Reichskonferenz der AWO 9. – 12. Oktober 1949 in Schloss Burg, Konzert im Solinger Theater: vorne rechts:  Bezirksvorsitzender Willi Wolff (Tagungsleiter), 1. von links: Aenne Franz, 2. von links: Hanna Gnoß

Wer ist ...

Das Foto zeigt ein Portrait von Luise Albertz.
Auch wenn Luise Albertz den Niedergang der Industriestadt Oberhausen nicht verhindern konnte, kämpfe sie unentwegt für die Rechte der Bergleute und gegen Zechenschließungen. Für diesen Einsatz wurde sie von den Kumpels als "Mutter Courage des Ruhrgebiets“ bezeichnet (Foto: AWO Oberhausen).

Es waren vor allem Frauen, die das Gesicht der AWO am Niederrhein in der Nachkriegszeit prägten und durch ihr Engagement dazu beitrugen, dass sich der Verband als Träger sozialer Einrichtungen etablierte. Zu diesen Frauen gehörte auch die am 22.06.1901 in Duisburg geborene Luise Albertz, die eine der bekanntesten Politikerinnen der Nachkriegszeit war und in Oberhausen erste Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt wurde.

Zahlreiche landes- und bundespolitische Ämter und Mandate ausübend, blieb die liebevoll als „Mutter der Bedrängten“ bezeichnete Albertz stets in der Kommunalpolitik verankert und war von 1946 bis 1948 und von 1956 bis zu ihrem Tod am 01.02.1979 Oberbürgermeisterin in Oberhausen.

Während dieser Zeit war sie auch Vorsitzende der AWO Oberhausen und hinterliess dadurch ein lange gepflegtes stilles Vermächtnis: Denn nach ihr waren jahrzehntelang alle Oberhausener Oberbürgermeister gleichzeitig Vorsitzende der örtlichen AWO.

Maria Berns war SPD-Ratsfrau in Essen und gehörte von 1947 bis 1966 dem nordrhein-westfälischen Landtag an. Für ihre zahlreichen sozialen Tätigkeiten erhielt sie 1964 das Bundesverdienstkreuz (Foto: Unbekannt).

Offenkundig muss es ein wenig mit dem Datum zu tun haben, dass Menschen, die am 24. Dezember geboren wurden, sich besonders für ihre Mitmenschen einsetzen. Zu diesen gehört auch die Essenerin Maria Berns, die vor 120 Jahren das Licht der Welt erblickte. 

Von den Nazis an ihren sozialpolitischen Tätigkeiten gehindert, kam die Zeit der Sozialdemokratin nach dem 2. Weltkrieg. Sie baute als Essener Ratsfrau und Landtagsabgeordnete nicht nur das demokratische System mit auf, sie war auch maßgeblich am Wiederaufbau der AWO beteiligt. Unter ihrer Federführung als Geschäftsführerin der AWO Essen und im Vorstand des Bezirksverbandes Niederrhein entstanden die ersten Alters- und Jugendheime. 

Die Nachkriegsmutter – wie sie liebevoll genannt wurde – setzte sich engagiert für die Beseitigung sozialer Not und für die Schaffung sozialer Einrichtungen ein und erwarb sich damit unvergessene Dienste um das Wohl ihrer Mitmenschen. Sie verstarb am 4. März 1981. 

Bis zum Verbot unsers Wohlfahrtsverbandes durch die Nazis war Paul Gerlach viele Jahre Vorsitzender des AWO Bezirksverbands Niederrhein. Paul Gerlach verstarb 1944 in einem KZ. Nach ihm ist u.a. das Bildungswerk des AWO Kreisverbands Essen benannt (Foto:Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung).

5 bis 20 Millionen Menschen haben in den Konzentrationslagern der Nazis gelitten, Millionen wurden dort ermordet. Einer von ihnen ist Paul Gerlach. Der Sozialdemokrat war nicht nur Mitbegründer der AWO in Düsseldorf, maßgeblich beteiligte er sich auch am Aufbau einer Bezirksorganisation der AWO für den Niederrhein und war ab 1925 deren Vorsitzender.

Von 1928 bis 1933 gehörte Paul Gerlach zudem dem Reichstag an, wo er sich u.a. mit AWO Gründerin Marie Juchacz vergeblich gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis stemmte. Nach der nationalsozialistischen "Machtergreifung" wurde Paul Gerlach aus dem öffentlichen Dienst entlassen und mehrfach inhaftiert.

Im Zuge einer Verhaftungswelle nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler wurde der überzeugte Demokrat erneut verhaftet. Im KZ Sachsenhausen verstarb Paul Gerlach am 10. Oktober 1944 aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen. 

Ernst Gnoß wurde am 2. Oktober 1946 zum ersten Landtagspräsidenten gewählt. Ab April 1948 bis zu seinem Tod war er Wiederaufbauminister im Kabinett Arnold I (Foto: AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung).

Es gibt Niederrheiner, an die erinnern wir, weil sie sich auch ohne Funktion in der AWO sehr um unseren Verband verdient gemacht haben. Zu diesem Kreis gehört auch der am 22. Juli 1900 in Mülheim an der Ruhr geborene Ernst Gnoß, der zunächst in der Sozialistischen Arbeiterjugend und später in der SPD als Bezirkssekretär im Niederrhein wirkte. 

Nach der „Machtergreifung“ engagierte sich Ernst Gnoß im aktiven Widerstand. Dies blieb von den Nazis nicht unentdeckt, die ihn wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" schließlich zu vier Jahren Zuchthaus verurteilten. 

Nach der Befreiung gehörte Gnoß dem von der Militärregierung gebildeten „Provinzialrat Niederrhein“ an und unterstützte dort tatkräftig den Neuanfang in der Landespolitik, der SPD und ganz direkt auch der AWO am Niederrhein. 

Ernst Gnoß starb an den Spätfolgen seiner Haft am 12. März 1949. Nach dem ersten Präsidenten des NRW-Landtags ist unser Seniorenzentrum in Düsseldorf benannt. 

Von 1949 bis 1973 war Johanne Karoline Gnoß Vorsitzende der AWO Solingen.

Mit Markenzeichen musste sich die 1898 geborene Hanna Gnoß nicht auseinandersetzen. Sie war in Solingen ebenso bekannt wir ihr Fahrrad. Stand dieses Fortbewegungsmittel von Hanna Gnoß vor einer Tür, wusste jede*r: hier wird geholfen. Und diese Hilfe zur Selbsthilfe leistete die überzeugte Sozialdemokratin und Gewerkschafterin ihr Leben lang.

