Altenhilfe/AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH
Das besonders unsere stationären und teil-stationären Angebote der Altenhilfe von der Corona-Pandemie gefordert wurden, steht außer Frage. Nachdem Mitte März der Zutritt in Pflegeeinrichtungen untersagt wurde, standen Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen, aber auch Angehörige vor einer großen Herausforderung. Neben dem Kampf gegen Ansteckungen kämpften die Beteiligten auch gegen Vereinsamung und Langeweile. So haben beispielsweise neue eingerichtete Videochats eine externe Kommunikation ermöglicht. Mit Hilfe der Videochats konnte aber nicht nur der Kontakt zu den Angehörigen gehalten, sondern auch Gottesdienste in die Einrichtungen gebracht werden.
Während der ersten Jahreshälfte nutzen viele Einrichtungen ihre Gärten nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für kleine Konzerte. Zahlreiche Musiker*innen sorgten für Unterhaltung und luden zum Mitsingen ein, was eine willkommene Abwechslung war.
Die vielen bunten Briefe, die beispielsweise die Bewohner*innen des AWO Seniorenzentrums Karl-Jarres-Straße in Duisburg aus der Nachbarschaft erhielten, waren genauso schöne Gesten, wie auch die zahlreichen „Dankes-“ und „Haltet-durch-Pakete“ an Mitarbeitende und Bewohner*innen. Diese zauberten allen ein Lächeln ins Gesicht.
Viele AWO Mitarbeiter*innen nähten in einer beispiellosen Solidaritätsaktion Mund-Nasen-Masken für ihre Kolleg*innen in den Seniorenzentren und spendete dafür zudem noch Geld und Nähmaterial.
Nachdem im Mai wieder Besuche in Alten- und Pflegeheimen erlaubt wurden, mussten dafür in den Einrichtungen spezielle Hygienekonzepte entwickelt werden. Das stellte zwar einen zusätzlichen, aber gerne in Kauf genommenen Aufwand für die Belegschaft dar, um den Bewohner*innen und ihren Angehörigen endlich das so lange erwartete Wiedersehen zu ermöglichen.
Die aktuelle zweite Pandemie-Welle trifft auch die Seniorenzentren der AWO Seniorendienste Niederrhein mit Blick auf Infektionszahlen um ein vielfaches härter als im Frühjahr. Besonders zu Weihnachten war dies eine besondere Herausforderung – für Mitarbeitende, Bewohner*innen und Angehörige gleichermaßen. Umso schöner und erfreulicher war das herausragende Engagement der Belegschaft in den Einrichtungen, um allen Bewohner*innen trotz der widrigen Umstände ein schönes Weihnachtsfest zu gewährleisten.
Aber es gab auch Nachrichten ohne Infektionsgeschehen: So feierte das Seniorenzentrum Moers-Schwafheim, zwar an die Corona-Regeln angepasst, seinen stolzen 35. Geburtstag.
Migration & Integration
Als am 13. März 2020 in Wuppertal ein weiterer BASiS-Kurs als Präsenzveranstaltung erfolgreich abgeschlossen wurde, ahnte noch niemand wirklich, dass nur wenige Tage später unsere unterstützenden Angebote zur gelingenden Inklusion auch vor die Herausforderung gestellt wurden, neue Format zu entwickeln, um auch weiterhin Menschen beim Ankommen in unsere Gesellschaft zu begleiten. Zwar mussten in den ersten 100 Tagen des Lockdown mehr als 140 Termine abgesagt werden, doch auch unsere Migrations- und Integrationsdienste digitalisierten ihre Angebote Schritt für Schritt und boten Projekte wie „Arbeitsmarktintegration von Migrant*innen“ oder die „Förderung des Demokratieverständnisses von Geflüchteten“ erfolgreich als Videokonferenz an.
Zusätzlich wurden die Schulungs- und Qualifizierungsprogramme für Flüchtlingsberater*innen online angeboten, was auch kein leichtes Unterfangen ist. Denn gefühlt wurde das Programm der Fachstelle Schulung und Qualifizierung in der Flüchtlingsarbeit nahezu täglich aufgrund neuer Entwicklungen aktualisiert. Doch der Aufwand hat sich gelohnt! Denn so konnten die über 90 Flüchtlings-und Migrationsberater*innen der Kreisverbände ihr Beratungsangebot per Telefon und E-Mail aufrecht halten.
Dem Projekt INAR gelang es in Kooperation mit den Migrationsdiensten viele Menschein in Arbeit und/oder Praktika in die Altenpfflege zu vermitteln. Zu diesen Menschen gehört auch Farid Boussoufi, der unterstützt durch INAR einen Ausbildungsplatz im AWO Seniorenzentrum Stadt Leverkusen fand.
