63 Das liegt vermutlich daran, dass Organisationen, in denen Männer und Personen im Alter ab 65 Jahren häufiger engagiert sind, eher Mitgliedschaften anbieten oder dass in diesen Organisationen eine Mitgliedschaft sogar Voraussetzung für Engagement ist (Karnick/ Simonson/ Hagen 2022; Schubert et al. 2023). Regionale Unterschiede: Ländliche vs. urbane Räume Im Engagement sowie in der organisierten Zivilgesellschaft spielen räumliche Faktoren eine wichtige Rolle. So ist die Engagementquote in ländlichen Räumen höher als in urbanen Räumen (Simonson et al. 2022d). Ein Grund dafür ist, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl in ländlicheren Regionen traditionell stärker ausgeprägt ist als in urbanen Räumen. Ein weiterer Grund für diesen Unterschied ist, dass die Daseinsvorsorge in ländlichen Gebieten in größeren Anteilen von Engagierten getragen wird als in urbanen Räumen. Diese Daseinsvorsorge umfasst unter anderem Angebote wie die freiwillige Feuerwehr, Bürgerbusse oder Dorfläden, ist also unerlässlich für eine hohe Lebensqualität (Benning et al. 2022; Kleiner/ Burkhardt 2021). Untersuchungen zeigen, dass sich sowohl Engagement als auch die Vereinslandschaft zwischen urbanen Zentren und ländlichen Regionen, aber auch zwischen verschiedenen ländlichen Regionen stark unterscheiden. Besonders in sehr ländlichen Räumen wird das Engagement stark von der sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung beeinflusst (Kleiner/ Burkhardt 2021). So sind in diesen Regionen vor allem traditionelle Strukturen vorzufinden, die häufig von älteren Personen und Männern getragen werden, während bestimmte soziale Gruppen, wie beispielsweise Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte oder Personen mit niedrigerem Bildungsniveau deutlich weniger repräsentiert sind. Diese Befunde deuten darauf hin, dass die infrastrukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen in sehr ländlichen Regionen häufig weniger förderlich sind, um ein breites Spektrum an Menschen anzusprechen, als sie es in urbanen Gebieten sind. Zu beachten ist hier, dass die sozioökonomische Lage des ländlichen Raums ebenfalls eine große Rolle für die Ausgestaltung und den Zugang zum Engagement spielt. Dabei fördert eine gute sozioökonomische Situation Engagement, während eine schlechte sozialökonomische Situation für Engagement eher hinderlich ist (Antes et al. 2022; Kleiner/ Burkhardt 2021). Chancen durch Diversität und neue Zielgruppen Durch Diversität und den Einbezug neuer Zielgruppen können sich für Mitgliedsorganisationen neue Chancen eröffnen. Die gezielte Ansprache von Zielgruppen, die in der Organisation unterrepräsentiert sind, kann zur Diversifizierung jener Organisation führen. Diversität ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Zum einen sind heterogene Gruppen effektiver. Durch unterschiedliche Prioritäten und Perspektiven können Probleme in ihrer Ganzheit erkannt und angegangen werden, das hilft bei der Weiterentwicklung und Überarbeitung von Strukturen. Eine Organisation, die sich durch Diversität auszeichnet, ist zudem für eine größere Gruppe unterschiedlicher Menschen attraktiv: Personen, die zu einer marginalisierten oder unterrepräsentierten Gruppe gehören und sich selbst oder eine andere marginalisierte oder unterrepräsentierte Gruppen in einer Mitgliedsorganisation repräsentiert sehen, werden sich dort eher willkommen fühlen, als in einer homogenen Gruppe, die sich stark von ihrer eigenen unterscheidet. Auch für Menschen, die zwar selbst nicht Teil einer marginalisierten Gruppen sind, aber auf Diversität Wert legen und Teil einer
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