Ihr Wirkungskreis lag dabei nicht nur  in Solingen. Während der NS-Diktatur kümmerte sie sich zum Beispiel um jüdische Kinder in Frankfurt am Main und Verden a. d. Aller. Nach dem Krieg kehrte sie nach Solingen zurück und baute die AWO wieder auf. Stand zunächst die materielle Hilfe im Fokus, legte sie später als Vorsitzende der AWO Solingen und als Bezirksvorstandsmitglied Meilensteine in der aktiven Sozialarbeit. 

Für ihre soziale Arbeit im Bereich Jugend- und Altenhilfe wurde die 1974 verstorbene Hanna Gnoß sowohl mit der Marie-Juchacz-Plakette als auch mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. 

Das Foto zeigt ein Portrait von Helmuth Kuhlen.
Neben seinem sozialen Engagement konnte Helmuth Kuhlen eine Reihe sportlicher Erfolge vorweisen und hat sich in besonderer Weise um die Sache des Sports verdient gemacht. Sowohl 1946 als auch 1953 war er Stadtmeister im Tischtennis. 1958 wurde ihm die silberne Ehrennadel des westdeutschen Fußballverbandes für seine Verdienste um die Sportjugend verliehen. Viele Jahre war er als Jugendwart im Stadtsportbund Mönchengladbach tätig. Im Sportkegeln war er 1971 Stadtmeister und belegte bis 1979 mehrmals den 2. und 3. Platz.

Am 26.07.1921 erblickte Helmuth Kuhlen das Licht der Welt. Obgleich er erst 1964 in die Arbeiterwohlfahrt eintrat, wurde er bereits ein Jahr später zum Vorsitzenden des AWO Kreisverbandes Mönchengladbach gewählt und sollte dieses Amt fast 30 Jahre lang ausfüllen. Neun Jahre lang engagierte er sich zudem im niederrheinischen AWO Bezirksvorstand.

Die Schwerpunkte seines Wirkens lagen aber in Mönchengladbach, wo er nicht nur als AWO Vorsitzender, sondern auch im Rat der Stadt für die SPD die Jugend-, Sozial- und Integrationspolitik gestaltete.

Für seine Verdienste wurde Helmuth Kuhlen 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1991 mit der Marie-Juchacz-Plakette ausgezeichnet.

An Helmuth Kuhlen, der am 13.05.2001 verstarb, erinnert die AWO Niederrhein mit dem nach ihm im Jahr 2004 benannten Seniorenzentrum im Mönchenglachbacher Stadtteil Rheydt.

Nicht nur Friedchens Mann hieß Paul. Auch ihr im Jahr 1935 geborener Sohn wurde auf diesen Namen getauft. Wie auch seine Mutter wurde Paul junior in der AWO aktiv – doch dazu bei Zeiten an anderer Stelle mehr ...

Am 8. November 1916 erblickte Elfriede Saatkamp, die alle nur liebevoll Friedchen nannten, in Solingen das Licht der Welt. Zeitlebens war sie immer eine der Ersten. So gehörte sie zu den ersten Solinger Frauen, die einen Motorradführerschein hatten, und sie prägte nach dem 2. Weltkrieg die Solinger AWO.

Mit Mitgliedsbuchnr. 4 war Friedchen nicht nur treibende Kraft der Wiedergründung des 1933 verbotenen Verbandes, sondern vor allem auch beim Aufbau sozialer Aktivitäten und Dienste in der Nachkriegszeit. Diese Dienstgeschäfte erledigte sie vor allem auf dem Motorrad. Andere wichtige Angelegenheiten klärte sie auf dem kurzen Dienstweg zwischen den Küchenfenstern mit ihrer Nachbarin und Ortsvereinsstellvertreterin Klara Böhm.

Ihr ehrenamtliches Engagement wurde vielfach gewürdigt und mit dem Bundesverdienstorden sowie dem Ehrenring der Stadt Solingen ausgezeichnet. Sie verstarb am 19. Juni 2000.

Foto von Paul Saatkamp
Paul Saatkamp, Träger der Marie-Juchacz-Medaille, führte auch den AWO-Kreisverband Duisburg als Vorsitzender von 1968 bis 1974.

Eigentlich werden an dieser Stelle Persönlichkeiten aus unserer Verbandsgeschichte vorgestellt. Doch Paul Saatkamp muss nicht vorgestellt werden. Denn Paul Saatkamp, der 30 Jahre lang als Vorsitzender die Geschicke des AWO Bezirksverbandes Niederrhein lenkte, kennt jede*r – und auch Paul Saatkamp kennt jede*n.

Daher wird dieser Platz genutzt, um dem am 6. Oktober in Solingen geborenen Ehrenvorsitzenden des Bezirksverbandes herzlich von der ganzen AWO Familie zum 85. Geburtstag zu gratulieren! Nun könnte die ultimative Lobhudelei darüber beginnen, was der ehemalige Düsseldorfer Sozialderzernent in seiner seit 67 Jahren bestehenden AWO Mitgliedschaft für und mit diesem Verband alles erreicht hat.

Das würde allerdings nicht nur den Rahmen dieser Rubrik sprengen, sondern auch Potenzial bieten, wichtige Etappen und Erfolge zu unterschlagen. Darum ist es schlauer, Paul Saatkamp selbst zu Wort kommen und ihn in einem Video auf bewegende und bewegte Jahre zurückblicken zu lassen: kurzelinks.de/j3e9

Portrait von Wolfgang Sauermilch
Einmal AWO, immer AWO! Mehr als zwei Drittel seines Lebens widmete Wolfgang Sauermilch der Arbeiterwohlfahrt. Nicht nur als Geschäftsführer unseres Bezirksverbandes, sondern auch als Schatzmeister der AWO Düsseldorf.

Wolfgang Sauermilch ist nicht nur als erster nicht-konfessioneller Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege in die Landesgeschichte eingegangen. Der AWO Niederrhein bleibt er vor allem in Erinnerung, da er die Geschicke des Verbandes 21 Jahre lang als Geschäftsführer prägte. Bevor er diese Tätigkeit im Jahr 1971 antrat, lernte er die AWO von der Pike auf kennen: Zunächst als Praktikant, dann als Geschäftsführer bei verschiedenen Kreisverbänden.

In seiner Amtszeit setzte er – unter anderem gemeinsam mit dem damaligen Bezirksvorsitzenden  Paul Saatkamp – gegen großen Widerstand und trotz aller Anfeindungen, Proteste und Großkundgebungen das im Jahr 1983 eröffnete „Institut für Schwangerschaftskonflikte“, das heutige AWO Lore-Agnes-Haus, durch. 

