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9 8 Auch in Deutschland existieren Vorstellungen zu einem schönen, weiblichen* Genital. Deshalb lassen sich immer mehr Frauen* an ihren Genitalien operieren, um diesen Vorstellungen zu entsprechen. Da diese dies aber erst nach dem 18. Lebensjahr machen und somit volljährig sind, ist es erlaubt. Es gibt unzählige Gründe, warum weibliche* Genitalbeschneidung bis heute praktiziert wird. (Religiöse) Tradition Sehr oft wird behauptet, dass es eine religiöse Tradition sei. Da die Praktik in vielen muslimischen Regionen verbreitet ist, wird gesagt, dass es im Koran stehen würde und es die Pflicht einer jeden Muslima* sei, sich dieser Tradition zu unterziehen. Es steht aber nicht im Koran und auch nicht in der Bibel. Religion wird nur dafür benutzt, die Tradition weiter fortzuführen. Aberglaube Neben dem religiösen/traditionellen Argument spielt auch Aber- glaube eine große Rolle. So wird beispielswiese behauptet, dass unbeschnittene Mädchen* und Frauen* Unglück bringen oder dass Neugeborene beim Kontakt mit der Klitoris sterben würden, da diese giftig sei. Schönheitsideal Die Beschneidung von Mädchen* und Frauen* gilt außerdem auch als schön. Insbesondere die Infibulation, also die Form, bei der die Mädchen* und Frauen* vernäht werden und nur eine kleine vagi- nale Öffnung übrig bleibt. Schönheit ist nicht einheitlich, je nach gesellschaftlichem Kontext verändert sich das Schönheitsideal. Mythen und Aberglaube existieren wohl in jeder Gesellschaft, wichtig ist aber, diese zu hinterfragen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass es sich um uralte Geschichten handelt, die sich in den Köpfen der Menschen zwar festgesetzt haben, jedoch nicht wahr sind. 4. G RÜNDE FÜR WEIBLICHE* GENITALBESCHNEIDUNG Sozioökonomische Gründe Ein weiterer wichtiger Grund dafür, dass weibliche* Genitalbe­ schneidung gemacht wird, ist, dass angenommen wird, dass Männer* nur beschnittene Frauen* heiraten wollen. Oft wird dann gesagt, dass nur beschnittene Frauen* treu und jungfräulich seien. Doch mittlerweile haben Studien gezeigt, dass Männer* oft gar nicht mehr wollen, dass ihre Frauen* oder Töchter* beschnitten sind. Dies hängt damit zusammen, dass viele Männer* wissen, dass weibliche* Genitalbeschneidung negative Folgen für Mädchen* und Frauen* haben kann. Da die Tradition aber schon so alt ist, ist es nicht so einfach sich gegen all diejenigen durchzusetzen, die noch daran glauben, dass weibliche* Genitalbeschneidung gut ist. Deshalb ist es auch gut zu wissen, welche negativen Folgen die Praktik haben kann. Auf die Frage nach den Gründen für eine Beschneidung antworten die interviewten Frauen* in der Studie: • Weibliche* Beschneidung sei eine bedeutende und wichtige Praktik, die einer Frau* den Platz in der Gesellschaft sichere. • FGM_C mache treu und ehrlich. • Durch Beschneidung würde eine Frau* sauber. • FGM_C sei ein Initiationsritual, dass teilweise erst mit beginnender/oder kurz vor der Pubertät erfolgt. • Weibliche* Beschneidung diene dazu, Frauen* weh zu tun und Sexualität einzuschränken. • FGM_C verleihe Respekt.

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