93 Projektbasiertes Engagement beschreibt die zeitlich befristete Mitarbeit an konkreten Vorhaben – etwa an Bildungsprojekten, sozialen Kampagnen oder kulturellen Initiativen. Dabei stehen insbesondere Gestaltungsfreiheit, direkte Wirkungserfahrung und die Möglichkeit persönlicher Entwicklung im Vordergrund. Für klassische Verbände ergibt sich daraus die Notwendigkeit, passende Angebote zu schaffen – wie etwa Projektmitgliedschaften, modulare Engagementformate oder agile Beteiligungsrollen, die individuelle Zeitbudgets und Interessenlagen berücksichtigen. Gleichzeitig müssen Verbände der Gefahr vorbeugen, projektbasierte Engagierte lediglich als „Eintagsfliegen“ wahrzunehmen. Nur wenn sie echte Mitgestaltung zulassen und klare Perspektiven für Anschlussbeteiligung eröffnen, lässt sich dieses Potenzial langfristig aktivieren. Digitale Engagementformen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Hier engagieren sich Menschen überwiegend oder vollständig online – beispielsweise in der Online-Beratung, in der Pflege sozialer Medienkanäle oder in der Entwicklung digitaler Bildungsangebote. Die Flexibilität des digitalen Ehrenamts bietet ihnen neue Wege zur Teilhabe an gesellschaftlicher Gestaltung (Milovanovic et al. 2022). Organisationen müssen jedoch gezielt darauf reagieren: Es braucht nicht nur technische Lösungen und digitale Lernformate, sondern vor allem auch benannte Ansprechpartner*innen, die digital Engagierte begleiten. Besonders wichtig ist es, die oftmals erlebte „gefühlte Distanz“ zum Kern der Organisation zu überwinden und soziale Bindung auch im digitalen Raum aktiv zu fördern. Einen weiteren wichtigen Zugang zu bislang schwer erreichbaren Zielgruppen eröffnet das MikroEngagement. Dieses Format ermöglicht eine besonders niedrigschwellige Beteiligung über klar definierte Aufgaben mit geringem Zeitaufwand. Studien zeigen, dass Mikro-Engagement besonders dann erfolgreich ist, wenn die Wirkung der Beiträge sichtbar gemacht wird und kleine Beiträge ausdrücklich anerkannt werden (Han-Broich 2012; Bennett/Segerberg 2013). Organisationen sind gefordert, Anschlussformate zu schaffen, die Mikro-Engagement nicht isoliert stehen lassen, sondern es als Einstieg in eine vertiefte Beteiligung begreifen – etwa durch Feedbackschleifen oder Einladungen zu weiterführenden Projekten. Schließlich hat sich auch das Bild des hybriden Engagements verstärkt etabliert. Viele Engagierte wechseln heute flexibel zwischen verschiedenen Rollen und Formaten: Sie spenden, organisieren, posten oder moderieren – mal online, mal offline, mal aktiv, mal passiv. Dieses hybride Engagement spiegelt die zunehmende Fluidität moderner Lebensentwürfe wider und eröffnet die Möglichkeit, individuelle Lebensphasen und Motivationslagen besser zu berücksichtigen (Strachwitz et al. 2020). Verbände stehen hier vor der Herausforderung, Engagement nicht mehr als lineare „Karriere“ zu begreifen, sondern als dynamischen Prozess mit verschiedenen Einstiegs- und Wiedereinstiegspunkten. Dafür braucht es flexible Rollenprofile, digitale Beteiligungsplattformen und vor allem die Bereitschaft, Engagement biografisch gedacht zu verstehen: nicht als festgelegte Statuskategorie, sondern als facettenreiche, sich wandelnde Beziehung zur Organisation.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTI4Nzg0OQ==