56 Das Internet wird von Engagierten am ehesten für die Beteiligung an sozialen Netzwerken, Blogs und ähnlichen Tools genutzt, gefolgt vom Erstellen von Newslettern oder Onlineberichten, der Homepagebetreuung sowie der Einwerbung von Spenden oder Engagierten. Am wenigsten wird das Angebot von Lehre, Beratung oder Expertise im Internet von Engagierten aktiv genutzt (Tesch-Römer/ Huxhold 2022). Bislang zielt die Nutzung also eher darauf ab, das eigene Engagement für die Außenwelt sichtbar zu machen oder neue finanzielle und personelle Ressourcen zu generieren. Digitalisierung kann aber auch dabei helfen, Prozesse zu automatisieren und damit viel Zeit zu sparen, die gerade im Engagement ein knappes und damit wertvolles Gut ist. Das kann auch bei der Besetzung von Leitungspositionen von großem Vorteil sein. Der bürokratische Aufwand, der mit solchen Positionen in Verbindung gebracht wird, ist wohl eine der größten Hürden, die gerade junge Menschen von der Einnahme dieser Positionen abhält. Auch Verwaltungstätigkeiten sind häufig mit einem immensen Zeitaufwand verbunden. Engagierte, die daran interessiert sind, solche Aufgaben in ihrer Organisation zu übernehmen, befürchten dann keine Zeit mehr zu haben, um den Tätigkeiten nachzugehen, für die sie der Organisation ursprünglich beigetreten sind (Schubert et al. 2023). Hier würde es sich anbieten verschiedene Prozesse durch Digitalisierung zu automatisieren oder zu vereinfachen – insbesondere solche, die regelmäßig durchgeführt werden müssen, wie zum Beispiel die Pflege von Mitgliederverzeichnissen. Dieser Zeitgewinn könnte der Motivation dienen, Leitungspositionen oder Verwaltungstätigkeiten zu übernehmen. Bezogen auf die Digitalisierung ist nicht zwangsläufig mangelndes Interesse für die langsame Umsetzung verantwortlich, sondern vielmehr mangelnde finanzielle und personelle Ressourcen. Kleine Organisationen mit wenigen oder keinen Hauptamtlichen stehen demnach vor den größten Herausforderungen, die benötigte Digitalisierung in den nächsten Jahren voranzutreiben, um davon sowohl bei der Akquise von neuen Engagierten als auch bei der Vereinfachung und Automatisierung von Arbeitsprozessen profitieren zu können (Schubert et al. 2023). Bei allen Vorteilen der Digitalisierung dürfen zwei wichtige Aspekte nicht übersehen werden: zum einen haben nicht alle Personengruppen gleichermaßen Zugang zur digitalen Welt. Ältere Personen sind beispielsweise häufig nicht so versiert im Umgang mit dem Internet oder technischen Geräten wie die jüngere Generation. Armutsbetroffene Personen können sich nicht die neuesten Geräte leisten und sind eventuell auf öffentliche Geräte in Schulen oder Bibliotheken angewiesen. Schließlich kämpfen einige Personen, die in ländlichen Räumen leben, mit einer schlechten Netzabdeckung (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2020, 2024b; Kleiner/ Burkhardt 2021). Der zweite Aspekt ist die Relevanz analoger Räume. Gerade im Engagement, das von vielen als Möglichkeit der Vernetzung und des sozialen Austausches gesehen wird, sollte das Zwischenmenschliche und Persönliche nicht verloren gehen. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Teilhabe und sozialen Inklusion sind offene Räume, in denen Menschen sich persönlich auf Augenhöhe begegnen und Personengruppen, aufeinander treffen und diskutieren können, die sich sonst nicht in den gleichen Kreisen bewegen, von großer Bedeutung (Benning et al. 2022; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024a).
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