Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

140 daher planvoll eingesetzt werden. Zudem sollten NABU-Verantwortliche die Spannungsfelder so lesen, dass sie zur Analyse der eigenen Gliederungen dienen. Verantwortliche können Themenbereiche der Arbeit anhand der Spannungsfelder bewerten und sich dabei auch die Frage stellen, ob die Antworten zum eigenen Selbstbild passen. Braucht es hier Veränderungen? Wenn ja, wo müssen diese ansetzen, um wirkungsvoll zu sein? Wenn nein, was sind die eigenen Stärken, an denen sich die Gliederung ausrichten kann. Passt das zum Selbstbild? Die Frage der Ausgestaltung der Relation zwischen Haupt- und Ehrenamt spielt für die meisten Gliederungen nur eine mittelbare Rolle, weil sie in der Regel kein eigenes Personal haben, wohl aber mit Personal von Landes- oder Bundesverband zusammenarbeiten. Aus meiner Sicht haben die Hauptamtlichen den klaren Auftrag, Expert*innen-Wissen einzubringen und Motor zu sein. Zugleich haben sie Service-Funktion und sollten Impulse aus dem Verband aufnehmen und Lösungen dafür schaffen. Die Ehrenamtlichen wiederum sollten Hauptamtliche so einsetzen, dass sie die bestmögliche Wirkung erzielen. Das ist eine permanente Aushandlung. Die Digitalisierung macht auch vor dem NABU nicht halt, zugleich leben wir im Naturschutz von der praktischen Naturschutzarbeit. Digitale Tools können helfen, hierfür mehr Freiraum zu schaffen. Darüber hinaus sollten wir uns die Frage stellen, wo und wie wir digitale Engagementformen entwickeln können. In Bezug auf die Zielgruppen (Mitglieder/Nichtmitglieder) könnten wir als NABU klarer sein, was unser Engagementangebot ist, auch um die Erwartungen für den NABU und potenzielle Engagierte klarer zu kommunizieren. Dies betrifft auch die Erwartungen an den Vorstand/das Sprecher*innen-Team. Das klassische Vorstandsmodell, bei dem der Vorstand für nahezu alles allein verantwortlich ist, sollte hinterfragt werden. Arbeit anders zu organisieren und so Zugänge zu schaffen, ist Arbeit, und die NABU-Gliederungen sind weitgehend ausgelastet. Wie lösen wir dieses Dilemma? Wiebke Hübler, Mitglied des Projektbeirats, ist Mitarbeiterin im Bereich Mitglieder und Ehrenamt beim NABU Nordrhein-Westfalen. In dem Text wirft sie einen Blick auf die Spannungsfelder und Themen. Der Fokus liegt auf den Einfluss der Spannungsfelder auf die Arbeit in der Fläche und die Frage, was das Ehrenamt im Naturschutz braucht. Durch seine lange Vereinsgeschichte ist der NABU in seinen Strukturen bereits sehr klar und fest, was eine Herausforderung für Veränderungen darstellen kann. Gleichzeitig bringt er dadurch auch Stabilität und Kontinuität mit sich. Die Spannungsfelder können bei Veränderungsprozessen unterstützen und als Leitlinien dienen. Sie bereiten sowohl Haupt- als auch Ehrenamt auf mögliche Hindernisse vor und können damit auch Ängste vor Veränderungen abbauen. Inwiefern sie anwendbar sind, ist von Region zu Region unterschiedlich, da jeder Landesverband und auf der nächsten Ebene jeder Kreis- und Stadtverband anders strukturiert ist.

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