Auch wenn sich das Umfeld und auch die Einrichtung in den zurückliegenden 50 Jahren verändert und weiterentwickelt haben, ziehen sich das familiäre Miteinander und die enge Bindung des Seniorenzentrums an die Menschen in Neukirchen und Vluyn wie ein roter Faden durch die Geschichte des Hauses: wie im Jahr 1971 ist das Seniorenzentrum vor allem eine Heimstätte, in der die aktiven älteren Menschen tatsächlich auch aktiv bleiben konnten und sollten. In den ersten Jahren des Hauses waren regelmäßige Ausflüge nach Venlo nur eine von den zahlreichen Aktivitäten für die Bewohner*innen, schließlich waren zur damaligen Zeit Zigaretten und Alkohol deutlich billiger als in Deutschland und die Grenze nicht weit. Der eine oder andere Genever kam hinzu, genauso wie das regelmäßig genutzte Mittagessen in einem dortigen China-Restaurant. Doch es wurde nicht nur geshoppt, sondern auch solidarisch mit angepackt – zum Beispiel bei der örtlichen Apfelernte.
Mit ähnlich viel Herz, Liebe und Einsatz wurde auch das familiäre Miteinander in der Einrichtung von Anfang an gepflegt. Dass das direkt gelang, war sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass in dieser Zeit ein Heimleiterehepaar bewusst gesucht und eingestellt wurde, das sowohl den wirtschaftlichen als auch hauswirtschaftlichen Bereich verantwortlich abdecken sollte. Und damit die Familie komplett wurde, galt es, die Heimleiterwohnung in der Einrichtung selbst zu beziehen. Die Anforderungen und Vorstellungen unterschieden sich im Hinblick auf angemessene Beschäftigungsverhältnisse doch sehr von heutigen Vorgaben. Rund um die Uhr jedenfalls war für eine Ansprache, Unterstützung usw. gesorgt. Manchmal auch wider Willen.
In den kommenden Jahren richtete man sich gemeinsam im Altenheim ein, das zur damaligen Zeit nach dem neuesten Stand des Heimbaus erstellt wurde. Aber die Entwicklungen forderten ihren Tribut: Die Anforderungen im Hinblick auf eine angemessene Betreuung, Pflege und Versorgung der Bewohnerinnen & Bewohner nahmen stetig zu. Es galt, Antworten zu finden auf die größer werdende Zahl von Pflegebedürftigen und Menschen, für die damals keine angemessene Versorgung am Ort oder in der Nähe zur Verfügung stand.
Der große Einschnitt kam Anfang der 90er Jahre: Der Rück-Umzug in das totalsanierte Haus konnte mit Hilfe zahlreicher freiwilliger Helfer im Rahmen einer Feuerwehrübung stattfinden. Anderthalb Jahre war man in ein Provisorium in Kamp-Lintfort in „Baracken“ ausgelagert gewesen. Mit den entsprechenden Einschränkungen. Jetzt ging es zurück in ein modernisiertes Altenheim, nein: vielmehr Seniorenzentrum. Breitere Gänge, Pflegebetten, Nasszellen in den Zimmern, neue Möbel, neue Küche, Aufstockung, Vorzeige-Speisesaal als Mittelpunkt und für zahlreiche kleine und große Feste oder Veranstaltungen.
Seit 2017 leitet Martina Giesen erfolgreich das AWO Willy-Könen-Seniorenzentrum und befördert seitdem stetig die räumliche Gestaltung sowie die Entwicklung neuer Schwerpunkte und Konzepte. Ziel ist es, unseren Bewohner*innen ein gutes und würdiges, ihren körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen entsprechendes Leben – aber auch Sterben zu ermöglichen, in deren Vordergrund die Stärkung der Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit steht“, erklärt Einrichtungsleiterin Martina Giesen die Strategie des Hauses. „Unterstützt wird dieser Prozess durch die gesundheitliche Vorsorgeberatung, die seit 2018 in unserem Haus angeboten wird“, ergänzt Martina Giesen, die das Seniorenzentrum und auch die Anforderungen an gute, menschenwürdige Pflege und Betreuung als Entwicklungsprozess begreift. „Aber Entwicklungen sind da, um gestaltet zu werden“, lautet das Credo von Martina Giesen, die dabei jeden Tag aufs Neue aus ihrer motivierten und engagierten Belegschaft unterstützt wird. Diese fünfzigjährige Erfolgsgeschichte wollte das AWO Willy-Könen-Seniorenzentrum eigentlich groß feiern. Doch auch wenn Belegschaft und Bewohner*innen bereits geimpft sind, ist an ein Fest mit Freund*innen und Förderer*innen des Hauses derzeit noch nicht zu denken. „Aber das holen wir nach. Sobald es möglich ist“, verspricht Martina Gießen.
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Für diese Meldung haben die die beiden Mitarbeiter*innen des AWO Willy-Könen-Seniorenzentrums Marion Alosery & Gerhard Schrader umfänglich in den Annalen der Einrichtung recherchiert.
Vielen Dank!