Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

127 Alternativvorschlägen möglicherweise ein wichtiger Schritt der Selbstverständigung darauf, welche Veränderungen überhaupt möglich sind und welche nicht. 8.3.6 Hypothese F: Es bestehen Tabus, unhinterfragte Annahmen und ritualisierte Praktiken, die den Horizont begrenzen und die irritiert werden müssen, um zu neuen Perspektiven kommen zu können. Ausgehend von der in Hypothese A (8.3.1) formulierten Feststellung, dass es hinsichtlich der Problembeschreibung und Lösungsideen kein Erkenntnisproblem zu geben scheint, sich aber trotzdem wenig verändert, stellt sich die Frage, warum das so ist. Es steht zu vermuten, dass Problemanalyse und Lösungsansätze regelmäßig nur bis zu einem bestimmten Punkt vordringen und dort Halt machen, weiterführende Fragen nicht gestellt werden und bestimmte Aspekte oder Gegebenheiten sich so der Analyse und Reflexion – und damit der Veränderung – entziehen. Einige Aspekte, die in dieser Hinsicht als tabuisiert und unhinterfragt erscheinen, sollen nun formuliert und Anfragen daran oder Gegenperspektiven dazu formuliert werden. Es handelt sich weder um eine abschließende Aufzählung noch sind die jeweiligen Anfragen dazu die einzig denkbaren. Es geht hier nur um Denkanstöße, die einen Schritt über das scheinbar Selbstverständliche hinaus führen können: • Der Ortsverein ist die „Herzkammer“, ohne Orts- oder Kreisverein kein Verband. Das Engagement vor Ort ist die Grundlage für alles.  Wozu genau ist diese Setzung notwendig? Womit wird sie begründet – außer damit, dass sie zur Gründungsgeschichte von Verbänden gehört und ihre Ablehnung Engagierte vor Ort potenziell verletzen würde? Wozu braucht es die Orts- oder Kreisverbände jenseits normativer Argumente?  Und was brauchen umgekehrt die Ortsvereine tatsächlich, um diesen Anspruch zu erfüllen? • Engagement ist freiwillig und beruht auf einer freien persönlichen Entscheidung.  Mögliche Probleme im Ehrenamt oder Engagement, wie zum Beispiel Vereinbarkeitsfragen, sind damit individuelle Probleme und verbandsseitig nicht zu thematisieren bzw. werden auch gegenüber dem Verband nicht thematisiert. • Weil die Ehrenamtlichen sich freiwillig engagieren, ist ihre Arbeit unbedingt anzuerkennen und wertzuschätzen. Dieser Wertschätzung ist Ausdruck zu verleihen, wann immer möglich.  Die Kehrseite dieser Anerkennung ist, dass Menschen aus ihrem Engagement einen teilweise großen Teil ihres Selbstwerts und ihre Bestätigung ziehen, die sie möglicherweise anderswo nicht erhalten. Das kann zu Formen der Selbstdarstellung und zu

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