120 „Die Grundidee ist, die Menschen vor Ort kümmern sich, müssen aber keine Steuererklärung, keine 1.000 Sachen machen, sondern das genau macht dann der Kreis.“ Die Sitzungen des Mitgliederrats und das Arbeiten an gemeinsamen Themen hat sich ebenfalls verändert: „Weil bisher war das dann glaube ich häufig so, dass das sich dann irgendwann so entwickelt hat, nehme ich mal an, dass vom Hauptamt ganz viel diese Sitzungen gesteuert werden und die Tagesordnungen gemacht und dann formal stand dann noch genau die einladende Person darunter, die aber mit der Tagesordnung an sich gar nicht mehr so viel zu tun hatte. Und jetzt verändert sich das, weil es jetzt viele neue Menschen gibt. Und genau da wird jetzt halt geschaut, wie der Prozess da sein kann, weil jetzt natürlich auch nicht immer alle Veränderungen alle ganz toll finden.“ Zudem werden neue Themen und Formate erprobt, beispielsweise ein „Politischer Stammtisch“ zum Thema „Distanzierte Mitte“ – zu dem unter anderem Menschen kamen, die schon AWO-Mitglieder waren, aber noch nie an einer Veranstaltung oder einer Aktivität teilgenommen hatten, weil sie sich nicht angesprochen gefühlt hatten. Die Mitgliederzahlen entwickeln sich mittlerweile positiv. Die Auflösung von Ortsvereinen bzw. Umwandlung in AWO-Treffs oder -Stützpunkte und die Eingliederung in Kreisverbände wurde in den letzten Jahren an verschiedenen Orten ausprobiert, sind aber nicht immer von einem solchen Erfolg gekrönt: „Und einige der Kreisverbände haben auch ihre Ortsvereine aufgelöst und haben sie zu AWO-Treffs umgewandelt, um eben diese Hauptverantwortung wegzunehmen und das Engagement zu fördern. Aber, also das hat funktioniert und die existieren auch noch alle. Aber das ist jetzt nicht so, dass die Leute uns da die Bude einrennen, weil ich muss keinen Vorstandsposten mehr besetzen – sondern es ist einfach so dabei geblieben. Die Leute, die sich da wohlfühlen, sind geblieben. Aber es sind jetzt nicht en masse dazu gekommen.“ 8.2.2.3 Perspektive Landes-/Bezirksebene Der Bezirksverband AWO Niederrhein sieht seine Aufgabe mit Blick auf den Mitgliederverband in erster Linie darin, die Gliederungen und die Engagierten miteinander in den Austausch zu bringen, zu vernetzen und Wissen weiterzugeben. Dabei spielen die im Projekt diskutierten Fragen nach Veränderungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten schon seit langem eine Rolle, u.a. unter der Überschrift „Dem Lebenswerk vieler eine Zukunft geben“; darin zeigt sich das Bemühen um eine Anerkennung der „Tradition“ und gleichzeitige Veränderungsbereitschaft. Die Pandemie hat dazu geführt, dass etablierte Strukturen der Zusammenarbeit vor allem zwischen Haupt- und Ehrenamt „bröckeln“. Unter anderem auf Grundlage von Bedarfsabfragen bei Orts- und Kreisverbände wird nun versucht, passgenaue Angebote zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen. So wurden zur Vernetzung der Gruppen und Gliederungen unterschiedliche Formate ausprobiert, die unterschiedlich erfolgreich und langlebig sind bzw. waren. Manche Formate enden schnell wieder, weil ohnehin immer die gleichen (wenigen) Leute kommen, andere haben sich bewährt – so zum Beispiel die AWO- und Jugendwerkskonferenz, die künftig evtl. auch auf Bezirksebene angesiedelt werden soll. Seit der Pandemie haben sich zudem digitale Formate entwickelt, die jenseits der Strukturen von Haupt- und Ehrenamt, Verbandsebenen und Regionen Austausch ermöglichen. Daraus entstanden ist u.a.
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