Sein prägender Einfluss auf die Arbeiterwohlfahrt und die Freie Wohlfahrtspflege in NRW wurden mit der Verleihung der Marie-Juchacz-Plakette und des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt.

Er verstarb im Alter von 87 Jahren am 01. November 2019.

Das Foto zeigt ein Portrait von Anna Siemsen
Als sozialistische Pädagogin betrachtete Anna Siemsen Erziehung als politisch - untrennbar von gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhängen (Foto: AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung).

Bereits seit 1951 betreibt der AWO Bezirksverband Niederrhein in Düsseldorf die Kita Anna Siemsen. Und vermutlich passt keine Namensgeberin besser, als die 1882 geborene sozialistische Pädagogin, die mit ihrer Bildungskarriere und ihrem politischen Engagement eine einzigartige Frau ihrer Zeit war. 1920 wurde Anna Siemsen zur ersten weiblichen Beigeordneten für Erziehungsfragen der Stadt Düsseldorf ernannt.

Drei Jahre später wurde die Sozialdemokratin zunächst als Dozentin an die Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen, wo sie auch eine Professur für Pädagogik erhielt. 1928 in den Reichstag gewählt, wurde sie nach der Machtübernahme Hitlers ihrer Professur enthoben und flüchtete in die Schweiz. Dort betätigte sich Anna Siemsen weiterhin politisch und entwickelte Konzepte für den Aufbau eines demokratischen Bildungswesen nach dem Krieg.

Zurück in Deutschland engagierte sie sich ab 1946 in der Friedensbewegung und war als Dozentin an der Uni Hamburg tätig.

In der Hansestadt verstarb Anna Siemsen am 22. Januar vor 70 Jahren.

Auch in persönlicher Not behielt Adam Romboy stets seine menschlich-solidarische Haltung: Im Zuchthaus gab es eine Sonderzuteilung von einem Apfel aus dem Zuchthausgarten. Jeder verschlang – durchaus verständlich – schnell diese Zuteilung. Adam Romboy versteckte diese Kostbarkeit und überreichte sie einige Zeit später als Geburtstagsgeschenk an Hermann Runge (Foto: Sta Mönchengladbach).

Im April vor 45 Jahren wurde das Altenwohnheim Rheydt-Geneicken in Adam-Romboy-Seniorenzentrum umbenannt. Aber warum wurde dem 1893 geborenen Adam Romboy diese Ehre zu Teil?

Dass er am 25. Januar 1972 nach langer Krankheit in der später nach ihm benannten Einrichtung verstarb, mag vielleicht ein Grund gewesen sein. Aber entscheidender war sein politisches Wirken in Rheydt und für seine Mitmenschen als kämpferischer Anwalt für die Armen.

Adam Romboy handelte stets aus Überzeugung. So auch, als der Sozialdemokrat aus Protest gegen die Ernennung von Propagandaminister Goebbels zum Ehrenbürger der Stadt Mönchengladbach den Saal verließ, was er mit Prügel und später mit Gefängnisstrafen bezahlen musste.

Nach dem Krieg verlegte der verbeamtete Adam Romboy seine Aktivitäten auf Rheydt und die AWO, in der er sich als Mönchengladbacher Vorstandsmitglied weiter persönlich für das Wohl seiner Mitmenschen einsetzte.

Das Foto zeigt ein Portrait von Hans Wingender.
Bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gründete und verwaltete Hans Wingender zahlreiche Wohlfahrtseinrichtungen der AWO und organisierte deutschlandweit Wohlfahrtslotterien.

Hans Wingender war der erste Vorsitzende der AWO am Niederrhein nach dem 2. Weltkrieg.

Geboren am 01.05.1886 im Westerwald, führte ihn sein Lebensweg nach Köln. Dort war er von 1922 bis zu seiner Entlassung durch die Nazis 1933 als Landesrat in der Rheinischen Provinzial-Verwaltung im Bereich Fürsorgeerziehung tätig.

In den Folgejahren versuchte er vor allem zu überleben, musste verschiedene Hausdurchsuchungen durch Polizei, SA und SS über sich ergehen lassen und konnte sich nur durch Flucht der mehrfach angeordneten Verhaftung und Internierung in einem Konzentrationslager entziehen. Dabei hatte er mehr Glück als sein Freund und Genosse Paul Gerlach, der von 1925 bis 1933 der AWO Niederrhein vorstand und 1944 in einem KZ ermordet wurde.

Unmittelbar nach dem Krieg wurde Hans Wingender Leiter der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz und begleitete zwei Jahre die Wiedergründung der AWO am Niederrhein als Vorsitzender.

Er verstarb am 28.10.1951.

Meta Dümmen war bekannt wie ein "bunter Hund". Vor allem in Dinslaken, wo sie sich für das Wohlergehen ihrer Mitmenschen einsetzte (Foto: Privat).

Bekannt wie ein "bunter Hund" war Meta Dümmen nicht nur, weil sie jahrelang dem AWO Bezirksvorstand Niederrhein angehörte. Vor allem in ihrer Heimatstadt Dinslaken konnte die dortige AWO Vorsitzende und SPD-Stadtverordnete nicht unerkannt über die Straße gehen. Denn das Interesse der im August 1914 geborenen Meta Dümmen galt ihren Mitmenschen und deren Wohlergehen. 

Unmittelbar nach dem Krieg trat Meta Dümmen der AWO bei, richtete Nähstuben ein und verteilte Care-Pakete an hungernde Familien.

Später war sie maßgeblich an der Errichtung der ersten Kita in Averbruch beteiligt. Doch auch die "Alten" hatte sie stets im Blick. So sind Bau und Inbetriebnahme unseres Seniorenzentrums Wilhelm-Lantermann-Haus in Dinslaken vor allem ihr Verdienst.  

Die Trägerin der Marie-Juchacz-Plakette und des Bundesverdienstkreuzes verstarb 2003. An sie erinnert eine nach ihr benannte Begegnungsstätte in Dinslaken.

Unser erster Bezirksvorsitzender Ernst Dröner (Quelle: Stadtarchiv Wuppertal)

Wer eignet sich zum Start dieser Rubrik besser als Ernst Dröner - der Gründungsvorsitzende unseres Verbandes am Niederrhein?! Der am 9. Januar 1879 geborene Sozialdemokrat war von 1921 bis 1925 Bezirksvorsitzender.

