92 • Crowdmapping-Aktionen, bei denen Bürger*innen Umweltschäden, Barrieren im Stadtraum oder soziale Probleme kartieren (z. B. via Wheelmap.org) • Wikipedia-Engagement, etwa durch Community-Schreibarbeit bei #WikiGap zur Sichtbarkeit von Frauen • Offene Software-Entwicklung für gemeinnützige Projekte im Rahmen von Hackathons (z. B. Code for Germany). Diese Formen des Engagements folgen eigenen Logiken: Sie sind oft netzwerkbasiert, themenfokussiert und nicht an eine feste Mitgliedschaft gebunden. Viele digital Engagierte verstehen sich nicht als Vereinsmitglieder, sondern als Teil einer Community, die gemeinsame Anliegen teilt – oft auch international. Für klassische Organisationen besteht die Herausforderung und Chance darin, diese Formen nicht als Konkurrenz, sondern als Erweiterung ihrer Struktur zu begreifen. Dies erfordert jedoch neue Rollenmodelle (z. B. Community Manager*in, digitale Projektleitung), geeignete digitale Tools (z. B. kollaborative Pads, Discord- oder Slack-Server) sowie eine Offenheit für neue Entscheidungs- und Beteiligungswege. Die Einbindung dieser Gruppen kann dabei nicht top-down erfolgen, sondern sollte partizipativ und experimentell angelegt sein – etwa über Co-KreationProzesse für digitale Angebote, bei denen Nutzer*innen direkt in die Entwicklung von Onlineformaten oder Tools eingebunden werden (Milovanovic et al., 2022; EPALE, 2024). Fördermitglieder ohne aktive Beteiligung Viele Organisationen verfügen über eine große Zahl fördernder Mitglieder, die regelmäßig Beiträge zahlen, aber nicht aktiv eingebunden sind. Diese Gruppe wird häufig unterschätzt – dabei birgt sie großes Potenzial. Wenn diese Unterstützer*innen gezielt angesprochen und eingeladen werden, können sie als Spendenbotschafter*innen, Ideenpat*innen oder Multiplikator*innen für Kommunikationskampagnen wirksam werden. Eine sogenannte „aktive Fördermitgliedschaft“ verfolgt genau diesen Ansatz: Fördermitglieder werden nicht nur informiert, sondern aktiv in Feedback- und Beteiligungsformate eingebunden. Dies stärkt die emotionale Bindung an die Organisation, erhöht die Transparenz und schafft neue Räume für Austausch und Mitwirkung. 7.4.2 Engagement im Wandel – neue Formate, neue Chancen Die beschriebenen Zielgruppen sind eng verbunden mit veränderten Formen des Engagements. Die Engagementlandschaft hat sich in den letzten Jahren deutlich ausdifferenziert: Neben der klassischen Mitgliedschaft und ehrenamtlichen Mandaten entstehen zunehmend flexible, digitale und projektbezogene Formate. Diese Veränderungen spiegeln zentrale gesellschaftliche Entwicklungen wider – etwa die zunehmende Individualisierung, veränderte Arbeits- und Lebensrhythmen oder neue Wertvorstellungen, die Selbstbestimmung, Flexibilität und Partizipation stärker betonen (Strachwitz et al. 2020).
RkJQdWJsaXNoZXIy MTI4Nzg0OQ==