Jugendhilfe / Offener Ganztag
Dass der Schulalltag vor allem in der ersten Jahreshälfte pandemiebedingt eingeschränkt war, was dazu führte, dass in den Offenen Ganztagsschulen in Trägerschaft des AWO Bezirksverbands Niederrhein nicht ganz viel passierte wie gewohnt, liegt auf der Hand. Gleichwohl war es beeindruckend, was an der Grundschule am Lerchenweg und der Hermann-Gmeiner Schule geleistet wurde. Das fiel insbesondere den Medienvertreter*innen auf, die über die gute Bildung und Betreuung an den Schulen in der Stadt Monheim am Rhein berichteten. Auch eine gemeinsame Publikation der Schulen und des Bezirksverbands unterstrich mit Fotos, Bildern und Texten, was in diesem Schuljahr unter den Bedingungen der Pandemie geleistet wurde und wie alle Beteiligten auf beeindruckende Art und Weise jeweils versucht haben, das Beste daraus zu machen. Inzwischen läuft der Schulbetrieb normal weiter. Wir hoffen, dass das so bleibt – auch wenn dafür eine Maske erforderlich ist.
Dass die AWO guten Ganztag kann, unterstich der Bezirksverband auch als Spitzenverband in der vom AWO Bundesverband organisierten Kampagne Ganztagsbetreuung.Ganz schnell? Ganz gut?!, an der sich der AWO Bezirksverband mit zahlreichen Beiträgen beteiligte und die gute Arbeit an beiden Schulen über die Monheimer Stadtgrenzen hinaus bekannt machte.
Auch für Jüngere konnte der AWO Bezirksverband Niederrhein in Monheim am Rhein in diesem Jahr seine Angebote neu präsentieren. In dem neu eröffneten Mo.Ki-Zentrum im Herzen der Stadt Monheim ist nun das Mo.Ki-„unter 3“-Angebot beherbergt, bei dem die Stadt mit dem AWO Bezirksverband Niederrhein kooperiert. Hier gibt es unter anderem Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungs-, Babymassage- und Erste-Hilfe-Kurse, Eltern-Kind-Gruppen, Ernährungsberatungen sowie regelmäßige Hebammen-Sprechstunden.
Darüber hinaus initiierte die Fachabteilung Jugendhilfe in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen ein im April 2021 gestartetes Forschungsprojekt, welches die spezifischen Potenziale und Grenzen der ehrenamtlichen Vormundschaften wissenschaftlich in den Blick nimmt. Die Ergebnisse sollen bei einem Fachtag am 1. April 2022 präsentiert werden.
Kindertageseinrichtungen
So still und leise war es in den Kindertageseinrichtungen des AWO Bezirksverbands Niederrhein selten, wie leider viele Monate lang in diesem Jahr. Denn erst zum 7. Juni 2021 durften die Kindertageseinrichtungen zum Regelbetrieb zurückkehren. Bis dahin war es vielen Kindern nicht möglich, ihre Freund*innen und Erzieher*innen in der Einrichtung zu begegnen. So war aber zumindest gewährleistet, dass zum 50. Geburtstag der AWO Kita Grünauer Straße in der Stadt Monheim am 17. Juni 2021 wieder Leben in der Bude herrschte. Die große Geburtstagsfeier konnte aber dennoch nur im kleinen Kreis zelebriert werden. Ein gebührender Festakt ist in Pandemiezeiten schlichtweg nicht verantwortbar. Das dachte sich auch die AWO Kita Anna Siemsen in Düsseldorf, die in diesem Jahr ihr stolzes 70-jähriges Jubiläum von der Öffentlichkeit unbeobachtet feiern musste.
