62 6.3.2 Zielgruppen und Engagiertenprofile Wie in Abschnitt 2.3 bereits erörtert, sind rund 40 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren engagiert. Dabei ist das gesamte Spektrum unserer Gesellschaft in der Engagementlandschaft repräsentiert, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Alter, Geschlecht, Bildung sowie Flucht- und Migrationsgeschichte sind einige Faktoren, die den Zugang zu und die Ausgestaltung von Engagement maßgeblich beeinflussen. Auch in Mitgliedsorganisationen sind einige Personengruppen über- und andere unterrepräsentiert. Der Deutsche Freiwilligensurvey unterscheidet fünf Organisationsformen, in denen Engagement stattfindet: Vereine und Verbände, kirchliche oder religiöse Vereinigungen, staatliche oder kommunale Einrichtungen, andere formal organisierte Gruppen und individuell organisierte Gruppen (Karnick/ Simonson/ Hagen 2022; Schubert et al. 2023). Da für Mitgliedsorganisationen als solche keine entsprechenden Daten vorliegen, werden hier empirische Befunde für Vereine beziehungsweise Vereine und Verbände stellvertretend für Mitgliedsorganisationen vorgestellt. Soziodemografische Profile in Vereinen Die Daten des Deutschen Freiwilligensurvey zeigen, dass etwa die Hälfte aller Engagierten in Vereinen und Verbänden tätig sind. Ein Blick auf die Gesamtbevölkerung zeigt zunächst ein positives Bild: die absolute Zahl der Personen, die in Vereinen und Verbänden engagiert sind, ist im Zeitvergleich von rund 18 Prozent 1999 auf etwa 20 Prozent 2019 gestiegen. Ein zeigt sich aber, dass sich die Verteilung der Organisationsformen über die Jahre verändert hat und der Anteil an Engagierten, die sich in Vereinen und Verbänden engagieren, von etwa 57 Prozent 1999 auf rund 52 Prozent 2019 gesunken ist (Karnick/ Simonson/ Hagen 2022). Das Profil der Engagierten in Vereinen und Verbänden ist – wie auch in der gesamten Engagementlandschaft – kein exaktes Spiegelbild unserer Gesellschaft. Verschiedene Faktoren beeinflussen, wer sich wie und wo engagiert. Am häufigsten engagieren sich Personen im Alter zwischen 30 und 64 Jahren in Vereinen und Verbänden, während Personen aus den Alterskategorien darüber oder darunter seltener in Vereinen und Verbänden engagiert sind. Männer engagieren sich eher in Vereinen und Verbänden als Frauen, die eher in kirchlichen oder religiösen Vereinigungen oder in individuell organisierten Gruppen aktiv sind. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die festen Strukturen, durch die sich viele Vereine und Verbände auszeichnen, für Frauen, die nach wie vor den Großteil der Care-Arbeit übernehmen, nicht ausreichend flexibel und somit unvereinbar mit ihren Verpflichtungen sind. In Bezug auf die Leitungs- und Vorstandsfunktionen sind es vor allem Männer, Personen ab 65 Jahren sowie Personen mit formal hoher Bildung, die diese Positionen bekleiden. Auffällig ist, dass die Anzahl der Engagierten, die im Zuge ihrer Tätigkeit auch Leitungs- und Vorstandsfunktionen übernehmen, über die Jahre stetig gesunken ist, von knapp 37 Prozent im Jahr 1999 auf lediglich 26 Prozent im Jahr 2019. Dies ist ein Problem, das für viele zivilgesellschaftliche Organisationen allgegenwärtig ist. Auch ist die Zahl der Engagierten, die in der Organisation, in der sie sich engagieren, Mitglied sind, im Zeitverlauf gesunken: von rund 91 Prozent im Jahr 2004 auf knapp 80 Prozent im Jahr 2019. Hier sind es insbesondere Männer und Personen im Alter ab 65 Jahren, die in den Organisationen, in denen sie sich engagieren, Mitglied sind.
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