Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

138 Herausforderungen und der Notwendigkeit zur Stärkung der Verbandsstrukturen bewusst, bei gleichzeitiger Betonung der großen Chancen. Aber wo ist dieser gemeinsame ‚AWO-Spirit‘, der Mut zur Veränderung geblieben? Wurden die Erkenntnisse und Beschlüsse umgesetzt? Wenn die AWO wüsste, was die AWO weiß… Im Laufe dieses Projektes wurde die Aussage geprägt "wenn die AWO wüsste, was die AWO alles weiß“. Es wurde deutlich, dass die verbandliche Kommunikation nicht immer erfolgreich verläuft. Aktivitäten, Maßnahmen, Arbeitshilfen (bspw. zum Präsidialmodell, Checklisten zur Satzung), die auf der Bundesebene angeboten und entwickelt werden, sind an der AWO-Basis nicht immer bekannt. Andersherum kennt der Bundesverband nicht zwingend die erfolgreichen Vorhaben und Veranstaltungen unterhalb der Bezirks- und Landesverbände. Es gibt AWO-Gliederungen, in denen es gelingt, neue Mitglieder zu werben. Die Kenntnis darüber, was dazu beigetragen hat, dass die Mitgliederwerbung erfolgreich verlaufen ist, oder dass neue interessierte Engagierte den Weg in den Verband gefunden haben, ist oft (nur) regional gegeben. Der AWO Bundesverband engagiert sich darin, erfolgreiche Ansätze im Verband zu verbreiten und AWO-Gliederungen und Projekten ein entsprechendes verbandliches Forum zu bieten. So wurde im Jahr 2023, begleitet durch den Fachausschuss Verbandspolitik und Mitgliederentwicklung, eine Workshopreihe mit dem Titel „Mut zur Veränderung - Chancen, den Wandel der AWOStrukturen aktiv zu gestalten“ durchgeführt, bei dem AWO-Gliederungen Maßnahmen vorstellten, die dazu geführt haben, Mitglieder zu binden und die Verbandsstrukturen zu stärken. Erkenntnisse wurden in den Gremien und verbandlichen Netzwerken geteilt, Änderungen in den Regelwerken vorgeschlagen, um neben dem klassischen AWO-Ortsverein auch andere Verbandsstrukturen zu ermöglichen. Erkenntnis- oder Umsetzungsproblem? Im Projekt wurde allerdings auch mehrfach postuliert, dass in der AWO kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem zur Thematik vorliege. Entsprechend markieren die im Text skizzierten Spannungsfelder und Fragekomplexe Aspekte, die in der AWO – oder anderen Mitglieder-Verbänden – unbedingt weiter beleuchtet werden sollten. Je nach verbandlicher Ebene mag vielleicht ein Erkenntnis- oder ein Umsetzungsproblem vorliegen. Dringen gute Beispiele und Arbeitshilfen nicht zur eigenen Ebene durch, mag es an Erkenntnissen zu möglicher Veränderung mangeln. Liegen diese vor, werden jedoch nicht umgesetzt, mag das Umsetzungsproblem im Vordergrund stehen. So oder so ist es nötig, die Spannungsfelder als Impulse zur Auseinandersetzung zu begreifen. Es ist vielversprechend, das Konzept einer Change-Architektur zu entwickeln, in dem verbandliche Routinen ernsthaft geprüft und Veränderungen wirklich zu gelassen werden. Neben etablierten Vereinsgremien sollte auch Raum für fluidere Beteiligung, neue Ideen und Innovationen zugelassen werden, bzw. aus ‚intrinsischer Motivation‘ positiv begrüßt werden. Es braucht vereinsrechtliche Grundlagen und deren praktische Anwendung, aber auch Experimentierfreude und die Bereitschaft, Routinen und das eigene Handeln in Frage zu stellen.

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