Neben seiner Tätigkeit als Gewerkschaftler war Ernst Dröner unter anderem Chefredakteur einer Tageszeitung sowie an der Verabschiedung der Weimarer Verfassung beteiligt. Ab 1919 war er dann hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt Elberfeld bzw. Wuppertal. 1933 wurde er durch die Nazis aus diesem Amt entfernt und mehrfach inhaftiert. Nach 1945 engagierte sich Dröner erneut kommunalpolitisch als Stadtverordneter in Wuppertal.

Am 15. August 1951 verstarb Ernst Dröner in Folge eines Herzschlages ausgerechnet während eines Kuraufenthaltes in Bad Pyrmont.

Für die SPD gehörte Dr. Hans van Els von 1969 bis 1984 dem Rat der Stadt Solingen an. Während dieser Zeit war er zuerst Vorsitzender des Sozialausschusses und danach Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses.

Um einen umfassenden Überblick der Aktivitäten von Dr. Hans van Els auf Bezirksebene zu erhalten und zu überblicken, in wie vielen Gremien der Träger der Marie-Juchacz-Plakette aktiv war und an wie vielen Themen er schwerpunktmäßig gearbeitet hat, wurde im Verbandsarchiv nachgeforscht. Fazit: Hans van Els war immer und überall dabei!

Seine Unterschrift fehlte auf keiner Teilnehmer*innenliste. Egal ob in Fachausschüssen, Bezirksvorstand und -ausschuss, Antragskommission, Bezirkskonferenz oder irgend einem anderen Gremium: Dr. Hans van Els war da!

Gleichwohl setzte der 1933 geborenene Familienrichter neben seinem Engagement für die AWO Solingen klare Schwerpunkte im Bezirksverband: Viele Jahre übernahm er im Bezirksvorstand die Funktion des Jugendwerksbeauftragten und trieb in der Projektgruppe „Frauenpolitik“ den Schutz von Frauen und Kindern vor männlicher Gewalt voran.

Seine fachliche Expertise brachte der 2014 verstorbene Jurist zudem in das Bezirksschiedsgericht und in die Bundeschiedskommission ein.

Das Foto zeigt ein Portrait von Fritz von Gehlen
Auch wenn Fritz von Gehlen die Eröffnung des Wohnheimes für psychisch Behinderte in Hilden persönlich nicht mehr erleben durfte: An seine Lebensaufgabe, ein Haus für Behinderte zu schaffen, erinnert der Name unseres Fritz-von-Gehlen-Hauses (Foto: Stadt Hilden).

Dass soziale Arbeit nie aus der Mode kommt, dafür sorgte auch der Hildener Mode-Unternehmer Fritz von Gehlen, der am 7. Mai seinen 105. Geburtstag gefeiert hätte. Bis zu seinem Tod am 05.04.1990 führte er über 25 Jahre die Hildener AWO. Dabei nutzte er jede Gelegenheit als SPD-Ratsmitglied, die Interessen der Wohlfahrtspflege zu unterstreichen und neben der Sicherung materieller Hilfen die soziale Arbeit in der Alten- und Jugendhilfe in Hilden voranzutreiben.

Seine Lebensaufgabe, ein Haus für Behinderte zu schaffen, konnte er zwar nach 20 Jahre langem Kampf für das heutige Fritz-von Gehlen-Haus realisieren, dessen Inbetriebnahme aber nicht mehr erleben: ein halbes Jahr vor der Eröffnung des betreuten Wohnens an der Zelterstraße verstarb von Gehlen.

Seit mehr als 30 Jahren finden psychisch Erkrankte dort nun ein Zuhause. Sein Sohn setzt heute dieses Engagement für die AWO und das Haus fort. Fritz von Gehlen wäre stolz darauf.

Portrait von Willi Hartkopf
Willi Hartkopf wurde für sein Engagement mit der Bürgermedaille in Gold, mit dem großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, mit dem Verdienstorden des Landes NRW und der Ehrenbürgerschaft der Stadt Remscheid ausgezeichnet (Foto: Historisches Zentrum Remscheid/Stadtarchiv).

Fast 30 Jahre lang diente der 1920 geborene Willi Hartkopf der Stadt Remscheid als Oberbürgermeister. Als 1989 seine Schaffensperiode endete, war Willi Hartkopf der dienstälteste Oberbürgermeister im ganzen Lande. Insgesamt viermal wurde er in seinem Amt bestätigt. 

Willi Hartkopf, der am 3. November seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, war nicht nur als Oberbürgermeister eine angesehene Persönlichkeit, auch als DGB-Kreisvorsitzender und späterer Geschäftsführer der Gewerkschaft ÖTV in Remscheid hat er vielen Menschen in Not geholfen. Großen Wert legte er auf die Förderung junger Menschen, die er mit zahllosen Maßnahmen und durch wichtige Kontakte unterstützte, um sich schulisch und beruflich weiterzubilden.

Wer so viel gutes tut, macht sich um die Menschen verdient und handelt im Sinne der AWO, dachte sich die AWO Niederrhein anno 2005. Um Willi Hartkopf zu ehren, benannte sie ihr Remscheider Seniorenzentrum posthum nach dem am 23. Dezember 2004 verstorbenen Remscheider Alt-OB. 

Das Foto zeigt ein Portrait von Gunder Heimlich.
Gunder Heimlich war von 2007 bis 2011 Vorsitzender des AWO Bezirksverbands Niederrhein. Auf seine Initiative geht auch die Gründung eines landesweiten Bündnisses gegen Kinderarmut zurück.

Der am 6. August 1941 in Kassel geborene Gunder Heimlich sah seine Lebensaufgabe darin, Kindern aus benachteiligten Familien bessere Chancen zu eröffnen.

Dieses Ziel verfolgte er nicht nur beruflich als Leiter der Abteilung Jugendförderung des Jugendamtes der Stadt Düsseldorf, sondern seit 1976 auch ehrenamtlich in verschiedenen Funktionen bei der AWO. 32 Jahre war er Vorstandsmitglied des AWO Kreisverbandes Düsseldorf. Gleichzeitig wirkte er über 27 Jahre im Vorstand des AWO Bezirksverbandes Niederrhein, davon von 2007 bis 2011 als dessen Vorsitzender. Von 2002 bis 2005 leitete er die „Kommission Armut“ der AWO Niederrhein, deren Aufgabenschwerpunkt die Bekämpfung der Ursachen und Folgen von Armut bei Kindern und Jugendlichen war.

Als er anschließend für zwei Jahre den Vorsitz der Landesarbeitsgemeinschaft der nordrhein-westfälischen AWO innehatte, initiierte er eine landesweite Fachkonferenz mit rund 300 Teilnehmer*innen zum Thema „Armut bedroht unsere Gesellschaft“. Sein Prestigeprojekt wirkt bis heute nach. Denn „Mo.Ki – Monheim für Kinder“ war für Gunder Heimlich eine Herzensangelegenheit, um Kindern aus benachteiligten Familien Wege aus der Armut zu ermöglichen.