Freiwilligendienste
Auch unsere Freiwilligendienste mussten coronabedingt ihre Arbeit von heute auf morgen umstellen, um die jungen Menschen bei ihrem freiwilligen Dienst in den AWO Einrichtungen am Niederrhein zu unterstützen. Dass mehr als 70 Präsenzseminartage ausfielen, konnten die Kolleg*innen durch Videokonferenzen und Telefonate weitestgehend auffangen und die Freiwilligen durchgehend mithilfe digitaler Angebote begleiten.
Auch wenn sich vieles digital abspielte, wurde gleichzeitig die analoge Welt nicht vernachlässigt und sinnvoll genutzt, um den Kontakt zu den liebgewonnenen Senior*innen in den Einrichtungen aufrecht zu halten. So schrieben die Freiwilligen beispielsweise „nach alter Schule“ Begegnungsbriefe an die Bewohner*innen der Seniorenzentren der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH, um der Vereinsamung während der Kontaktsperre entgegen zu wirken.
Allerdings prägte die digitale Zusammenarbeit das Miteinander. So wurde nicht nur der Abschlusstag zur Verabschiedung des Jahrgangs 2019/2020 digital durchgeführt, sondern auch der Begrüßungstag der neuen Freiwilligen 2020/2021 fand ebenfalls per Videokonferenz statt. Zur Freude aller Beteiligten wurde beides durch vorab postalisch versendete Gimmicks angereichert, um Abwechslung in das digitale Konferenzfeeling zu bringen. Beide Veranstaltungen werden allen Beteiligten aufgrund der außergewöhnlichen Situation sicherlich lange in Erinnerung bleiben.
Neu bei den Freiwilligendiensten war die Überarbeitung des Handbuches für Praxisanleiter*innen und die Einrichtung eines Instagram-Accounts, über den sich die Abteilung zum Beispiel am Aktionstag #freiefahrtfuerfreiwillige beteiligte, um der Forderungen nach Vergünstigungen für Freiwillige zusätzliches Gehör zu verschaffen.
Jugendhilfe/Offener Ganztag in Monheim am Rhein
Die Corona-Pandemie sorgte gerade für die Offenen Ganztagsschulen für lange Phasen der Ungewissheit. Findet Präsenzunterricht statt? Wenn ja, für alle oder wird es Kleingruppen geben? Mitte März kam die von den Eltern befürchtete Nachricht: alle Einrichtungen müssen schließen und damit auch die beiden Ganztagsangebote der AWO Bezirksverband Niederrhein e.V.
Doch die Schulen wussten sich zu helfen und stellten innerhalb kürzester Zeit auf digitalen Unterricht um. Damit auch einkommensschwache Familien ihren Kindern die Teilnahme ermöglichen konnten, halfen Integrationsagenturen den Familien, ihren Anspruch auf die nötige Grundausstattung durchzusetzen.
Die auch in den Schulen angebotene Notbetreuung war besonders für die Eltern wichtig, die trotz Lockdown ihrer sogenannten systemrelevanten Arbeit nachgingen. Doch besonders zur Anfangszeit fehlten Masken und Desinfektionsmittel. Auf Grund dessen nähten die OGS- und Kita-Mitarbeiter*innen, die nicht in der Notbetreuung eingesetzt wurden, fleißig Mund-Nasen-Masken.
Aber auch die Kinder und Mitarbeiter*innen aus den Notbetreuungen wollten während der Pandemie helfen und bastelten kleine Aufmerksamkeiten für beispielsweise Lebensmittelverkäufer*innen, die Polizei, Feuerwehr oder Apotheken.
Ende April wurden die Schulen wieder schrittweise geöffnet und die Notbetreuung im OGS ausgeweitet. Aber auch hier gab es viele Fragezeichen, da die benötigten Informationen des Schulministeriums (zu lange) auf sich warten ließen.
Die Ungewissheiten begleiteten alle Betroffenen schuljahrübergreifend bis zum Jahresende. Denn nicht nur das Infektionsgeschehen wirkte sich auf den Bildungsalltag durch kurzfristige Quarantäneanordnungen aus. Auch die Maßnahmen der Landesregierung änderten sich bisweilen von heute auf morgen und wichtige Entscheidungen für das weitere Schul- und Familienleben wurden gerne unmittelbar vor dem Beginn des Wochenendes getroffen und kamen selbst für Schulleitungen mehr als überraschend.
Aber auch in den Schulen gab es ein Leben abseits von Corona. So führte die Grundschule am Lerchenweg in Monheim in diesem Schuljahr erstmalig für alle Klassen den rhythmisierten Ganztag ein. Ebenfalls zu Beginn dieses Schuljahres übernahm der AWO Bezirksverband Niederrhein auch die Trägerschaft des Ganztagsangebotes an der Hermann-Gmeiner-Schule in Monheim am Rhein.
