Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

51 auch in ländlichen Regionen selbst regionale Unterschiede in den Zugangsbedingungen deutlich sichtbar sind (Breuer/ Feiler 2022; Grande 2021; Kleiner/ Burkhardt 2021). Engagement als Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe und sozialer Integration Engagement gilt als zentrale Form der gesellschaftlichen Partizipation, da es Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem sozialen Status oder ihrer formalen Bildung ermöglicht, aktiv einen Beitrag zur Gesellschaft beizutragen. Es gibt jedoch Unterschiede in der Ausgestaltung des und Zugang zum Engagement hinsichtlich dieser Faktoren (vertiefend dazu siehe Abschnitt 2.3) (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024b; Simonson et al. 2022d). Darüber hinaus bietet Engagement einen Handlungsspielraum für Selbstwirksamkeit und stärkt das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung sowie die eigenen Fähigkeiten (Grande 2021; Priemer et al. 2019; Schmidt 2021). Insbesondere für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und sozial benachteiligte Gruppen kann Engagement als Integrationshilfe wirken. Durch das Engagement in Vereinen, Verbänden und anderen gemeinnützigen Organisationen entstehen neue soziale Kontakte und Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung der Gesellschaft. Engagierte erfahren im Zuge ihrer Tätigkeiten, dass ihr Engagement häufig nicht nur wichtig, sondern notwendig ist. Engagierte Personen haben ein größeres Vertrauen in die Demokratie und politische Institutionen und sind eher politisch aktiv, auch weil sie durch ihr freiwilliges Engagement erfahren, wie sie die Demokratie und Gesellschaft aktiv mitgestalten können (Arriagada/ Tesch-Römer 2022; Karnick/ Simonson/ Tesch-Römer 2022; Priemer et al. 2019). 6.2.3 Erkenntnisse zum und Entwicklungen im Engagement Engagement verändert sich, wie sich auch die Gesellschaft verändert, und wird dabei nicht nur vom gesellschaftlichen, sondern auch vom technologischen und wirtschaftlichen Wandel geprägt. Zur empirischen Erfassung dieser Entwicklungen und anderer Trends werden verschiedene Erhebungen durchgeführt, die in ihrer Gesamtheit eine umfassende Datenbasis zur Engagementlandschaft in Deutschland bilden. Überblick über den Stand der Forschung Die Forschung zum Engagement in Deutschland basiert auf einer Reihe regelmäßiger Erhebungen sowie einzelner, einmalig durchgeführter empirischer Studien. Die wohl wichtigsten Datenquellen bilden hierbei der Deutsche Freiwilligensurvey, der ZiviZ-Survey und die Engagementberichte der Bundesregierung – letztere beruhen auf Daten des Deutschen Freiwilligensurveys, des Sozio-oekonomischen Panels sowie eigenen ergänzenden qualitativen Befragungen. Der Deutsche Freiwilligensurvey wird seit 1999 im Fünf-Jahres-Rhythmus durchgeführt und dient als zentrale Grundlage zur Analyse langfristiger Entwicklungen im Engagement in Deutschland. Der ZiviZ-Survey liefert seit 2012 alle vier bis fünf Jahre detaillierte Einblicke in die Strukturen und Herausforderungen zivilgesellschaftlicher Organisationen, während die Engagementberichte der Bundesregierung, die seit 2012 einmal pro Legislaturperiode erscheinen, jeweils unterschiedliche Schwerpunkte in der Bestandsaufnahme des Engagements setzen.

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