Doch nicht nur Jubiläen lieferten in diesem Jahr Gründe, einmal miteinander anzustoßen. Denn die gute Arbeit in den Kindertageseinrichtungen des AWO Bezirksverbands Niederrhein wurden in diesem Jahr gleich zwei Mal ausgezeichnet. So erhielten die Monheimer Einrichtungen AWO Familienzentren Kita Kunterbunt, Villa Regenbogen und Prenzlauer Straße sowie die AWO Kitas Geschwister-Scholl-Straße, Baumberger Pänz und Robert-Koch-Straße von der Stadt Monheim das Qualitätssiegel Gemeinsam aktiv für Rechte von Kindern und Jugendlichen verliehen, um deren herausragende Arbeit für die Verwirklichung von Kinderrechten auszuzeichnen. Ein Element dieser Arbeit, den Werkzeugkoffer zur Durchsetzung von Kinderrechten Mit.Recht!, durfte die Kita-Fachberatung Mitte August beim viel beachteten Kinder- und Jugendgipfel der SPD-Landtagsfraktion NRW vorstellen. Zudem wurde die vom AWO Bezirksverband Niederrhein mitentwickelte Präventionskette Mo.Ki – Monheim für Kinder beim Deutschen Kita-Preis in der Rubrik „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ prämiert. Für die Mo.Ki-Präventionskette war der mit 10.000 Euro dotierte Preis eine weitere Auszeichnung in ihrer fast 20-jährigen Erfolgsgeschichte.
Nun könnte neben einem Streichelzoo in den Kitas Grünauer und Prenzlauer Straße und einer Laternenvernissage in den Kitas Villa Kunterbunt und Villa Regenbogen noch von vielen anderen beeindruckenden Aktivitäten in den Kitas des AWO Bezirksverbands Niederrhein berichtet werden. Das würde jedoch den Rahmen sprengen und dem Rückblick der Gefahr aussetzen, eine tolle Aktion nicht zu erwähnen. Darum sei an der dieser Stelle auf das Meldungsarchiv Kinder, Jugend und Familie auf der Webseite des Bezirksverbands verwiesen.
Senior*innen, Pflege und Betreuung
Nicht nur die Kindertageseinrichtungen hatten Grund zum Feiern. Auch bei den AWO Seniorendiensten Niederrhein gGmbH konnten zwei Einrichtungen auf eine langjährige Tradition zurückblicken: Denn am 8. April 1971 wurde die heute unter dem Namen AWO Seniorenzentrum Willy Könen bekannte Einrichtung als Altenheim Am Fürmannsheck in Neukirchen-Vluyn eröffnet. Ebenfalls seinen 50. Geburtstag durfte das AWO Seniorenzentrum Adam Romboy in Mönchengladbach feiern, das bereits seit dem 1. Februar 1971 nicht nur pflegebedürftigen Menschen eine neue Heimat bietet, sondern seitdem auch fester Bestandteil im sozialen und kulturellen Leben der beiden Stadtteile Bonnenbroich und Geneicken ist. Zelebriert wurden die Jubiläen angesichts der pandemischen Lage gerade im Frühjahr 2021 jedoch nur in den jeweiligen Einrichtungen mit Bewohner*innen und Mitarbeitenden ohne externe Geburtstagsgäste. Gleichwohl bleibt die Hoffnung, dass sich die Corona-Pandemie im neuen Jahr derart entspannt und aufgeschobene Feiern ebenso nachgeholt wie auch anstehende Partys durchgeführt werden können.
Dass das gelingt, dafür übernehmen Bewohner*innen und Mitarbeitende gleichermaßen Verantwortung. Denn während sich leider viele Menschen einer Impfung immer noch verweigern – und sich hoffentlich bald eines Besseren belehren lassen –, krempelten die Menschen in unseren Seniorenzentren direkt zu Jahresbeginn die Ärmel hoch und ließen sich impfen. Dabei beeindruckte vor allem die hohe Impfbereitschaft bei Bewohner*innen und Mitarbeitenden. Aktuell zeigt sich einmal mehr, wie wertvoll die Corona-Schutzimpfungen sind. Denn das Infektionsgeschehen ist in den Einrichtungen der AWO Seniorendienste Niederrhein gGmbH im Winter 2021 nicht mit den zahlreichen Virusinfektionen und bisweilen tödlichen Verläufen im Winter 2020 zu vergleichen.
Umfassende Berichte über die vielfältigen Aktionen in den 13 Einrichtungen der AWO Seniorendienste Niederrhein finden sich auf deren Webseite.