Zusammen mit der Stadt Monheim am Rhein entwickelte der Bezirksverband eine Präventionskette mit Förderungsmöglichkeiten von der Geburt bis zum Einstieg ins Berufsleben. Das Projekt findet noch heute bundesweit große Beachtung und Anerkennung.

Gunder Heimlich verstarb am 27. Juli 2014 in seiner Wahlheimat Düsseldorf.

Das Foto zeigt Hans Kremendahl an einem Rednerpult.
Hans Kremendahl war der erste direkt gewählte Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal (Foto: SPD Wuppertal).

Hans Kremendahl, der sich nicht für eine politische Karriere in Berlin, sondern für das Oberbürgermeisteramt in seiner Heimatstadt entschied, lag nicht nur als oberster Wuppertaler Dienstherr das soziale Miteinander seiner Mitmenschen am Herzen. Auch als Schirmherr der Wuppertaler Tafel und als Vorsitzender des AWO Kreisverbands setzte sich der 1948 in Wuppertal-Cronenberg geborene SPD-Politiker ehrenamtlich dafür ein.

Kremendahl war aber auch ein belesener Intellektueller, der als Oberbürgermeister nicht nur beim schweren Schwebebahn-Unglück 1999 die richtigen, empathischen Worte fand. Politisch und persönlich musste er – trotz zweier Freisprüche vor Gericht von Korruptionsvorwürfen – einen hohen Preis zahlen für seine Loyalität anderen Menschen gegenüber, denen er sich verpflichtet fühlte.

Hans Kremendahl verstarb in der Nacht vom 10. zum 11. Februar 2015 und bleibt der AWO Niederrhein vor allem als launiger Leiter der Bezirkskonferenz 2011 in Erinnerung.

Willy Könen war Bezirksgeschäftsführer und Bezirksvorsitzender der AWO Niederrhein. Das Portrait zeigt ihn auf einer unserer Bezirkskonferenzen (Foto: Archiv der AWO Niederrhein).

Willy Könen, der am 8. April seinen 111. Geburtstag gefeiert hätte, war ein Tausendsassa.

Bereits mit 18 Jahren trat er in die SPD ein und beteiligte sich in den folgenden Jahren am Widerstand gegen die Nazis. Nach dem Krieg setzte er sich als Bezirksgeschäftsführer der AWO Niederrhein dafür ein, die schwere Not zu lindern und baute die von den Nazis zerschlagene AWO unermüdlich wieder auf. 1953 wurde Könen in den Bundestag gewählt. Als Abgeordneter war Willy Könen maßgeblich an der Erarbeitung des 1961 beschlossenen neuen Sozialhilfegesetzes beteiligt. Insider bezeichnen ihn auch als dessen Vater.

Von 1965 bis 1977 war Willy Könen Vorsitzender unseres Bezirksverbandes und wurde 1965 ebenfalls zum stellvertretenden AWO Bundesvorsitzenden gewählt. Der Träger der Marie-Juchacz-Plakette starb am 28. Juni 1980. Nach ihm wurde unser Bildungswerk und ein Seniorenzentrum in Neukirchen-Vluyn benannt. 

Namensgeber unseres Seniorenzentrums in Dinslaken: Wilhelm Lantermann. Hier bei der Stimmabgabe mit seiner Frau (Quelle: Stadtarchiv Dinslaken, Bildarchiv)

1919 wurde die AWO als „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“ gegründet. Auf diese organisatorische und personelle Verbindung zurückgehend sind viele unserer Einrichtungen nach Persönlichkeiten benannt, die im Sinne unserer gemeinsamen Werte viel für ihre Mitmenschen bewirkt haben.

Hierzu gehört zweifelsfrei auch der Dinslakener SPD-Politiker Wilhelm Lantermann. 1899 geboren, war er von 1929 bis 1933 Stadtverordneter und von 1946 bis 1973 Bürgermeister seiner Heimatstadt. Im Verlauf seiner Karriere war er auch noch Mitglied im Kreis-, Land- und Bundestag. Zeitlebens setzte er sich für „kleine“ Leute ein und besaß das Vertrauen der Bürger*innen. 1973 verstarb Lantermann während einer Ratssitzung. An seine Bürgernähe und seinen bedeutenden Einsatz für viele Menschen erinnern wir mit dem AWO Seniorenzentrum Wilhelm-Lantermann-Haus in Dinslaken.

Nach Lene Reklat, die 18 Jahre lang dem Rat der damals noch selbständigen Stadt Rheinhausen und 22 Jahre dem Rat der Stadt Duisburg angehörte, ist ein Seniorenzentrum der AWOcura in Duisburg-Rheinhausen benannt.

Starke Frauen haben in der AWO eine hundertjährige Tradition. Zu diesen Frauen gehört auch (He-)Lene Reklat. Die 1914 geborene Rheinhauserin war bereits mit 14 Jahren in der AWO aktiv und trat dem Wohlfahrtsverband schon mit 17 Jahren bei – durchaus ungewöhnlich für diese Zeit. 

Nach dem 2. Weltkrieg linderte Lene Reklat  zunächst die unmittelbare Not der Kinder. Ab 1955 organisierte sie Ferienfreizeiten, die sie 15 Jahre lang betreute. 1965 gründete sie  in Rheinhausen "Essen auf Rädern". Um selbst Ausfahren zu können, machte Lene Reklat dafür mit 51 Jahren noch den Führerschein. 

Zudem engagierte sich die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Lene Reklat 40 Jahre lang kommunalpolitisch. Auch dem  AWO Bezirksvorstand gehörte die Trägerin der Marie-Juchacz-Plakette viele Jahre an. 

Noch zu Lebzeiten wurde ein AWO Seniorenzentrum nach der 2008 verstorbenen Lene Reklat benannt – mit ihr als Bewohnerin.

Foto von Willi Wolff
Den Impulsen, die Willy Wolff zu geben verstand, verdankte der AWO Bezirksverband Niederrhein eine Reihe vorbildlicher Einrichtungen. Als Krönung der Arbeit Willi Wolffs kann das damals hervorragend gestaltete Familien-Ferienheim der Arbeiterwohlfahrt in Witzhelden genannt werden, an dessen Erstellung er mit liebevoller persönlicher Anteilnahme mitgewirkte.

