Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

55 gagements erschweren. Dies betrifft insbesondere Personen mit einem geringeren sozioökonomischen Status und Personen mit niedriger formeller Bildung. (9) Rechtlich festgesetzte Engagementvoraussetzungen: Einige Personengruppen sind von bestimmten Rollen und Positionen gesetzlich ausgeschlossen, etwa aufgrund ihres Alters oder ihrer Staatsbürgerschaft. Darüber hinaus regeln zivilgesellschaftliche Organisationen in ihren Satzungen, wer welche Positionen besetzen darf. Das schließt entsprechend bestimmte Personen von bestimmten Positionen aus. (10) Bürokratie: Der hohe Zeitaufwand und die Komplexität der Bürokratie kann bei Engagierten zu einer großen Belastung und Überforderung führen. (11) Förderung: Finanzielle Förderungen sind in der Regel zeitlich begrenzt. Das nimmt den zivilgesellschaftlichen Organisationen die Möglichkeit, langfristig zu planen. Desweiteren kostet das regelmäßige Verfassen und Einreichen neuer Anträge sehr viel Zeit. (12) Unsichtbarkeit von informellem Engagement: Formelles und informelles Engagement werden häufig nicht als gleichwertig angesehen. Das sorgt dafür, dass informelles Engagement nicht ausreichend anerkannt und wertgeschätzt wird. (13) Die Schwierigkeit Kritik zu üben: Im öffentlichen Diskurs werden fast ausschließlich die positiven Aspekte des Engagements dargestellt. Die Probleme und ungleichen Zugangschancen werden kaum thematisiert, obwohl diese wissenschaftlich gut untersucht sind. Die Thematisierung dieser Problematik wäre aber ein wichtiger Schritt, um Ungleichheiten zu bekämpfen und allen Personen gleichermaßen Zugang zum Engagement zu gewähren (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024b). Die meisten der hier erwähnten Schwellen werden im Laufe dieser Expertise weiter beleuchtet und erläutert. Digitalisierung: Einsatz von Online-Plattformen und Apps zur Organisation von Engagement Die zunehmende Digitalisierung hat neue Möglichkeiten für die Ausgestaltung des Engagements geschaffen. Online-Plattformen und digitale Tools vereinfachen den Zugang zu freiwilligen Tätigkeiten, indem sie als zentrale Schnittstelle zwischen (potenziellen) Engagierten und den Angeboten zivilgesellschaftlicher Organisationen dienen. Besonders im Zuge der Corona-Beschränkungen hat sich gezeigt, dass digitale Tools – sei es durch Online-Volunteering, soziale Netzwerke oder spezialisierte Apps zur Vermittlung von Engagementangeboten – an Bedeutung gewonnen haben (Haas 2021; Krimmer et al. 2020). Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass die Digitalisierung im Engagement noch ausbaufähig ist. So zeigen Daten des Deutschen Freiwilligensurvey 2019, dass die Nutzung des Internets für das Engagement seit 2009 stagniert. Etwas mehr als die Hälfte der Engagierten nutzt das Internet für ihr Engagement teilweise, aber nur ein sehr kleiner Anteil gibt an, dass die von ihnen ausgeübte Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend im Internet stattfindet (Tesch-Römer/ Huxhold 2022). Die Sorge, analoges Engagement könne durch digitales Engagement ersetzt werden, ist aktuell also unbegründet. Ein durch die Nutzung digitaler Tools ergänztes analoges Engagement kann allerdings durch Beschleunigung, Einfachheit, Flexibilität und Barrierearmut Zugänge erleichtern und Hürden reduzieren (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024b). Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten für digitales oder digital unterstütztes Engagement.

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