54 von allen Altersgruppen den höchsten Anstieg in der Engagementquote verzeichnen. Personen, die in ländlichen Gebieten leben, engagieren sich eher als Personen in urbanen Räumen (Simonson et al. 2022d). Schließlich engagieren sich Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte seltener als Personen ohne Flucht- und Migrationsgeschichte (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2017a; Karakayali/ Kleist 2015; Simonson et al. 2022d). Schwellen im Engagement: Ungleichheiten im Zugang und der Ausgestaltung von Engagement Für die oben dargestellten Unterschiede und Ungleichheiten im Engagement gibt es mehrere Gründe. Ein Grund ist, dass nicht alle Personengruppen gleichermaßen Zugang zum Engagement haben. Die Sachverständigenkommission des Vierten Engagementberichts der Bundesregierung hat 13 Schwellen identifiziert, die den Zugang zum Engagement sowie zu bestimmten Positionen und Aufgaben für unterschiedliche Personengruppen mehr oder weniger erschweren. (1) Finanzielle und materielle Ressourcen: Das Ausüben einer freiwilligen Tätigkeit kann Kosten verursachen. Das können beispielsweise Fahrtkosten wie Bahntickets sein, in ländlichen Regionen kann Engagement den Besitz eines Autos voraussetzen. Dies kann für Personen mit geringen finanziellen Ressourcen als Schwelle wirken. Selbst eine Kostenerstattung verlangt – wenn sie denn angeboten wird – von den Engagierten, dass sie zunächst in Vorkasse gehen. (2) Zeit und Zeitautonomie: Zeitmangel allgemein, aber auch nicht über die eigene freie Zeit entscheiden zu können, erschwert die Ausübung eines Engagements. Care-Arbeit und Erwerbstätigkeit führen besonders häufig zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Zeit und Zeitautonomie. (3) Diskriminierung und Ansprache: Bestimmte Personengruppen, wie Menschen mit einem hohen sozioökonomischen Status, werden häufiger für ein Engagement angesprochen als andere Personengruppen, beispielsweise Personen mit Migrationsgeschichte. Das kann ein Hinweis auf institutionelle Diskriminierung sein. Personen, die in ihrem Alltag von Diskriminierung betroffen sind, meiden solchen Institution dann eher, um sich selbst vor weiteren Diskriminierungserfahrungen zu schützen. (4) Mitsprache: Sprache ist eng mit dem sozialen Umfeld verbunden. In zivilgesellschaftlichen Organisationen setzen sich häufig bestimmte Sprachnormen durch. Das kann dazu führen, dass Personen, die diese Norm nicht erfüllen, ausgeschlossen und damit nicht gehört werden. Dies betrifft nicht nur Menschen mit einer anderen Erstsprache, auch Armutsbetroffene oder Menschen mit Behinderung berichten von solchen Ausschlüssen. (5) (Politisch motivierte) Gewalt und unziviles Engagement: körperliche Gewalt oder auch nur die Androhung davon ist eine große Hürde, die besonders im Bereich (kommunal-)politischer Ämter zu beobachten ist, aber auch aus anderen Engagementbereichen berichtet wird. (6) Räume: Fehlende Räume und Treffpunkte für Begegnung und Kommunikation erschweren die Ausübung eines Engagements. Wichtig ist in diesem Kontext auch die Barrierefreiheit oder -armut der Räumlichkeiten. (7) Repräsentation: Die mangelnde Repräsentation bestimmter Personengruppen führt dazu, dass diese es schwerer haben, ihre Anliegen einzubringen, sie in der Etablierung von Alltagsroutinen und Praktiken innerhalb der Organisation weniger berücksichtigt werden und häufig das Gefühl haben, mit diesen Erfahrungen allein zu sein. (8) Digitalisierung und Digitalität: Fehlende Soft- und Hardware, Fähigkeiten und Kenntnisse im digitalen Bereich können die Ausübung eines En-
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