Obwohl wir die Pforten unserer Dienste und Einrichtungen für den üblichen Publikumsverkehr vielerorts komplett schließen mussten, haben wir weiterhin die uns übertragene Verantwortung wahrgenommen und beispielsweise unter besonderen Herausforderungen täglich mehr als 1.200 Bewohner*innen in unseren 13 Seniorenzentren, sowie 130 Senior*innen ambulant gepflegt und betreut. Knapp 350 Kinder von systemrelevanten Schlüsselpersonen haben unter besonderen Bedingungen unsere 15 Kitas und zwei offenen Ganztagsschulen besucht. Und wir haben die Begleitung und Versorgung von Menschen mit Behinderung in unserem Hildener Wohnverbund sichergestellt.
Neue Normalität: Erste Lehren
Dabei wurde überdeutlich: Unsere Dienste und Einrichtungen sind bedeutsame Teile unserer öffentlichen Infrastruktur und Daseinsvorsorge, die es zu jeder Zeit im Sinne des Gemeinwohls bestmöglich aufrecht zu erhalten gilt. Sie ermöglichen für viele Menschen neben Versorgung und Betreuung nämlich auch Gemeinschaft und Teilhabe – vor allem für die Betreuten und Leistungsempfänger*innen selbst, aber auch für Angehörige und Nahestehende.
Dafür haben unsere Kolleg*innen in den letzten Wochen völlig zurecht viel Applaus und Anerkennung erhalten. Doch trotz einmaliger Bonuszahlungen für die Mitarbeitenden in den Seniorenzentren muss sich diese Wertschätzung auch nach der Krise in der Aufwertung der Arbeitsbedingungen bemerkbar machen und die systemrelevanten Tätigkeiten an Attraktivität gewinnen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Denn unsere Kolleg*innen halten nicht nur in Krisenzeiten das Gemeinwohl aufrecht. Sie tragen auch außerhalb von Krisenzeiten entscheidend zum gesellschaftlichen Gelingen bei. Ohne die Angebote der AWO als Teil der Freien Wohlfahrtspflege würde hierzulande viel Lebensqualität fehlen, die Chancengleichheit wäre deutlich geringer und es existierten weitaus mehr Vorurteile und Barrieren.
Alle ziehen an einem Strang beim Bezirksverband
Wichtig war es uns, nicht nur die Angebote unserer Dienste und Einrichtungen für die Menschen aufrecht zu erhalten, sondern auch die Funktionsfähigkeit unserer Verwaltung zu sichern. Das war dank des Verständnisses und der Bereitschaft unserer Mitarbeitenden möglich, die umfangreiche Eingriffe in die Arbeitsabläufe mitgetragen und solidarisch Verantwortung füreinander übernommen haben. Um unsere Mitarbeiter*innen zu schützen und mögliche Infektionsketten zu unterbrechen wurden nicht nur Zweier- und Dreierbüros aufgelöst, sondern auch umfangreiche Hygienemaßnahmen in der Geschäftsstelle umgesetzt. Dazu gehörten das Aufstellen zahlreicher Schutzscheiben ebenso wie Desinfektionsmittelspender und die mehrmals tägliche Desinfektion von Kontaktflächen (28.000 Türgriffe, nahezu 20.000 Lichtschalter und mehr als 75 Kilometer Handläufe). Um die Übertragungswege zu reduzieren, aber auch gleichzeitig die Buchungen von Rechnungen und den ordnungsgemäßen Gehaltslauf zu gewährleisten, hatten viele administrative Abteilungen ihre Arbeit auf Schichtbetrieb umgestellt. Wo es möglich war, wurden mobile Arbeitsplätze eingerichtet: Die dafür erforderlichen virtuellen Zugänge wurden seitdem um fast 150 Prozent ausgebaut, so dass inzwischen 167 Kolleg*innen von unterwegs auf ihre Daten zugreifen können.
Neue Arbeitsabläufe
Apropos mobiles Arbeiten: Digitalisierung lautete das Zauberwort, um einige Herausforderungen der Corona-Pandemie im Sinne der Menschen zu lösen, die unsere Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen. Allein im Vergleich zum coronafreien Monat Februar stieg die Zahl der eingehenden E-Mails bei uns im März um 22,35 Prozent auf 35.312 E-Mails. Noch fleißiger haben im März unsere Kolleg*innen hingegen E-Mails versendet als empfangen: die Zahl der ausgehenden E-Mails im März stieg im Vergleich zum Vormonat um 127,49 Prozent auf über 40.000. Beide Werte blieben übrigens seitdem konstant hoch und so kommen wir in der Corona-Phase auf knapp 250.000 E-Mails, die unsere Kolleg*innen bearbeitet haben – wobei angemerkt werden muss, dass sich diese Zahlen nur auf externe E-Mails beziehen. Die unzähligen internen E-Mails wurden nicht mitgerechnet.
Ähnlich verhält es sich bei Video- und Telefonkonferenzen, die vor Corona bei uns noch nicht zum business as usual gehörten. Seit dem öffentlichen Lockdown haben unsere Kolleg*innen (bei insgesamt knapp 2.000 Stunden) täglich mehr als 25 Stunden in Video- und Telefonkonferenzen verbracht, um sich abzustimmen, Seminare durchzuführen oder an selbigen teilzunehmen und um Beratungsangebote aufrecht zu halten. Aufgrund von fast 1.000 Online- und Telefonmeetings sind natürlich deutlich weniger Dienstfahrten mit dem PKW oder mit Bus und Bahn angefallen, sodass wir coronabedingt mindestens 57.000 Kilometer eingespart und so unseren CO2-Ausstoss in dieser Zeit um fast 11 Tonnen reduziert haben. Gleichwohl haben wir nicht nur die Umwelt, sondern auch unseren Haushalt entlastet: im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben wir fast 89 Prozent der Fahrt- und 77 Prozent der Reisekosten eingespart.
Unvorhergesehene Kosten
Dafür mussten wir an anderer Stelle deutlich mehr ausgeben. Nämlich für die Umsetzung der erforderlichen Hygienestandards. So haben wir für den Kauf von Hand- und Flächendesinfektionsmitteln, Behelfsmasken und Mund-Nasen-Schutzmasken und vieles mehr allein in den zurückliegenden Wochen mehr als 34.000 Euro ausgeben müssen. Dieser Betrag hätte sich deutlich erhöht, wenn nicht unsere fleißigen Mitarbeiter*innen an den Offenen Ganztagsschulen, in den Kitas, in den Seniorenzentren und in der Fabrik Hilden mehr als 3.000 Mund-Nasen-Masken in einer großen Solidaritätsaktion selbst genäht hätten.
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