angeboten oder durch die Förderung von inklusiven Programmen (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024b; Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt 2021). 6.3.3 Die Rolle der Mitgliedschaft Mitgliedschaft stellt die Verbindung zwischen einer Organisation und einer individuellen Person dar, die auf Langfristigkeit und Beständigkeit ausgelegt ist. Diese Verbindung entsteht über die Identifikation der Person mit den Werten und Zielen der Organisation. Mit der Mitgliedschaft bekennen sich Personen öffentlich und langfristig zu diesen Werten und Zielen. Darüber hinaus bindet eine Mitgliedschaft aber auch die Mitglieder selbst aneinander und schafft damit eine besondere zwischenmenschliche Beziehung. In diesem Abschnitt wird zunächst der Wandel des Mitgliedschaftskonzepts skizziert und anschließend die Bedeutung von Mitgliedschaft sowohl für die Identifikation mit der jeweiligen Organisation und deren Werte und Ziele als auch für die Bindung zwischen den Mitgliedern selbst beleuchtet. Wandel des Mitgliedschaftskonzepts: klassische vs. flexible Mitgliedschaftsmodelle Die klassische Mitgliedschaft zeichnet sich insbesondere durch eine langfristige Bindung an die Organisation, feste und regelmäßige Mitgliedsbeiträge sowie von der Organisation klar definierte Regeln, zum Beispiel in Form einer Vereinssatzung, aus. Sie ist in der Regel mit Rechten und Pflichten verbunden. Diese traditionellen Mitgliedschaftsmodelle sorgen für Planungssicherheit und stabile Strukturen sowohl für die Mitglieder als auch für die Organisationen selbst (Alscher et al. 2024; Schubert et al. 2022). Dieses Modell entspricht jedoch immer weniger den modernen Ansprüchen und Erwartungen, insbesondere von jungen und berufstätigen Personen, die sich mehr Flexibilität und Mitgestaltungsmöglichkeiten wünschen. Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren flexiblere Mitgliedschaftskonzepte entwickelt. Diese passen sich durch ihre individuell gestaltbaren Bedingungen besser an heutige Lebensentwürfe an und sprechen so eine breitere Personengruppe an. Die Gestaltbarkeit kann sich dabei auf das Angebot beziehen, beispielsweise können „Light“-Mitgliedschaften nur bestimme Angebote abdecken und somit eine kostengünstigere Alternative zur vollwertigen Mitgliedschaft darstellen. Die Laufzeit ist ebenfalls ein Faktor, der individualisiert werden kann, beispielsweise über die Option, Mitgliedschaften für bestimmte Zeiträume zu pausieren. Eine Weiterentwicklung dieses Konzepts flexibler Mitgliedschaften könnte Organisationen dabei unterstützen, neue Mitglieder zu gewinnen. Denn auch

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