Jenseits der Gewohnheit. Mitgliedschaft, Macht und Wandel neu denken

110 8.1 Einleitung: Zum Entstehungskontext dieser Expertise Mitgliederverbände wie die AWO und der NABU stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Der demographische Wandel sorgt dafür, dass eine große Gruppe älterer Menschen mit viel Tagesfreizeit einer deutlich kleineren Gruppe jüngerer Menschen mit geringeren zeitlichen (und oft auch finanziellen) Kapazitäten gegenübersteht. Immer mehr Menschen wünschen sich andere, flexiblere, partizipative und auch digitale Möglichkeiten, sich zu engagieren. Insbesondere langjährig Engagierte schätzen dagegen häufig die Verlässlichkeit und Stabilität der über viele Jahre aufgebauten Strukturen und Prozesse in den Verbänden. Diese Herausforderungen stehen im Mittelpunkt des Projektes „Zukunftssicherung von Mitgliederverbänden: Innovative Strukturen für nachhaltiges Engagement“, gefördert von der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt (DSEE) und durchgeführt vom AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. gemeinsam mit dem AWO Bundesverband, dem NABU NRW und dem NABU Bundesverband. Um Mitgliederverbände langfristig zukunftsfähig zu machen und nachhaltiges Engagement zu fördern, sollen innovative Ansätze entwickelt werden, die Ehrenamt und Hauptamt besser verzahnen und nachhaltige Lösungen schaffen. Die vorliegende Expertise dokumentiert Zwischenergebnisse des Projekts und diente (ab dem Zeitpunkt ihres Entstehens) als Grundlage für die weiteren Diskussionen und Entwicklungen. Die empirische Basis des Textes speist sich primär aus den folgenden Projektelementen: • Diskussionen in drei Beiratssitzungen zwischen November 2024 und März 2025; • ein vierstündiger Online-Workshop mit Haupt- und Ehrenamtlichen aus beiden Verbänden auf Orts-/Kreis-, Bezirks-/Landes- und Bundesebene am 17.12.2024 und dessen Auswertung; im Zentrum stand die Frage, was beide Verbände auf den unterschiedlichen Ebenen bislang unternehmen und ausprobieren, um Mitglieder und Engagierte zu gewinnen und zu halten und um sich zukunftsfähig aufzustellen; • ein vierstündiges Fachgespräch in Präsenz mit Engagierten aus beiden Verbänden am 21.03.2025; der Fokus lag hier auf der Frage, wie Menschen zu Engagierten werden, wie Wege ins Engagement aussehen können und woran Engagement scheitern kann; • Desktoprecherche und Dokumentenanalyse zu den beiden beteiligten Verbänden; • informelle Gespräche mit Vertreter*innen beider Verbände sowie Beobachtungen bspw. bei der „AWO Zukunftswerkstatt“ am 05.04.2025 in Köln.  Weitere Informationen zum Projektverlauf unter 2.2 Inhaltliche Bezüge gibt es zudem zu den beiden für das Projekt durch externe Wissenschaftler*innen erstellten Expertisen: „Engagement in Mitgliedsorganisationen“ von Céline Arriagada (Kapitel 6) und „Mitgliedschaft im Wandel. Wege zur zukunftsfähigen Verbandskultur“ von Benjamin Haas (Kapitel 7). Ziel dieser Expertise ist es, aus der Reflexion der Strukturen, Selbstverständnisse und routinierten Praktiken der beiden beteiligten Verbände NABU und AWO (Kapitel 8.2) Hypothesen und Fragen abzuleiten. Diese sollen zum Nachdenken darüber anleiten, welche Stellschrauben für

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