Und nicht unerwähnt bleiben darf unser aus Mitteln der RAG-Stiftung finanziertes Modellprojekt Glückauf – für eine starke Jugend im Revier!, das in diesem Jahr zum erfolgreichen Abschluss gebracht wurde. Dabei wurden die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Schüler*innen nachhaltig gestärkt und die Werte der Bergarbeiterkultur wie Solidarität, Verlässlichkeit und Mut erfahrungsorientiert vermittelt.
Der Bezirksverband und seine Geschäftsstelle
Während das Jahr noch mit der feierlichen Übergabe unseres Verbandsarchivs an das Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv Essen starte, spürten wir wenige Wochen später bereits die Auswirkungen der pandemischen Entwicklung. Denn unsere als Präsenzveranstaltung geplante Bezirkskonferenz in Oberhausen am 22. März 2020 mussten wir kurzerhand absagen. Stimmte die Entwicklung der Infektionszahlen im Sommer noch zuversichtlich, den Ersatztermin am 24. Oktober in Krefeld halten zu können, führte die Zunahme im Herbst unzweideutig vor Augen, dass eine Präsenzveranstaltung nicht zu verantworten ist. Doch anstatt die Bezirkskonferenz gänzlich abzusagen, entschied sich der Bezirksverband dazu, die Bezirkskonferenz digital durchzuführen. Mittels einer Videokonferenz, einem webbasierten Präsentations- und Versammlungssystem und den Mitteln aus dem COVID-19-Abmilderungsgesetz, führte die AWO Niederrhein als erste AWO Gliederung überhaupt ihre Konferenz digital durch und bewies, dass verbandliche Demokratie und Willensbildung nicht der Pandemie zum Opfer fallen muss. Und das mit Erfolg. Denn es wurden wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Verbandes getroffen: Nicht nur die Vereinsorgane wurden neu gewählt werden. Auch eine Satzungsänderung wurde erfolgreich durchgeführt, wonach der Bezirksverband zukünftig im Präsidiumsmodell geführt wird, um eine klarere Trennung zwischen Aufsicht und Führung und wichtige haftungsrechtliche Fragestellungen für das Ehrenamt zu lösen.
Während der Bezirksverband einerseits neue Wege beschritt, trotzten die Mitarbeitenden in der Bezirksgeschäftsstelle den widrigen Corona-Umständen und stellen trotz der Einschränkungen und Erschwernissen einen geregelten Geschäftsbetrieb sicher. Unsere Finanzbuchhaltung und Zentrale Abrechnungsstelle fakturierte fleißig und bezahlte gewissenhaft Rechnungen, unsere Personalabteilung brachte den ordnungsgemäßen Gehaltslauf auf den Weg, unsere EDV pflegte die Server und richtete zahlreiche mobile Arbeitsmöglichkeiten ein, das Gebäudemanagement wartete emsig und renovierte umfangreich unsere Einrichtungen und die Zentralen Dienste gaben durch kilometerintensive Desinfektionsgänge dem Virus keine Chance auf den zahlreichen Kontaktflächen in unserer Geschäftsstelle.
Gerne würden wir unseren Mitarbeitenden und Menschen, die unsere Dienste und Einrichtungen in Anspruch nehmen, versprechen, dass nach den wohlverdienten und hoffentlich erholsamen Festtagen im Kreise der Liebsten alles besser wird und wir unseren gewohnten (Arbeits-) Alltag im neuen Jahr zurückbekommen. Doch trotz der Aussicht auf die Impfungen kann das niemand seriös vorhersagen.
Versprechen können wir aber, dass wir weiterhin alles dafür tun, den Arbeitsalltag trotz der widrigen Umstände zu erleichtern und zu vereinfachen. Dazu gehört beispielsweise die Digitalisierung unserer Arbeitsabläufe, die seit Beginn der Pandemie in der Geschäftsstelle und in den Einrichtungen stärker denn je Einzug gehalten hat. Auch wenn sich durch Videokonferenzen, Online-Tools und viele weitere nützliche digitale Elemente bereits viel verändert hat, stehen wir gemeinsam erst am Anfang eines langen Prozesses und Weges, um die Möglichkeiten der Digitalisierung für uns als Chance zu nutzen. Dabei wird sicherlich nicht immer alles rund laufen. Aber gerade die letzten Monate haben uns eines bewiesen:
Gemeinsam schaffen wir das! Denn auch dabei gilt: Solidarität ist die Antwort auf die Anforderungen dieser Zeit.