2021 war ein besonderes Jahr für den AWO Bezirksverband Niederrhein. Erstmalig beschäftigte der Covid-19-Virus die Dienste und Einrichtungen der AWO Niederrhein 365 Tage lang. Doch auch abseits der Corona-Pandemie hat sich viel ereignet, auf das wir gerne nun zurückblicken. Der erste Teil widmet sich dem AWO Bezirksverband Niederrhein als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege:
… 100 Jahre nach der Zusammenkunft in Duisburg kamen in der Essener Lichtburg zahlreiche Mitarbeitende und Ehrenamtliche zusammen, um dieses Verbandsjubiläum zu zelebrieren. Bewusst hatte der AWO Bezirksverband Niederrhein sein „Geburtstagsfest“ in den Sommer gelegt, um unabhängig von der Inzidenzentwicklung mit möglichst vielen Gästen unter dem Motto WERTeVOLL seit 1921 feiern zu können. Nachdem in den Monaten zuvor zahlreiche Veranstaltungen nur in Videokonferenzen durchgeführt werden konnten, genossen es die Freund*innen umso mehr, sich endlich mal wieder live und Face-to-Face zu treffen. In Deutschlands größten Filmpalast konnten die Gäste dann zahlreiche Premieren erleben, wie zum Beispiel den von der GlücksSpirale geförderten neuen Imagefilm des Bezirksverbands, ein ebenfalls von der GlücksSpirale gefördertes Interview mit dem Ehrenvorsitzenden und historischen Zeitzeugen des AWO Bezirksverbands Niederrhein Paul Saatkamp und das von der GlücksSpirale geförderte und aufwendig erstellte Lesebuch über die Geschichte der AWO Niederrhein in ihren Händen halten.
Wenig feierlich hingegen war das neue Betätigungsfeld des AWO Bezirksverbands Niederrhein, dass sich aus dem Starkregen und der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 ergab. Denn erstmalig engagierte sich der Bezirksverband aktiv in der Katastrophenhilfe. Unterstützt durch Spendenmittel von „Aktion Deutschland Hilft (ADH)“ und AWO International werden die zahlreichen Flutopfer am Niederrhein seitdem mit finanziellen Sofort- und Einzelfallhilfen unterstützt. Fast 200 Anträge wurden bereits bearbeitet und nahezu 200.000 Euro an die Geschädigten ausgezahlt. Die bereitgestellten Mittel leitet der AWO Bezirksverband Niederrhein übrigens eins zu eins an die Betroffenen weiter und stemmt den dafür erforderlichen personellen und organisatorischen Aufwand mit eigenen Mitteln.
Mit einer guten Nachricht für seine Beschäftigten konnte der AWO Bezirksverband Niederrhein direkt zu Jahresbeginn aufwarten. Denn die Tarifeinigung bringt für die Beschäftigten 3,8 Prozent mehr Lohn für alle! Neben dieser Entgelterhöhung als Vorteil in diesem Jahr, setzt der AWO Bezirksverband Niederrhein verstärkt auf die Möglichkeiten der Digitalisierung, um Arbeitsprozesse zu erleichtern. Dass ist er als Arbeitgeber nicht nur den Mitarbeitenden in den Diensten und Einrichtungen schuldig, sondern auch den Mitarbeiter*innen, die in der Verwaltung den Betrieb am Laufen halten. Dafür wurden zum einen die Beratungsangebote des AWO Lore-Agnes-Hauses und die Bildungsangebote des AWO Willy-Könen-Bildungswerkes durch ein von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördertes Projekt digitaler ausgestaltet und neue Beratungs- und Bildungsformate entwickelt. Gleichzeitig wurde ein Modellprojekt entwickelt, um spielerisch zu erfahren, wo der Verband mit seinen digitalen Kompetenzen steht. Im Rahmen des von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW geförderten Projektes Transformation erleben – Digitalisierung passgenau gestalten, an dem sich gut 1.000 Mitarbeitende des Bezirksverbands und der vier AWO Kreisverbände Mettmann, Mönchengladbach, Oberhausen und Solingen beteiligen, sollen Qualifizierungen entwickelt und erprobt werden, die an den tatsächlichen Bedarfen der Mitarbeitenden unterschiedlicher Abteilungen und Arbeitsbereiche orientiert sind.
