Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

119 über Kooperationen mit anderen Vereinen und Initiativen die Stadtgesellschaft mitgestalten, wie bspw. durch ein mit vielen anderen Akteuren gemeinsam gestaltetes Winterferienprogramm. Anfang 2023 konnte ein neuer, mit 14 Personen vergleichsweise großer Vorstand gewählt werden, in dem Verantwortung und Aufgaben auf viele Schultern verteilt werden und der zudem mit einer Altersspanne von 21 bis über 80 Jahren unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungsschätze vereint. Die Arbeit im Vorstand und die Sitzungen wurden auch dahingehend neu aufgestellt, dass möglichst viele der rein administrativen Fragen (bspw. Terminfindung) außerhalb der Sitzungen geklärt werden, damit in den Sitzungen die inhaltliche Auseinandersetzung zu konkreten Themen im Fokus stehen kann: „Das machen wir alles außerhalb der Sitzungen, damit wir auf den Sitzungen selber die Zeit haben, das zu machen, worauf die Leute Lust haben, und zwar über inhaltliche Themen zu reden und zu gucken, was wir daraus entwickeln können.“ Für konkrete Projekte und Aktionen sind in der Regel ein oder zwei Personen hauptverantwortlich und laden alle anderen zur Unterstützung ein; die genauen Planungen und Aufgabenverteilungen werden dann aber nicht in den Sitzungen besprochen, dort wird nur berichtet. Zur Gewinnung neuer Mitglieder werden unterschiedliche Konzepte erprobt, so beispielsweise ein Wettbewerb zwischen den Vorstandsmitgliedern (wer bringt am meisten neue Mitglieder mit?) oder das Prinzip „Bring a Buddy“, demnach alle aufgefordert sind, zu einer Sitzung eine*n Freund*in mitzubringen, damit diese einen ganz unmittelbaren Eindruck vom Kreisverband erhalten. Dabei zeigt sich immer wieder: Mitglied zu werden steht oft erst am Schluss, davor kommt das Engagement – „Und wir machen das halt hauptsächlich, wie gesagt, über so Projektarbeiten. Das heißt, man kann sich langfristig bei uns engagieren, man muss das aber nicht und man muss auch nicht ein AWO-Mitglied sein, um bei uns mitzumachen. Und (…) alle Leute, die wir irgendwie eingesammelt haben auf dem Weg, die an einzelnen Projekten mitgearbeitet haben, haben wir im Endeffekt auch in die Mitgliedschaft bekommen.“ Auch der Kreisverband Bielefeld hat in den letzten Jahren eine grundlegende Neuaufstellung vorgenommen. Im Zuge eines mehrjährigen intensiven Entwicklungsprozesses wurden alle Orts- bzw. Stadtteilvereine aufgelöst und in den Kreisverband überführt. Stadt eines Präsidiums gibt es nun einen aus der Mitgliederversammlung gewählten Mitgliederrat, der wiederum den Aufsichtsrat wählt. Um eine enge Kooperation mit dem Jugendwerk sicherzustellen, besteht der Mitgliederrat nach Möglichkeit zu einem Drittel aus Mitgliedern des Jugendwerks der AWO. Neben dem zweiköpfigen, hauptamtlich tätigen Vorstand gibt es eine hauptamtliche „Stabsstelle Service und Koordinierung“, die als „institutionalisierte Verbindung“ zwischen Mitgliederverband/Mitgliederrat und Unternehmen/Vorstand fungiert und beide berät16. Träger der AWO-Einrichtungen in Bielefeld sind eine gGmbH und der Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe. In den Stadtteilen gibt es nach Auflösung der Ortsvereine sogenannte „Vor-Ort-Teams“, die sich eher informell, tätigkeits- und themenbezogen in konkreten Angeboten und Projekten engagieren: 16 Eine ausführliche Darstellung des gesamten Prozesses und der neuen Struktur findet sich im „Report 2020-2023“ des AWO Kreisverband Bielefeld e.V., online unter https://awo-bielefeld.de/download/report-awo-kreisverbandbielefeld-e-v-2020-2023/ (Abruf 05.03.2025)

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