Behindertenhilfe
Im März 2021 brachte der Bundesrat die Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts auf den Weg. Auch wenn das Gesetz aufgrund erforderlicher Gesetzesnovellen in den Bundesländern erst 2023 in Kraft tritt, beschäftigte die Novelle und deren Anpassungen der gesetzlichen Grundlagen im Vormundschaftswesen und im Betreuungsrecht auch den AWO Bezirksverband Niederrhein in diesem Jahr mehrfach. Zunächst erarbeitete die Fachabteilung gemeinsam mit der Abteilung Jugendhilfe ein Positionspapier, um die Änderungen einzuordnen, Konsequenzen für die eigene Arbeit abzuleiten und Nachbesserungen einzufordern. Eine bedeutende Verbesserung bringt die Stärkung der Rechte von Betreuten mit sich. Allerdings kommt dabei auch auf die Betreuungsvereine deutlich mehr Arbeit zu. Dabei sind sie schon heute chronisch unterfinanziert und ausgelastet. Herausgearbeitet vom AWO Bezirksverband Niederrhein hat sich die AWO NRW in einem Positionspapier mit der Gesetzesreform befasst und aufgezeigt, welche Herausforderungen sich für Betreuungsvereine in organisatorischer, inhaltlicher und finanzieller Hinsicht ergeben werden – und Forderungen aufgestellt.
Die Auswirkungen der Pandemie, insbesondere die Kontaktverbote, erschwerten auch die Angebote der Vorsorgeberatung. Dabei ist Vorsorge für den Fall der (Not-) Fälle nicht nur in Pandemiezeiten wichtig. Denn früher oder später muss sich jede*r von uns mit elementaren Themen wie Krankheit und Tod auseinandersetzen. Dazu gehört es auch, für sich die richtigen Behandlungsnotwendigkeiten festzulegen und selbstbestimmt zu entscheiden. Um diese Fragen, die wirklich wichtig sind, auch weiterhin beantworten zu können, digitalisierte die Fachabteilung die Beratungen und führte diese 2021 mehrfach als Online-Schulung durch.
Die Corona-Pandemie stellte auch das von Aktion Mensch geförderte Projekt BTHG konkret – für die, um die es geht vor neue Herausforderungen. Damit eine barrierefreie inklusive Projektumsetzung gewährleistet bleibt und vor allem Menschen mit Beeinträchtigung weiter unterstützt werden, wurde innovativ auf die Anforderungen reagiert und das Projekt digital neu aufgestellt. Nicht neu aufgestellt, aber neuformatiert wurden ebenfalls wichtige Vorsorge-Formulare wie Vorsorge-Vollmachten, Patient*innen- oder Betreuungsverfügungen, die jetzt auch digital ausfüllbar sind und ein großes Problem lösen: oftmals unleserliche Handschriften auf den Formularen …
Sexualität und Schwangerschaft:
Ein wahres Feuerwerk an neuen Informationsbroschüren lieferte das AWO Lore-Agnes-Haus im Jahr 2021 ab. Wie zum Beispiel zum Thema FGM (weibliche* Genitalbeschneidung). Dazu haben die Kolleg*innen eine neue Broschüre zu dem Thema entwickelt, die Wissen vermitteln und ergänzen soll, Spaß machen und dazu ermutigen soll, für sich einzustehen und die eigenen Rechte einzufordern. Im Leben generell, bei Ärztinnen und Ärzten oder in der Partnerschaft. Die Broschüre erschien für Fachkräfte auch in Englisch und Französisch. Auch den Eisenmangel griff die weit über die Grenzen des Niederrheins bekannte Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme rund um Sexualität, Familienplanung, Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch auf. Denn viele Frauen leiden unter Blutarmut, manchmal ohne es zu wissen – Geburten und starke Monatsblutungen können dafür eine Ursache sein. Falls sie eine Diagnose bekommen, so wird oft ein Eisen- und/oder Folsäure-Präparat verschrieben, das aber oft nicht gut vertragen wird. Vor diesem Hintergrund entstand gemeinsam mit Frauen verschiedener Nationalitäten in dem von der Aktion Mensch geförderten Empowerment-Projekt „Hand in Hand“ eine neue Broschüre des AWO Lore-Agnes-Haus. Denn es braucht nicht zwingend Medikamente, um Eisenmangel entgegenzuwirken. In nahezu allen Kulturen gibt es leckere Rezepte, die gleiches bewirken, nicht nur gut schmecken, sondern auch noch gut aufgenommen und vertragen werden. Diese werden in deutsch, arabisch, farsi (persisch) und sorani (kurdisch) präsentiert.
