Die Menschen sind in einem viel höheren Alter und mit einer erhöhten Pflegebedürftigkeit auf Unterstützung angewiesen. Sie sind multimorbid, zu meist in ihrer Mobilität begrenzt, dement oder durch andere Erkrankungen kognitiv stark eingeschränkt. Das Willy-Könen-Seniorenzentrum der AWO in Neukirchen-Vluyn bietet für diesen Personenkreis optimale Voraussetzungen. Die ruhige, ländliche Lage ermöglicht Sicherheit und Orientierung. Auf die veränderten Wünsche und Bedürfnisse müssen jedoch auch die inhaltlichen Schwerpunkte ausgerichtet werden. Eine entsprechende Schwerpunktsetzung ist daher erforderlich:
Etwa Wegrücken vom Schwerpunkt der aktivierenden kurativ-rehabilitativen Pflege und Betreuung. Hin zur umsorgenden, beschützenden Begleitung in der letzten Lebensphase, in der der Umgang mit Sterben und Tod in den Fokus treten. Im Rahmen der neu gegründeten Projektgruppe „Palliativ“ wurden für das Willy-Könen-Seniorenzentrum ein Leitbild und ein Konzept zur hospizlich-palliativen Arbeit entwickelt. Ziel der AWO Einrichtung ist es, den geriatrischen Auftrag mit den Ansätzen von Palliativ-Care und hospizlicher Begleitung zu vereinen. Dabei sind die zu begleitenden Menschen der Bezugspunkt für das Handeln der Mitarbeiter*innen. Sie werden in ihrem Bemühen unterstützt, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen. Gelingt dies nicht, gilt es sie mit dieser Erkenntnis nicht alleine zu lassen, sondern zu begleiten.
Je näher das Lebensende rückt, desto deutlicher verschiebt sich der kurativ-rehabilitative Blick zugunsten palliativer Maßnahmen. Den Bewohner*innen soll ein Abschied im bekannten Lebensumfeld ermöglicht werden – begleitet von Menschen, die ihnen nahe stehen, möglichst schmerzfrei und frei von anderen belastenden Symptomen. Diese Veränderungen beinhalten nicht nur neue Rahmenbedingungen, sondern auch eine palliative Haltung, die es zu entwickeln gilt. Das bedeutet auch eine Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit aller in der Pflege und Begleitung beteiligten Personen und Professionen.
Dieser Entwicklungsprozess wurde nun mit der Veranstaltung „Alles Gute – Lebens- und Sterbekultur im Willy-Könen-Seniorenzentrum“ gestartet. Einrichtungsleiterin Martina Giesen konnte bei dieser Auftaktveranstaltung nicht nur ein großes, interessiertes Publikum begrüßen, sondern auch Referent*innen von den verschiedenen Kooperationspartner*innen des Hauses, die in dessen Palliativ-Team mitwirken.
Dr. Katrin Hesters (Palliativmedizinerin) und Milena Gietler (Koordinatorin) stellten die SAPV (spezialisierte ambulante Patientenversorgung) und ihre Zusammenarbeit mit dem Haus vor. Unterstützt wurden sie von Lisa Laaks (Pflegedienstleitung) von der ambulanten palliativen Pflege „Die Pflege“, die die praktische Umsetzung erläuterte. Die Koordinatorin des örtlichen Hospizvereins, Bärbel Bouws, stellte dessen Arbeit vor und gab einen Einblick zur hospizlichen Begleitung im Seniorenzentrum. Für einen spannenden Perspektivwechsel sorgten ein emotionaler Beitrag der Hospizbegleiterin Roswitha Kühnau-Gerlach und ein Interview mit der Angehörigen Frau Klung, die aus ihren persönlichen Erfahrungen berichtete.
Neben den interessanten Diskussionen stand der Austausch miteinander im Fokus. An zahlreichen Informationsständen luden Mitarbeiter*innen des Hauses und Kooperationspartner*innen zum Dialog ein. Garniert wurde die Veranstaltung durch Leckereien aus der hauseigenen Küche, die auch Anwesende mit Einschränkungen in der Nahrungsaufnahme zum praktischen Kosten und Testen animierten.
„Es war ein interessanter Nachmittag zu einem Thema, das viel häufiger im öffentlichen Fokus stehen sollte“, freut sich Einrichtungsleiterin Martina Giesen nicht nur über die rundum gelungene Veranstaltung, sondern auch „auf die weitere Entwicklung in unserem Haus.“
Ein Text von Marion Alosery