Aber nicht nur intern nahm die Digitalisierung ihren Lauf. Ebenfalls digital präsentierte sich der AWO Bezirksverband Niederrhein mit einem Stand und insgesamt 16 digitalen Veranstaltungen und Workshops beim 17. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag, der angesichts der pandemischen Lage im Mai 2021 online durchgeführt wurde. Beim größten Jugendhilfegipfel Europas lud der Bezirksverband zum Informieren und Diskutieren ein; von der sexuellen Orientierung über sexuelle Bildung bis hin zur sexuellen Gesundheit wie über ehrenamtlichen Vormundschaften und medienpädagogische Angebote für benachteiligte Jugendliche.
Die zunehmende Digitalisierung unserer Arbeitsprozesse – und natürlich die zahlreichen pandemiebedingten ausgefallen Dienstreisen – lassen zwar das zwischenmenschliche Miteinander in Präsenzsitzungen oftmals zu kurz kommen, bietet aber Vorteile. Zum Beispiel für die Umwelt. Während der AWO Bezirksverband Niederrhein zwischen Januar und August 2019 noch etwas mehr als 30.000 Euro für Kfz-Treibstoffe aufbringen musste, verringerte sich der Anteil für den gleichen Zeitraum bereits im Jahr 2020 um fast 16 Prozent. 2021 sind es sogar gegenüber 2019 26 Prozent weniger Ausgaben für Benzin und Diesel, die sich auf etwas mehr als 22.000 Euro und gut 2,2 Tonnen weniger CO²-Emissionen beziffern lassen.
Hingegen ging Treibstoff für die vom AWO Bezirksverband Niederrhein gemeinsam mit der AWO NRW und dem Landesjugendwerk in Präsenz durchgeführten Konferenz drauf, die in Präsenz in Dortmund durchgeführt werden konnte. Nachdem viele Veranstaltungen der Pandemie zum Opfer gefallen waren, freuten die Anwesenden sich umso mehr, endlich mal wieder zusammenzukommen. Unter dem Motto WERTvoll leben- gemeinsam mehr erreichen, diskutierten die Teilnehmenden Ideen und Strategien für die zukünftige Zusammenarbeit der AWO und des Landesjugendwerks. Auch unsere AWO- und Jugendwerks-Teilnehmenden gingen mit viel Input aus der Konferenz heraus.
Transparent machte sich der Bezirksverband aber nicht nur bei den Kosten für Treibstoffe. Als eine der ersten AWO Gliederungen schloss sich der AWO Bezirksverband Niederrhein der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) an und unterzeichnete deren Selbstverpflichtungserklärung. Damit verpflichtet sich der Verband, die auf dieser Seite gelisteten zehn Informationen (u.a. über Mittelherkunft und -verwendung) der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und aktuell zu halten.
Auch 2021 entwickelte der AWO Bezirksverbandes Niederrhein wieder Positionen zu aktuellen Themen – zum Nachlesen, Informieren und Diskutieren. Eine Projektgruppe des AWO Bezirksverband Niederrhein verfasste ein Positionspapier, wie die Schule als ein Ort des Lebens und Lernens für alle Kinder entwickelt werden kann – damit guter Ganztag in NRW keine Glückssache ist. Darin fordert der AWO Bezirksverband „eine Beitragsfreiheit der Ganztagsbetreuung und – in Anlehnung an das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) – die gesetzliche Verankerung verbindlicher Mindeststandards im Hinblick auf personelle, räumliche und sachliche Rahmenbedingungen des Offenen Ganztags.“ Die Position wurde allen demokratischen Fraktionen im Landtag NRW zugestellt und die Expertise der AWO, die am Niederrhein Trägerin von 68 Offenen Ganztagsschulen mit 8.683 Schüler*innen und 622 Beschäftigten, für weitere Diskussionen offeriert. Die SPD- und die FDP-Fraktion haben das Gesprächsangebot bereits für sich zu nutzen gewusst. Ebenfalls an den Gesetzgeber richtete sich die Forderung nach einem konsequenten Paritätsgesetz für Nordrhein-Westfalen. Denn obwohl einzelne Parteien bereits in ihren Statuten ausgeglichene Wahllisten vorschreiben, beträgt der Frauenanteil im Landtag Nordrhein-Westfalen zurzeit lediglich 27,6 Prozent. Insofern verwundert es wenig, dass bei dieser Zusammensetzung des Landtags in der Frage noch nichts passiert ist. Aber vielleicht ermöglicht die Landtagswahl am 15. Mai 2022 einen neuen Anlauf für eine paritätische Besetzung des Landtages NRW mit Männern und Frauen.
Im zweiten Teil erfolgt der Rückblick für die Dienste und Einrichtungen des AWO Bezirksverbands Niederrhein.