Genauso informativ war die Einrichtung aber nicht nur im Printbereich unterwegs: Denn Tipps und Tricks aus der Sexualpädagogik des AWO Beratungszentrums Lore-Agnes-Haus gibt es nun mit Liebe Lore auch per Video. In fünf kurzweiligen Clips informieren fünf Mitarbeitende über das erste Mal, Genderfluid, Penisgröße, über Sex reden und Verhütungspannen. Ein weiterer Aufklärungsfilm entstand über das zentrale Thema der vorgeburtlichen Diagnostik. Dieser weist auf die Arbeit der AWO Beratung im Universitätsklinikum hin und wurde auf der neuen Webseite der Beratungsstelle präsentiert.
Ein weiteres Thema, das viele Menschen leider schon viel zu lange bewegt, ist der § 218 StGB. 2021 „feierte“ der umstrittene Paragraf 218 StGB ein unrühmliches Jubiläum: Bereits seit 150 Jahren ist der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland rechtswidrig! Frauen werden damit massiv in ihrem Selbstbestimmungsrecht beschnitten. Denn Grundvoraussetzung für ein freies Leben ist die freie Entscheidung einer jeden Frau, ob, wann und wie viele Kinder sie im Laufe ihres Lebens bekommen möchte. Das AWO Lore-Agnes-Haus bot den Vortrag 150 Jahre §218 – eine nie endende Debatte? kostenfrei an. Der Vortrag thematisierte nicht nur die Geschichte des Abtreibungsparagrafen, sondern geht auf die 150 Jahre langen Kämpfe für dessen Abschaffung ebenso ein, wie er die aktuellen Diskussionen rund um den Paragrafen aufgriff. Auf Initiative der Einrichtung unterzeichnete der AWO Bezirksverband Niederrhein die Abschlusserklärung des Fachkongresses „150 Jahre 218 StGB“ damit reproduktive Gesundheit und reproduktive Rechte in Deutschland für alle Wirklichkeit werden!
Bildung und Qualifizierung
Die aus der Pandemie resultierenden Kontaktbeschränkungen erschweren es in nicht unerheblichem Maße, die Beratungs- und Bildungsangebote des AWO Bezirksverbands Niederrhein vollumfänglich in Präsenz anzubieten. Für das Willy-Könen-Bildungswerk (WKB) bedeutete dies, dass zunächst alle laufenden und geplanten Seminarangebote ausfallen mussten. Damit entfiel beispielsweise die Möglichkeit, an Sprach- und Integrationskursen teilzunehmen, obwohl diese für die persönliche Lebensplanung äußerst wichtig sind. Im Lore-Agnes-Haus konnte zwar die Krisen- und Notfallberatung aufrechterhalten werden, aber Gruppenangebote, insbesondere für geflüchtete Frauen und sexualpädagogische Angebote für Schulklassen in der außerschulischen Bildung, fielen ersatzlos aus. Um dem zu begegnen, setzte der AWO Bezirksverband Niederrhein mittels seines Bildungswerks und der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle das Projekt Du kannst digital! vom 1. November 2020 bis zum 31. Oktober 2021 um, das von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW im Rahmen des Förderaufrufs „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“ gefördert wurde.
Dass Digitalisierung für das WKB aber kein Neuland ist, zeigte die vom Land Nordrhein-Westfalen anerkannte Weiterbildungseinrichtung unter anderem bereits im Frühjahr 2021: Denn trotz Lockdown fanden Deutschkurse beim Willy-Könen-Bildungswerk (WKB) Neuss statt. In acht Integrations- und drei Berufssprachkursen konnten die Teilnehmermenden dank des webbasierten virtuellen Klassenzimmers Seconos LMS auch von zu Hause aus Deutsch lernen. Für diejenigen Teilnehmer*innen, die nicht über die nötige technische Ausstattung verfügen, stellte das WKB Leihgeräte zur Verfügung
Für Mitarbeitende in den Einrichtungen der AWO Seniorendienste Niederrhein gehören die jährlichen Unterweisungen zum Beispiel in Arbeitssicherheit, Brandschutz und Hygiene zur Normalität. Früher geschah dies in einer Präsenzsitzung mit einem Folienvortrag durch eine entsprechende Fachkraft. Das änderte sich in diesem Jahr dank des WKBs. Gemeinsam mit dem Kölner Unternehmen webtvcampus steuerte und administrierte das Bildungswerk erstmalig das neue Angebot, die gesetzlich vorgeschriebenen Unterweisungen individuell geprüft mit den 1.500 Mitarbeitenden digital durchzuführen.
