Foto: Oliver Pohl
Wachsende soziale Ungleichheit, zunehmende Konzentration von Macht, Vermögen und meinungsmachende Medien, ausufernde Verrechtlichung und Reglementierung aller Lebensbereiche und Politikverdrossenheit begleiten die marktkonforme Ausrichtung von Demokratie und Gesellschaft in Deutschland. Für die AWO Niederrhein - ihren Wurzeln in der Arbeiterbewegung verpflichtet - Grund genug, Politik und Verwaltung an das verfassungsrechtlich verankerte Sozialstaatsgebot zu erinnern und für die Interessen sozial benachteiligter Menschen einzutreten.
Was die AWO Niederrhein von privatwirtschaftlichen Unternehmen unterscheidet: Zielsetzungen und Antrieb des Handelns fokussieren sich nicht auf die eigene Organisation und sie reichen weit über den jeweils nächsten Quartalsbericht hinaus. Handlungsleitend ist noch immer die Vision vom demokratischen Sozialismus: Gesellschaft ist gestaltbar, bessere Lebensumstände für alle Menschen und somit eine gerechtere Gesellschaft sind möglich!
Mehr Gerechtigkeit jetzt!
Da sich die AWO aber nicht mit Visionen von einer besseren fernen Zukunft begnügt, sondern mehr Gerechtigkeit schon im Hier und Heute anstrebt, ist sie sozialpolitisch aktiv. Not zu lindern, ist wichtig. Das Recht auf Hilfe in der Not durchzusetzen, sorgt für ein Mehr an Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Noch wichtiger ist es aber, die Ursachen von Not und Benachteiligung zu beseitigen und allen Menschen gleiche Chancen zur bestmöglichen Entwicklung der eigenen Fähigkeiten zu bieten!
Mit den gesellschaftlichen Trends zur Vereinzelung und zur Flucht in virtuelle Welten wächst die Zahl derjenigen, die sich - mit dem Gefühl, ohnehin nichts ändern zu können - resigniert zurückziehen. Hinzu kommt eine große Zahl von Menschen, die sich selbst kein Gehör verschaffen können: Kinder und Jugendliche, alte und pflegebedürftige Menschen, in Armut lebende Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Flüchtlinge und Einwanderer, Alleinerziehende und Arbeitslose, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Für sie ist die AWO als sozialpolitische Anwältin aktiv.
Teilhabe für alle!
Alt und pflegebedürftig zu werden, darf nicht den Verlust eines menschenwürdigen Lebens zur Folge haben! Alte pflegebedürftige Menschen verlieren nicht das Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft! Und Beides darf auch nicht allein vom Vermögen des Pflegebedürftigen abhängen! Deshalb hat die AWO Niederrhein immer wieder auf den Pflegenotstand hingewiesen und dagegen demonstriert. Auch für die Einführung einer gesetzlichen Pflegeversicherung ist sie in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn auf die Straße gegangen. Und seit ihrer Einführung streitet sie weiter für Verbesserungen in der Pflege - vor allem für demenzkranke Menschen.
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf bestmögliche Entfaltung ihrer Fähigkeiten und Talente - unabhängig vom Status, Einkommen und der Bildung ihrer Eltern! Und ihre Eltern haben ein Recht darauf, Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können! Deshalb setzt sich die AWO Niederrhein dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in Kindertagesstätten und Schulen entsprechend gefördert werden und Eltern auf ausreichende und verlässliche Betreuung bauen können. Mit einer Unterschriftenaktion ist es der AWO Niederrhein - zusammen mit den anderen Bezirksverbänden der AWO in NRW - gelungen, die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung öffentlichkeitswirksam auf die bestehenden Missstände aufmerksam zu machen. Ähnlich im Bereich der Offenen Ganztagsschule: Zusammen mit den anderen Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege NRW demonstrierte die AWO Niederrhein vor dem Landtag im Interesse der Schülerinnen und Schüler - aber auch der Beschäftigten - für qualitative Mindeststandards und eine auskömmliche Finanzierung.
Auch Armut darf Menschen nicht ins gesellschaftliche Abseits stellen! Seit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse der 1997 gestarteten AWO-ISS-Langzeitstudie zur Lebenssituation und Lebenslage (armer) Kinder kämpft die AWO Niederrhein schwerpunktmäßig gegen die Armut von Kindern und Jugendlichen. In Monheim am Rhein ist es - in enger Zusammenarbeit mit der Stadt - gelungen, die beispielgebende Präventionskette 'Mo.Ki - Monheim für Kinder' aufzubauen und zum Regelangebot weiter zu entwickeln.
Und nicht zuletzt engagiert sich die AWO Niederrhein im Interesse der Beschäftigten für das Recht auf gute Arbeit, also für auskömmliche tarifliche Entlohnung, gegen Lohndumping und für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Letzteres stellt vor allem Alleinerziehende vielfach vor unlösbare Probleme. Das AWO-NRW-Positionspapier 'Solidarität ist unsere Stärke: Alleinerziehende nicht alleine lassen!' zeigt, wie auch Alleinerziehenden eine Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht werden kann. Mit einer Aktionswoche unter dem Motto 'ARMUTSFALLE ALLEINERZIEHEND' ist es der AWO NRW im November 2017 gelungen, das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die besonders schwierige Situation von Alleinerziehenden zu lenken.
In Verbindung damit fordert die AWO Niederrhein die Einführung einer Kindergrundsicherung, die alle Kinder - unabhängig von ihrer familiären Situation und dem Einkommen ihrer Eltern - in ausreichendem Maße fördert und ihnen Chancen eröffnet für ein gutes und selbstbestimmtes Leben
Auch Arbeitslosigkeit darf nicht zum Verlust der Teilhabe an der Gesellschaft führen. Deshalb steht die AWO Niederrhein an der Seite der Gewerkschaften, um für eine sozial gerechte Reform der Agenda 2010 zu kämpfen, die Arbeitslosigkeit nicht mehr stigmatisiert und Teilhabechancen auch im Fall der Arbeitslosigkeit sicherstellt.
Darüber hinaus erhebt die AWO Niederrhein ihre Stimme in allen Fällen von Diskriminierung und Rassismus. 'Bunte Vielfalt, statt braune Einfalt!', lautet das Motto.
Mit unserem Engagement für sozial benachteiligte Menschen leisten wir seit dem Jahr 1919 einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit und zum Erhalt des sozialen Friedens.