In Mülheim an der Ruhr sah sich ein Träger sogar gezwungen, komplett aus der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) und dem Landesprogramm „Kommunales Integrationsmanagement“ auszusteigen. In Oberhausen ist kürzlich ein weiterer Träger komplett aus der landesgeförderten Flüchtlingsberatung ausgestiegen. Insgesamt ist damit bezirksweit ein Rückgang von 7,25 Stellenanteilen im ersten Halbjahr zu beklagen.
„Leidtragende dieser Entwicklung sind vor allem die Menschen, die zu uns geflüchtet sind und denen nun die Möglichkeiten wegbrechen, in Deutschland sprachlich, beruflich und sozial integriert zu werden“, kritisiert Rosellen und weist gleichzeitig darauf hin, wie wichtig gelingende Integration unter anderem für den Wirtschaftsstandort und den bekannten Fachkräftemangel sei. „Diese Bedeutung erfahren Träger von Migrationsfachdiensten bei der Refinanzierung ihrer Angebote aber nicht“, macht Rosellen deutlich. Es seien nicht nur die hohen Eigenanteile von teilweise weit mehr als 20 Prozent, die Träger in die Knie zwingen. „Oftmals erreichen uns auch die Abschlagszahlungen der Fördergeber viel zu spät, sodass wir über viele Monate in Vorleistungen gehen müssen. Dafür haben wir aber nicht mehr die finanziellen Möglichkeiten, wenn wir in allen Bereichen der Sozialen Arbeit finanzielle Löcher stopfen müssen, die aus der chronischen Unterfinanzierung sozialer Dienstleistungen resultieren.“ Zudem seien die Pauschalen für die Bereitstellung der Migrationsfachdienste durch die Fördergeber teilweise seit über zehn Jahren nicht mehr erhöht worden. „Angesichts allgemeiner Preissteigerungen und steigender Tarifzahlungen kommt diese nicht vollzogene Erhöhung einer faktischen Kürzung der Mittel gleich“, so Rosellen.
„Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, werden die Beratungsangebote für gelingende Integration bei Freien Trägern weiter wegbrechen“, warnt der AWO Vorstand und wartet gespannt auf die anstehenden Haushaltsentwürfe: „Die Gesetzgeber in Bund und Land stellen derzeit ihre Haushalte auf. Das wird der Gradmesser sein, welchen Stellenwert Migrationsfachdienste in diesem Land zukünftig genießen und ob Integration gestaltet oder nur noch notdürftig verwaltet wird. In Zeiten, in denen gelingende Einwanderung einen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels leisten kann, ist dies eindeutig die falsche Entwicklung.“