Hingegen kamen 20 geimpfte Quereinsteiger*innen, die zukünftig als sozialpädagogische Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung tätig sein wollen und damit als weitere Fachkräfte nach den Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes angerechnet werden können, in der dritten Qualifizierungsmaßnahme in Pädagogik der Kindheit und Entwicklungspsychologie des WKB real zusammen. Die vorherigen Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung mussten aufgrund der pandemischen Lage mehr oder minder komplett digital durchgeführt werden. Die dritte Runde, mit ihren auf 20 Tage aufgeteilten 160 Seminarstunden, konnte hingegen gänzlich in Präsenzterminen stattfinden. Zwischenzeitlich ist sogar die vierte Qualifizierungsmaßnahme erfolgreich abgeschlossen worden.
Migration & Integration
Bereits seit Anfang 2019 sind die AWO im Rhein-Kreis Neuss e.V. und der AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. Trägerin des Landespräventionsprogramms „Wegweiser – gemeinsam gegen Islamismus“ im Rhein-Kreis Neuss. Zunächst konzentrierte sich das Landespräventionsprogramm Wegweiser auf den gewaltbereiten Salafismus. Aufgrund von stetigen Veränderungen im Phänomenbereich wurde das Programm angepasst und engagiert sich nun auch erkennbar gegen alle Gruppierungen des Islamismus – über den gewaltbereiten Salafismus hinaus. Die Ausweitung des Präventionsprogramms wirkte sich auf die Angebote der AWO Wegweiser Beratungsstellen im Rhein-Kreis Neuss und in Duisburg aus.
Insbesondere die Wegweiser Beratungsstelle im Rhein-Kreis Neuss entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel ausländischer Delegationen. Nachdem sich bereits eine britische und eine schottische Delegation von der Arbeit des AWO Beratungsangebotes gegen Islamismus vor Ort überzeugt hatte, empfing sie im November erneut ausländische Gäste, um ihnen fachlich fundiert die Arbeit zu präsentieren. Dieses Mal informierte sich eine zehnköpfige flämische Delegation in den AWO Beratungsräumen in Neuss-Furth über die praktische Umsetzung des Wegweiser-Programms vor Ort.
Das Projekt INAR (Integration Geflüchteter und Migrant*innen in den Arbeitsmarkt) hat es zum Ziel, die Arbeitsmarktintegration und eine langfristige Bindung der Zugewanderten in den Pflegebereich zu stärken. Das bedingt nicht nur die Bereitschaft von Geflüchteten und Migrant*innen im Pflegesektor arbeiten zu wollen. Es setzt auch voraus, dass sich Pflegeeinrichtungen noch weiter interkulturell öffnen. Das gilt natürlich auch für die 13 Einrichtungen der AWO Seniorendienste Niederrhein GmbH. Um sie dabei zu unterstützen, bot das Projekt INAR eine Seminarreihe für Leitungskräfte der AWO Seniorendienste Niederrhein zum Thema Interkulturelle Öffnung an. Doch nicht nur intern wirkte INAR. Bei der Fachkonferenz zum Thema Zuwanderung und Arbeitsmarktintegration präsentierte sich das Projekt bundesweit und trat mit dem Fachpublikum in den Austausch über Erfahrungen, Ziele und Herausforderungen der Arbeitsmarktintegration. Wie gut das bereits am Niederrhein funktioniert und wie nachhaltig INAR wirkt, verdeutlichen zwei Zugewanderte in Interviews (Interview 1, Interview 2), die in den Einrichtungen der AWO am Niederrhein in der Pflege eine neue Herausforderung gefunden haben.
