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Warum sie gerne bei der AWO Niederrhein arbeiten, verraten unsere Mitarbeiter*innen im Portrait.

Tara Nabe

Ein Albtraum als Grundlage für einen Traumberuf

Als Teenager musste Tara Nabe aus dem Irak fliehen. Wie dieser Albtraum die Grundlage für einen späteren Traumberuf wurde, erzählt sie selbst: 

"Als ich mit 17 Jahren aus politischen Gründen den Nord-Irak verlassen musste, war das ein regelrechter Albtraum für mich. Denn ich hatte damals einen Traum: ich wollte Abitur machen und Mathematik- und Politiklehrerin werden. Das war mir in meiner Heimat nicht mehr möglich. 

Über Syrien, wo ich mit meiner Mutter und meinen Geschwistern für drei Monate lebte, fanden wir den Weg nach Deutschland. Hier bin ich nun seit 23 Jahren Zuhause und habe tatsächlich eine neue Heimat mit meiner Familie gefunden. 

Doch zunächst sah das alles ganz anders aus. Denn als ich nach Deutschland kam, hatte ich keine Hoffnung mehr. Ich war sehr verzweifelt und einsam, da ich nicht einmal in der deutschen Sprache kommunizieren konnte. Nachdem ich einige Monate in Deutschland lebte, fing ich einen Sprachkurs an. Als ich die Sprache einigermaßen beherrschte, entschied ich mich, im sozialen Bereich tätig zu werden und wollte mit Kindern arbeiten.

Weil ich mir ein Studium wegen – meiner Meinung nach – nicht ausreichenden Sprachkenntnisse nicht zutraute, entschied ich mich, eine Ausbildung als Kinderpflegerin zu beginnen. Angespornt durch mein Ziel, mit Kindern zu arbeiten, konnte ich die Ausbildung in einer damals immer noch fremden Sprache erfolgreich abschließen und in einer Kita arbeiten.

Im Jahr 2015 begann ich als Teamerin im AWO Lore-Agnes-Haus. In dieser weit über die Grenzen des Niederrheins bekannten Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme rund um Sexualität, Familienplanung, Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch führte ich  Migrant*innen und Geflüchtete durch den Liebeswelten-Parcours. Dabei handelt es sich um einen interkulturellen Rundgang zur sexuellen Gesundheit. Da ich selbst Migrantin bin, fiel es mir leicht, die Frauen an diese durchaus intimen Fragestellungen heranzuführen. 

Inzwischen bin ich Mitarbeiterin im Projekt „INPUT“ (Empowerment und Teilhabe von geflüchteten Frauen) und unterstütze arabisch- und kurdischsprachige Frauen aus dem Essener Nordviertel bei dem Zugang zum Gesundheitssystem. Ich begleite sie zu Behörden und Arztterminen, informiere zum Beispiel über Vorsorgeuntersuchungen und Impftermine und betreue alle zwei Wochen eine Gruppe geflüchteter Frauen. Dass ich nun mit Menschen arbeite, die auch ihre Heimat und ihre Hoffnung aufgeben mussten und ihnen zeigen kann, dass nichts unmöglich ist, wenn sie nur alles versuchen, macht mich stolz und glücklich. So wurde aus einem anfänglichen Albtraum am Ende ein Traumberuf!"