18 Jahre lang stand der gebürtige Essener Willi Wolff dem AWO Bezirksverband Niederrhein vor. Während er beruflich zwischen seiner Leidenschaft als Referent für die SPD und seiner Berufung als Lehrer in Solingen hin und wieder wechselte, blieb er der Arbeiterwohlfahrt stets treu.

1947 zum Bezirksvorsitzenden gewählt, galt sein Engagement nicht nur dem Wiederaufbau des Verbandes. Unter seiner Leitung entwickelte sich im Bezirksverband Niederrhein auch eine fachlich sehr qualifizierte Arbeit, die durch intensive Schulung und Fortbildung der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen gekennzeichnet war. Über die Bezirksgrenzen hinweg war Willi Wolff im  damaligen Beirat des AWO Hauptausschusses aktiv und engagierte sich als Vorsitzender des AWO Fachausschusses Schulung und Ausbildung.

Als Willi Wolff am 19. Mai 1965 im Alter von nur 63 Jahren verstarb, hegte er noch viele Pläne für die AWO, deren Verwirklichung zur Aufgabe derer wurde, die seine Arbeit erfolgreich fortführten.

Das Plakat zeigt die Vornamen der mehr als 2.000 Beschäftigten beim AWO Bezirksverband Niederrhein und bei den AWO Seniorendiensten Niederrhein
Mehr als 2.000 Menschen arbeiten aktuell beim AWO Bezirksverband Niederrhein und bei den AWO Seniorendiensten Niederrhein. Sie geben der AWO täglich ein Gesicht. Sie sind Seele und Herz des Verbandes.

Am 1. November vor 100 Jahren fanden sich im Oberlichtsaal der städtischen Tonhalle in Duisburg eine große Anzahl von Genoss*innen des gesamten Bezirks Niederrhein zusammen, um einen Ausschuss für Arbeiterwohlfahrt am Niederrhein zu gründen.

Vor grünem Laub stand Bebels Büste auf dem Podium, das von roten und republikanischen Fahnen flankiert war. Mit der einstimmigen Annahme der Satzung und der Wahl des Vorstandes wurde dieser Schritt dann nach ausführlicher Diskussion am 2. November 1921 erfolgreich vollzogen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Ernst Dröner aus Elberfeld gewählt, erster Sitz des Ausschusses war ebenfalls in der Industriestadt an der Wupper.

Seitdem haben zahlreiche Freund*innen ehrenamtlich die Geschicke unseres Bezirksverbandes gelenkt, seine Entwicklung geprägt und diese kontinuierlich fortgeschrieben. Ihnen gilt ebenso unser Dank, wie unseren Mitarbeitenden, die in dieser Zeit unsere Hilfe zur Selbsthilfe in der täglichen Arbeit mit den Menschen umsetzen, der AWO ein Gesicht geben und mit Leben füllen. 

Ohne diese mehr als 100.000 Menschen in 100 Jahren wäre der Bezirksverband heute nicht das, was ihn ausmacht. Sie waren und sind Seele und Herz des Verbandes.

Lore Agnes war viele Jahre im Bezirksvorstand der AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. aktiv sowie Ehrenvorsitzende unseres Bezirks (Foto:Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: 6/FOTA013058).

"Sie bleibt für alle Mitarbeiter und Freunde der Arbeiterwohlfahrt der beispielhafte Inbegriff der selbstlosen Sozialistin, die da lebte und wirkte um der Geknechteten und Elenden willen". Viel mehr Worte als in der Traueranzeige des AWO Bezirksverbands Niederrhein zum Tod seiner Ehrenvorsitzenden im Juni 1953 müssen eigentlich nicht mehr geschrieben werden, um das Leben und Wirken von Lore Agnes zu würdigen. 

Die Pazifistin kämpfte mit der AWO und SPD für soziale Reformen und leidenschaftlich für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Nach dem 2. Weltkrieg beteiligte Lore Agnes sich trotz schwerer Krankheit aktiv am Wiederaufbau unseres Wohlfahrtsverbandes und der demokratischen Strukturen.  

An ihren uneigennützigen Einsatz für ihre Mitmenschen erinnern wir mit dem Lore Agnes-Haus. Auch außerhalb der AWO wird ihr Wirken gewürdigt: Die Ruhr-Uni Bochum vergibt den Lore-Agnes-Preis für Projekte zur Gleichstellung. 

Als Herta Niederhellmann am 16. März vor 114 Jahren in ein bürgerlich-christliches Elternhaus geboren wurde, ahnte niemand, wie sehr die politischen Konflikte der damaligen Zeit die Familie spalten würden. Denn während Herta im Jahr 1928 der AWO und der SPD beitrat, waren ihre Brüder aktive Nationalsozialisten. 

Nach der "Machtergreifung" engagiere sie sich im Widerstand und verteilte Flugblätter mit Berichten über die Schandtaten der SA/SS und der Warnung vor einem neuen Krieg. Dafür wurde sie am 28. November 1934 erneut festgenommen, brutal gefoltert, wegen „Hochverrats" verurteilt und in Frauen-Zuchthäusern und Frauen-KZs eingesperrt.

Trotz zerstörter Gesundheit wirkte sie nach dem Krieg am Wiederaufbau mit und kümmerte sich als SPD-Ratsfrau, als Duisburger AWO Vorsitzende und im AWO Bezirksvorstand um die zahllosen Menschen, die abseits der Wohlstandsgesellschaft standen.

Mit 75 Jahren verstarb sie am 14.09.1981 in Duisburg. 

Portrait von Antje Huber
Antje Huber war von 1976 bis 1982 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett von Helmut Schmidt. 1980 wurde sie von der AWO mit der Marie-Juchacz-Plakette geehrt.

Auch wenn die am 23.05.1924 in Stettin geborene Antje Huber keine Funktion im AWO Bezirksverband Niederrhein inne hatte, war die Wahlessenerin stets eine treue Freundin und politische Unterstützerin des AWO Bezirksverbandes. 

So war Antje Huber nicht nur ein gern gesehener Gast bei zahlreichen Veranstaltungen des Bezirksverbandes. Vor allem als Bundesfamilienministerin und Bundestagsabgeordnete verschaffte sie den politischen Interessen der AWO Niederrhein Gehör. Gemeinsam mit der AWO verhinderte sie zum Beispiel die vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt geplante Kürzung des Taschengeldes für Heimbewohner*innen, führte den damals sechsmonatigen Mutterschaftsurlaub bei gegebener Arbeitsplatzgarantie und die Regelung eines Unterhaltsvorschusses für Alleinerziehende ein.