Anlässlich des bundesweiten Aktionstags der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und des Jugendmigrationsdienstes (JMD) am 30. Juni 2021, haben die verschiedenen Träger der Beratungsstellen im Rhein-Kreis Neuss gemeinsam eine digitale Veranstaltung zum Austausch zwischen Berater*innen, Ratsuchenden und Politiker*innen durchgeführt. Beteiligt war unter anderem der AWO Bezirksverband Niederrhein. Ziel des Aktionstags MBE und JMD war es, die vielseitige Beratungsarbeit der Politik zu erläutern, die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit darzustellen und die Notwendigkeit darzulegen, diese langfristig zu finanzieren. Ebenfalls digital führten unsere MBE und Integrationsagentur SELF-i im Rahmen der internationalen Aktionswochen gegen Rassismus in Kooperation mit der Grevenbroicher Initiative „Recht auf Spiel“ einen gut besuchten digitalen Stammtisch durch, um gemeinsam in mutigen, kritischen, erhellenden und hoffnungsvoll stimmenden Beiträgen über Erfahrungen mit Rassismus im Alltag ebenso zu reden, wie darüber zu diskutieren, wie Ausgrenzung entgegengetreten werden kann.
Last but not least war natürlich auch unser Projekt BASiS (Bildung, Anleitung und Stärkung interkultureller Sozialkompetenzen) mit seinem Angebot für gelingende Integration hoch aktiv. Bislang richtete sich das Projekt des AWO Bezirksverbands Niederrhein an den Projektstandorten Düsseldorf, Essen, Mönchengladbach, Wesel, Wuppertal und Remscheid an geflüchtete Menschen mit den Muttersprachen Arabisch und Persisch. Im November startete das gelingende Integrationsangebot auch am Standort in Grevenbroich und wurde erstmalig in Türkisch angeboten, um türkischstämmigen Bulgarinnen das Ankommen in Deutschland zu vereinfachen und ihnen ihre Rechte und Pflichten in Deutschland zu erläutern. In Mönchengladbach hat das BASiS-Angebot in Arabisch hingegen schon Tradition. Dort wurde erneut ein Kurs zum erfolgreichen Abschluss gebracht – trotz Pandemiebedingungen. Damit ist es am Standort Mönchengladbach gelungen, in den letzten fünf Jahren mindestens ein Kursangebot für gelingende Integration durchzuführen. Und der nächste Kurs läuft bereits …
Freiwilligendienste
Viele junge Menschen überlegen, was sie nach ihrem Schulabschluss machen können und machen wollen. Die beste Antwort darauf: die Freiwilligendienste in der AWO. Hier nimmt man sich die Zeit, um noch einmal in sich selbst reinzuhören. Um sich wecken zu lassen für die Sache, die vielleicht schon lange in einem selbst geschlummert hat. Doch wie können – angesichts für Besucher*innen geschlossene Einrichtungen – junge Menschen eine Einsatzstelle finden? Wie können Fragen beantwortet werden, die sich um den Freiwilligendienst stellen? Antworten zu diesen Fragen und Hinweise zu Bewerbungen über die AWO Einsatzstellenbörse liefert die Online-Info-Veranstaltung der Abteilung Freiwilligendienste des AWO Bezirksverbands Niederrhein, die im April 2021 durchgeführt wurde.
Das digitale Werben war offenkundig erfolgreich. Denn knapp 130 junge Menschen haben im Herbst ihren Freiwilligendienst bei der AWO am Niederrhein begonnen. In Kitas, Schulen, Behinderteneinrichtungen und Seniorenzentren unterstützen sie nicht nur ein Jahr lang die Kolleg*innen in der sozialen Arbeit für Menschen mit Menschen. Dieses freiwillige soziale Jahr bieten ihnen auch die Möglichkeit, sich im Leben zu orientieren und wichtige Fragen für die eigene Zukunft zu beantworten. Diese Option betonte auch Vorstand Jürgen Otto bei den Begrüßungstagen der Freiwilligendienste und lud die Freiwilligen herzlich ein, diese Chance zu nutzen. Die AWO ist gerne dabei behilflich.
Da Bilder bekanntlich mehr sagen als Worte und ein Jahr besser rekapitulieren lassen, seien an dieser Stelle auch keine weiteren Worte mehr verwendet, sondern nur auch auf den Instagram-Account der Freiwilligendienste verwiesen.