Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

52 Im ersten Engagementbericht lag der Schwerpunkt auf Engagement von Unternehmen, im zweiten auf der Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, der dritte Engagementbericht widmet sich der Frage, wie sich Engagement durch Digitalisierung verändert und der vierte beleuchtet die unterschiedlichen Zugangschancen zum Engagement (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2012, 2017a, 2020, 2024b; Schubert et al. 2023; Simonson et al. 2022a). Ergänzend liefern weitere Untersuchungen wie die Zeitverwendungserhebungen des Statistischen Bundesamtes, der Sportentwicklungsbericht sowie der Deutsche Alterssurvey wichtige Daten. Zwar steht Engagementforschung nicht im Fokus dieser Studien, dennoch werden Daten zum Engagement bzw. Ehrenamt erhoben, da diese als Indikatoren für gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion gelten. So werden die Daten des Deutschen Alterssurveys beispielsweise auch zur Erstellung der Altersberichte der Regierung herangezogen (Breuer/ Feiler 2022; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2025; DESTATIS - Statistisches Bundesamt 2024). Darüber hinaus finden sich zahlreiche einmalig durchgeführte empirische Untersuchungen, die verschiedene spezifische Aspekte des Engagements beleuchten. Dabei handelt es sich um Untersuchungen, für die eigene qualitative oder quantitative Erhebungen durchgeführt wurden, Analysen bestehender Daten unter neuen Aspekten oder die Kombination unterschiedlicher Datenquellen, um einen größeren Untersuchungsbereich abzudecken. Es gibt beispielsweise Analysen zum Engagement von und für Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2017b; Karakayali/ Kleist 2015; Speth 2018; Van Den Berg et al. 2021), Untersuchungen zum Engagement in ländlichen Räumen (Antes et al. 2022; Brensing et al. 2024; Kleiner/ Burkhardt 2021; Kleiner/ Klärner 2019), Studien zum Engagement älterer Personen (Burkhardt/ Schupp 2019; Simonson/ Kelle 2021) sowie Untersuchungen, die den Einfluss der Corona-Pandemie auf das Engagement erfassen (Harz/ Kühl 2021; Hutter et al. 2021; Krimmer et al. 2020). Weiterhin beleuchten andere Untersuchungen den strukturellen Wandel im Bereich der Vereinslandschaft (Alscher et al. 2013) oder die Motive der Engagierten für ihr Engagement (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024a). Der Sozialbericht (ehemals Datenreport) widmet zivilgesellschaftlichen Organisationen und zivilgesellschaftlichem Engagement einen eigenen Abschnitt (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung et al. 2024). Auf Grundlage einer so umfangreichen Datenbasis lassen sich differenzierte Analysen des aktuellen Stands, der Langzeitentwicklungen, Trends und anderen speziellen Fragestellungen in Bezug auf Engagement durchführen. Die Daten des Deutschen Freiwilligensurvey zeigen, dass sich die Engagementquoten unter anderem nach Alter, Geschlecht und Bildung unterscheiden und dass einige Ungleichheiten im Zeitvergleich verschwunden sind, während sich andere verstärkt haben (Simonson et al. 2022d). In Bezug auf Engagementformen gewinnt informelles Engagement immer weiter an Bedeutung, das zeigt sich insbesondere in Ausnahmesituationen wie der Corona-Pandemie oder humanitären Krisen, wenn kurzfristige und schnelle Reaktionen gefordert sind, mit denen zivilgesellschaftliche Organisationen zum Teil überfordert sind. In solchen Situationen wird ebenfalls verstärkt auf digitales oder digital unterstütztes Engagement und seine Flexibilität gesetzt (Kausmann/ Simonson/ Hameister 2022; Tahmaz 2021; Van Den Berg et al. 2021).

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