Nach ihrem freiwilligen Rückzug aus der aktiven Politik aus Protest gegen die Sparpolitik der damaligen Bundesregierung engagierte sich die launige Rednerin bis zum ihrem Tod am 30.09.2015 weiterhin intensiv in der örtlichen SPD und AWO. 

Gründerin der AWO: Marie Juchacz (Foto: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: 6/FOTB065075)

"Meine Herren und Damen" sind wohl die bekanntesten Worte von Marie Juchacz, die als erste Frau vor einem deutschen Parlament sprach. Aber sie war mehr als nur eine engagierte SPD-Abgeordnete. Marie Juchacz war vor allem eine leidenschaftliche Sozialpolitikerin mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Daher verwundert es auch nicht, dass die AWO Gründung vor 100 Jahren vor allem auf ihr Engagement zurückging. Bis zum Verbot durch die Nazis stand sie der AWO 14 Jahre vor und prägte sie nachhaltig. 1933 flüchtete sie ins Exil, gründete 1945 die AWO USA und half Kriegsflüchtlingen und den Menschen im zerstörten Nachkriegsdeutschland.

Marie Juchacz, die am 15. März ihren 140. Geburtstag gefeiert hätte, kehrte 1949 nach Deutschland zurück und wurde auf der Solinger Reichskonferenz Ehrenvorsitzende der AWO. Am 28. Januar 1956 starb sie in Düsseldorf.

Portrait von Peter Kraft
Peter Kraft erhielt für seine Verdienste die Marie-Juchacz-Plakette (Foto: Kreisarchiv Mettmann, Bildarchiv F 6.1398).

Vor 91 Jahren erblickte Peter Kraft als Sohn des legendären Ratinger Bürgermeisters Peter „Harry“ Kraft das Licht der Welt. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg trat er in die Fußstapfen seines Vaters und in die AWO und die SPD ein. Wenige Jahre später sollte auch Peter Kraft jun. weit über die Grenzen der Stadt Ratingen hinaus be- und anerkannt sein.  

Neben seinem Wirken als Ratinger Ratsmitglied, Landrat und Landtagsabgeordneter engagierte sich Peter Kraft vor allem in der AWO: So setzte er beispielsweise den Altenplan des Kreises Mettmann um, baute ein flächendeckendes Beratungsangebot für türkische Zuwanderer*innen auf und überprüfte die Wirkungschancen offener und halboffener Hilfen, um Heimerziehung zu vermeiden.

Lange Jahre ließ Peter Kraft seine Erfahrungen aus der Arbeit vor Ort in den Bezirksvorstand der AWO Niederrhein einfließen. Nach seinem Ausscheiden aus diesem Gremium gehörte er bis zu seinem Tod dem Bezirksschiedsgericht an, wo er sein Geschick als ehemaliger Landesschlichter einbringen konnte.

Er verstarb am 11.01.2003.

Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Lotte Lemke
Für ihre Leistungen rund um das Gemeinwohl und die Wohlfahrtspflege wurde Lotte Lemke mehrfach ausgezeichnet: unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (Foto: AWO / AdsD).

Sicherlich hätte Lotte Lemke auch ohne die AWO ein erfülltes Leben gehabt. Aber die AWO in ihrer heutigen Form hätte es ohne Lotte Lemke nicht gegeben. Bereits vor Zerschlagung und Verbot des Verbandes durch die Nationalsozialisten war Lotte Lemke als Geschäftsführerin des AWO Hauptausschusses  tätig. Während der Nazi-Diktatur war sie in Widerstandsgruppen aktiv. 

Nach der Befreiung Deutschlands baute Lotte Lemke die AWO zunächst als Geschäftsführerin und später als Bundesvorsitzende wieder auf. Getreu dem Grundsatz, nach dem Prinzip der Neutralität unmittelbar am Menschen zu arbeiten, gliederte sie die AWO in die Reihen derjenigen ein, die die gesetzlichen Grundlagen der Wohlfahrtspflege verbessern und neu schaffen wollen. So prägte sie nicht nur das Selbstverständnis der AWO bis heute, sondern baute auch das organisatorische Gerüst des Verbandes auf, das ihn bis heute erfolgreich trägt. 

Bis zu ihrem Tod am 19.04.1988 war Lotte Lemke Ehrenvorsitzende des Verbandes.

Die Grande Dame der Arbeiterbewegung in Essen, die als erste Frau zur Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt gewählt wurde: Berta Möller-Dostali.

Berta Möller-Dostali gestaltete in Essen und am Niederrhein das soziale Miteinander durch die AWO und mit der SPD. Die Grande Dame der Arbeiterbewegung war zunächst zehn Jahre Geschäftsführerin unseres Bezirksverbandes, bis sie 1964 die gleiche Tätigkeit bei der AWO Essen übernahm. Mit dem Bezirksverband blieb sie als dessen Vorstandsmitglied dennoch bis zum Jahr 1971 eng verbunden.

Bereits seit 1949 gehörte Berta Möller-Dostali dem Rat der Stadt Essen an und wirkte seit 1953 auch in der Landschaftsversammlung Rheinland am Wiederaufbau des politischen und sozialen Gefüges mit. Besonders setzte sie sich für Kinder, ältere Mitmenschen und für ausländische Arbeitnehmer*innen ein. Die schönste Anerkennung erhielt sie dabei durch die Freude der Menschen, denen sie helfen konnte. 

1969 wurde sie als erste Frau zu Essens Bürgermeisterin gewählt und führte dieses Amt zehn Jahre lang aus. 

Berta Möller-Dostali, die 2001 im Alter von 92 Jahren verstarb, bereute in ihrem Leben nur, niemals Englisch gelernt zu haben.

Das Foto zeigt ein Portrait von Maria Nitzschke.
Nach der Wiedergründung der AWO prägten vor allem Frauen die weitere Entwicklung des Bezirksverbandes. Dazu gehörten Lore Agnes, Luise Albertz, Herta Brünen-Niderhellmann, Maria Berns und Berta Möller-Dostali. Maria Nitzschke organisierte und hielt den Kreis erfolgreich zusammen (Foto: AWO Düsseldorf).

Maria Nitzschke (1895 – 1990) war eines von 13 Kindern einer Eisenbahner-Familie und absolvierte eine Berufsausbildung als Schneiderin. 1924 trat sie in die AWO ein und war in Düsseldorf als Helferin tätig. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie an der Wiedergründung der Düsseldorfer AWO beteiligt und hielt auf Bezirksebene den Kreis der Frauen zusammen, die die AWO überregional wieder aufbauten.  Ab 1945 wirkte Maria Nitzschke als Vorsitzende des AWO-Ortsvereins Bilk, den AWO-Betreuungsausschuss leitete sie bis 1983. Von 1951 bis 1968 war sie Vorsitzende der AWO Düsseldorf, anschließend deren Ehrenvorsitzende.

