11 Ehrenamt ↔ Hauptamt Das Verhältnis zwischen Ehrenamt und Hauptamt ist oft ritualisiert, beruht auf eingespielten Rollen und festgelegten gegenseitigen Erwartungen. Dubiski beschreibt dieses „etablierte Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamt“ als „eher Teil des Problems als Teil der Lösung“ (Dubiski 2025: 125). Wippermann (2023) betont – in diesem Fall für die Caritas: „Die Leistung [die der Verband erbringt] [...] basiert elementar auf dem Zusammenwirken von hauptamtlichen Fachkräften und ehrenamtlich Engagierten. [...] Es wäre falsch, gefährlich und herabsetzend, würde man freiwillig Engagierte als ‚wertvolle Hilfskräfte‘ oder Ersatztruppe der hauptamtlichen Fachkräfte begreifen“ (Wippermann 2023: 24). In diesem Zusammenhang heben die Expertisen hervor, dass neue „CoLeadership“-Modelle (Arriagada 2025: 69) und „Rollentypologien als Grundlage für differenzierte Strukturentwicklung“ (Haas 2025: 101) entscheidend sind, um Synergien zu nutzen und nachhaltige Motivation zu schaffen. Formalisierte Mitgliedschaft ↔ projektbasiertes, temporäres Engagement Klassische Mitgliedschaft und die damit einhergehenden Mitgliedszahlen gewährleisten für Mitgliedsverbände gesellschaftliche und politische Legitimation und Finanzierung, verlieren jedoch für bestimmte Zielgruppen an Attraktivität gegenüber temporären, situativen oder digitalen Beteiligungs- und Engagementformen. Haas dokumentiert, dass „viele Menschen sich lieber kurzfristig und projektbezogen engagieren möchten, sodass feste Mitgliedschaften an Bedeutung und Selbstverständlichkeit verlieren“ (Haas 2025: 83). Doch Bindung, so macht er deutlich, entsteht nicht ausschließlich durch Dauer: empirische Befunde zeigen, „dass Mitgliederbindung dann besonders gut gelingt, wenn Engagement nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, gefördert und gestaltet wird“ (ebd.: 89). Neue Engagementformen wie „Mikro-Engagement“ (ebd.: 93) und hybride Rollenmodelle eröffnen konkrete Chancen für vielfältige Lebensrealitäten. Digitalisierung ↔ Analoge Beziehungsarbeit Digitale Tools erschließen neue Reichweiten und senken Zugangshürden, vereinfachen viele Tätigkeiten im Engagement und eröffnen neue Möglichkeiten, Engagement orts- und zeitunabhängig auszuüben (vgl. BMFSFJ 2024) -sie können aber analoge Begegnung nicht ersetzen: „Dabei verdrängt das digitale Engagement nicht bestehende Engagementformen, sondern es tritt als neue Engagementform neben das bisherige Engagement und ergänzt es.“ (end.: 14) Hybride Modelle, die digitale Kommunikation und analoge Begegnung klug verbinden, bringen daher den größten Mehrwert. Vielfalt & Inklusion ↔ Traditionelle Milieus & Routinen Viele Mitgliedsverbände sind durch bürgerliche, homogene Milieus geprägt, was sich in Sprache, Gremienstrukturen und Traditionen manifestiert. Haas macht deutlich, dass exklusive Sprache, formalisierte Prozesse und fehlende flexible Einstiegsmöglichkeiten, aber beispielsweise auch „Ironie unter Eingeweihten“ und „ritualisierte Gremienlogiken“ die Ansprache neuer Gruppen erschweren (Haas 2025: 88). Auch Arriagada unterstreicht, dass Inklusion und Diversität bewusste Gestaltung erfordert (Arriagada 2025: 68). Vor diesem Hintergrund kommt Dubiski zu dem
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