27 4.8 Macht In unmittelbarem Zusammenhang mit individuellen und strukturellen Spielräumen steht die Frage nach individueller und struktureller Macht in Organisationen. Zu einem systemischen Blick auf Macht, siehe 5.1.6 sowie 5.2 Versteht man Macht nicht als ein reines Herrschaftsverhältnis, sondern als produktive Kraft in Beziehungen zwischen Menschen und in Strukturen, lassen sich Machtverhältnisse leichter und offener thematisieren, anstatt sie zu tabuisieren. Dann lassen sie sich auch bewusst gestalten und nutzen, beispielsweise anhand von Fragen wie: • Welche Gestaltungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten ergeben sich aus der gegebenen Verteilung von Macht? • Wo kann Macht geteilt und Verantwortung gemeinsam übernommen werden? • Wo und von wem und wie kann gegebene Macht genutzt werden, um sich für etwas einzusetzen? Zur Rolle von Organisationskultur siehe 7.3.3. Zu Co-Kreation als Modell einer anderen Machtverteilung siehe 7.5.2. Wer hat in den Beziehungen, Gremien, Strukturen, um die es hier und jetzt gerade geht, aus welchen Gründen welche Macht? Im Verständnis des französischen Philosophen Michel Foucault ist Macht „ein Ensemble aus Handlungen, die sich auf mögliches Handeln richten (…). [Macht] operiert in einem Feld von Möglichkeiten für das Verhalten handelnder Subjekte. Sie bietet Anreize, verleitet, verführt, erleichtert oder erschwert, sie erweitert Handlungsmöglichkeiten oder schränkt sie ein, sie erhöht oder senkt die Wahrscheinlichkeit von Handlungen, und im Grenzfall erzwingt oder verhindert sie Handlungen, aber stets richtet sie sich auf handelnde Subjekte, insofern sie handeln oder handeln können. Sie ist auf Handeln gerichtetes Handeln.“ (Foucault 2002, S. 286) Macht als produktive Kraft
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