Maria Nitzschke ist unter anderem Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und der Marie-Juchacz-Plakette der Arbeiterwohlfahrt. Das Gebäude, in dem der AWO Kreisverband Düsseldorf an der Liststraße untergebracht ist, trägt ihren Namen. Alljährlich verleiht die AWO Düsseldorf einen nach ihr benannten Engagementpreis.

Das Foto zeigt ein Portrait von Johannes Rau.
Die AWO am Niederrhein erinnert an das Wirken ihres Freundes Johannes Rau mit dem nach ihm benannten Seniorenzentrum des AWO Kreisverbands Wesel in Moers (Foto: AdsD/FES (6/FOTA013632)).

Der am 16.01.1931 geborene Johannes Rau war im Volksmund als „Bruder Johannes“ bekannt. Die AWO kannte den ehemaligen Wuppertaler Oberbürgermeister, NRW-Wissenschaftsminister, nordhrein-westfälischen Ministerpräsident und späteren Bundespräsident aber vor allem als verlässlichen Partner und Freund.

Humanitäres Handeln in politischer Verantwortung ist ein Grundwert, der das Leben von Johannes Rau bestimmte – und seine Nähe zum Wohlfahrtsverband deutlich machte. Für die AWO am Niederrhein machte er sich einmal mehr verdient, als er sich im Landeskabinett gegen Widerstände für die Gründung des Lore-Agnes-Hauses stark machte.

Für seine Verdienste in der Sozialpolitik wurde ihm auf der ersten nordrhein-westfälischen AWO Landeskonferenz im Jahr 1995 die Marie-Juchacz-Plakette verliehen.

Johannes Rau, Träger des von der AWO verliehenen Heinrich-Albertz-Friedenspreises, verstarb am 27.01.2006 in Berlin.

Erika Rothstein war engagierte Kommunalpolitikerin in Solingen, Landtagsabgeordnete und gehörte dem Vorstand der AWO Bezirksverband Niederrhein an (Foto: Stadtarchiv Solingen).

Ehrenamtliches Engagement liegt meistens in Frauenhänden. Insbesondere die AWO wurde von Frauen geprägt und gestaltet. Beides trifft auf die Solingerin Erika Rothstein zu, die von 1995 bis 2003 im Bezirksvorstand der AWO Niederrhein Verantwortung für unseren Verband übernahm.

Erika Rothsteins Leidenschaft galt dem Ehrenamt. In Vereinen und Verbänden konnte die alleinerziehende Mutter ihren unbändigen Willen, sozial zu intervenieren, leben. Die passionierte Kommunalpolitikerin und Solinger Bürgermeisterin professionalisierte 1990 ihr Engagement und zog für die SPD in den Landtag NRW ein. Dort rückte sie schnell ins Präsidium auf.

Es waren gerade die konkreten Probleme vor Ort, die die 1935 geborene Erika Rothstein auf die Palme brachten und zum Eingreifen drängten. Vor allem, wenn es um das Ehrenamt und das Lösen sozialer Probleme ging. 

Die Trägerin des Ehrenrings der Stadt Solingen verstarb am 12.07.2015. 

Das Foto zeigt ein Portrait von Karl Schröder.
Karl Schröder wurde wurde 1956 Mitglied des Unterbezirksvorstandes der SPD Solingen. Im gleichen Jahr wurde er Ratsherr in der Stadt Solingen; hier war er auch Fraktionsvorsitzender der SPD (Foto: Landtag NRW).

Der am 14.03.1913 in Remscheid geborene Karl Schröder trat bereits mit 17 Jahren in die SPD ein und war in der Partei bis zu ihrem Verbot durch die Nationalsozialisten am 22.06.1933 aktiv. Nach dem 2. Weltkrieg setzte er sein politisches Engagement auf Kommunal- und Landesebene fort.

Dem Landtag NRW gehörte er bis zu seinem Tod vier Legislaturperioden an und wirkte als Vorsitzender des Arbeitskreises Soziales & Gesundheit der SPD-Fraktion maßgeblich an der Weiterentwicklung der Sozialgesetzgebung mit.

1947 übernahm Karl Schröder die Geschäftsführung der AWO in Solingen. Auch hier widmete er sich kompromisslos der Hilfe für die sozial schwachen Mitbürger*innen.

In allen Bereichen seines Wirkens setzte er sich mit Leidenschaft für diejenigen ein, die keine Kraft mehr aufbrachten, ihren Nöten selbst abzuhelfen. An dieses Wirken des am 16.03.1971 verstorbenen Karl Schröder erinnert die AWO mit dem nach ihm benannten 1974 eröffneten Seniorenzentrum in Langenfeld.

Das Foto zeigt das alte AWO Logo hinter Gittern
Illustration: UNGEBUNDEN, Agentur für freie Kreation

Vermeintlich zum Schutz von Volke und Staat verfügte das NS-Regime unmittelbar nach der Machtübernahme das Verbot der AWO, die als einzige Wohlfahrtsorganisation nicht gewillt war, sich der NS-Bewegung anzuschließen. Ab Mai 1933 wurde die AWO zerschlagen, ihre Bücher, Akten und Aufzeichnungen wurden „in Verwahrung“ genommen.

Zuvor gelang es den Funktionär*innen jedoch, einen Teil der Dokumente zu vernichten, um die Freund*innen vor Verfolgung zu schützen. Einrichtungen und Vermögen wurden enteignet und in die NS-Volkswohlfahrt überführt.

Die Funktionär*innen wurden oftmals verhaftet, Mitglieder und Mitarbeiter*innen verfolgt. Viele gingen in den Untergrund, leisteten Widerstand oder starben in den Konzentrationslagern.

Bezeichnend für diese Leidenszeit war die große Solidarität untereinander und der unbedingte Wille, dem NS-Terror ein Ende zu setzen.

Bis Deutschland  am 8. Mai 1945 von den Nazis befreit wurde, erleideten nicht nur die AWO Freund*innen viele persönliche Schicksale oder kamen ums Leben.

Juden, Behinderte, Kriegsgefangene sowie Sinti und Roma und viele weitere namenlose Opfer wurden millionenfach ermordert.

Ihnen Gedenken wir mit zwei Wörtern: Nie Wieder!

Die Aufarbeitung unserer Verbandsgeschichte wird möglich durch die Arbeit unserer Historischen Kommission und wird gefördert aus Mitteln des