141 Die verschiedenen Spannungsfelder greifen ineinander über und sind selten klar voneinander zu trennen. Sich aber der verschiedenen Ebenen und Mechanismen bewusst zu sein, ist für Veränderungen notwendig. Sie können dabei helfen, sich tatsächlich mit den entstehenden Hürden auseinanderzusetzen und mögliche Überforderung vorbeugen. Das Spannungsfeld zwischen Haupt- und Ehrenamt ist aus meiner Sicht eines, was vor allem für die Hauptamtliche Seite eine sehr große Rolle spielt. Die Arbeit ist ein stetiges Austarieren von Aufgaben, Belastungen und Inhalten. Dabei haben vor allem Hauptamtliche die Aufgabe, die Ehrenamtlichen mit ihrer fachlichen Expertise zu unterstützen. Dazu zählt nicht nur die rein inhaltliche Expertise in Naturschutzthemen, sondern auch – gerade in Arbeitsfeldern wie der Verbandsentwicklung – die Unterstützung in organisatorischen Fragen. Im NABU sitzen viele Ehrenamtlichen mit einer enormen fachlichen Expertise, sie brauchen aber bspw. bei der Gewinnung neuer Aktiver Unterstützung. Es ist die Aufgabe des Hauptamtes hier in einem kontinuierlichen Austausch zu bleiben, damit geplante Hilfen zielführend ausgeführt werden können. Die aktuellen Zielgruppen des NABU finden sich sowohl in seinen Themen, als auch in seinen Mitgliedschaftsmodellen wieder. Feste Mitgliedschaften sprechen nur ein bestimmtes Milieu an und setzen eine langfristige finanzielle Stabilität voraus. Auch wirkt es nach außen hin oft, als wäre eine Expertise in einem Naturschutz-Thema Voraussetzung für ein Engagement beim NABU. Dem ist jedoch nicht so und es ist die Aufgabe aller im NABU aktiven Menschen – egal ob Haupt- oder Ehrenamt –, die Zielgruppenöffnung deutlicher zu machen. Dies geschieht in Teilen schon in einzelnen Projekten wie dem Blauen Netz, die sich bewusst mit genau diesen Themen auseinandersetzen. Auch hier ist es wieder das Austarieren von Haupt- und Ehrenamt, um gemeinsam herauszuarbeiten, inwiefern Veränderungen zu bewältigen und aufzufangen sind. Grundsätzlich denke ich jedoch auch, dass feste Strukturen im NABU vor allem für rechtliche und finanzielle Belange wirklich notwendig sind. Hier ist es besonders für die Ehrenamtlichen wichtig, dass sie klare Richtlinien haben, an denen sie sich orientieren können und die ihnen helfen, falls sie Unsicherheiten haben. Gerade bei solchen Themen sind viele Ehrenamtliche verunsichert, weshalb klare Vorgaben und feste Strukturen hier helfen können. Hier schließt sich also der Kreis: Das Spannungsfeld zwischen Haupt- und Ehrenamt ist eines, was immer stetig ausgehandelt und weitergedacht werden muss. Wo ist die Unterstützung notwendig? Wo vielleicht auch überflüssig? Die verschiedenen Aspekte (insbesondere bezogen auf die Zielgruppen) werden auch mit Blick auf das Spannungsfeld „Digitalisierung und analoge Beziehungsarbeit“ deutlich. Naturschutz als solches ist analog. Vielen Ehrenamtlichen fällt es daneben schwer, Zeit und Energie für andere Formen des Engagements (z.B. Vernetzungstreffen, Workshops und Weiterbildungen, …) freizuräumen und sich neue Fähigkeiten, wie den Umgang mit Social Media, anzueignen. Gleichzeitig sind gerade digitale Engagementmöglichkeiten für jüngere Menschen oder zeitlich stark eingebundene Personen attraktiv. Zusätzlich kann ein guter Online-Auftritt mögliche Zugangsschwellen abbauen und das Ehrenamt greifbarer machen. Menschen kommen so vielleicht eher mit einem gewissen Vorwissen über das Engagement und können besser einschätzen, ob sie das zeitlich einbauen können.
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